Martyrium für die Pressefreiheit

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Die britische Innenministerin Priti Patel hat entschieden, dass Wikileaksgründer Julian Assange wegen Spionage an die USA ausgeliefert werden soll. Der Angriff auf die Pressefreiheit im Detail

Julian Assange ist Journalist. Wikileaks hat Geheimdokumente, die Whistleblower lieferten, veröffentlicht, wie es gängige journalistische Praxis ist. Diese publizierten sie zusammen mit namhaften Medienhäusern wie dem Spiegel, Libération, Le Monde, NDR, Guardian, New York Times und vielen anderen, die auch an den Recherchen beteiligt waren.

WikiLeaks und Julian Assange haben mittlerweile eine Reihe an Pressepreisen erhalten. Darunter der Martha-Gellhorn-Preis oder in diesem Jahr den deutschen Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik.

Was Wikileaks im Vergleich zum Guardian und dem Spiegel besonders macht, ist, dass sie sich auf interne Dokumente spezialisiert haben, die sie kommentieren, jedoch im Original und ungeschwärzt veröffentlichen, damit andere Journalisten und Interessierte damit arbeiten und ihre eigene Recherche anstellen können.

Diese Praxis ist auch unter Journalisten heftig umstritten, da sich unter anderem Namen und E-Mail-Adressen der Bloßgestellten in den Dokumenten finden.

In der von WikiLeaks angelegten öffentlichen Bibliothek für US-Diplomatie (Public Library of US Diplomacy oder kurz: PLUSD) finden sich über 250.000 Botschaftsdepechen, die den Briefverkehr der US-Botschaften aus den letzten Jahrzehnten beinhalten.

Das New-York-Times-Problem

Mit der Verfolgung von Assange und Wikleaks steht die US-Regierung vor dem sogenannten New-York-Times-Problem.1

Es gibt nämlich keine Möglichkeit, Assange für das Veröffentlichen geheimer Dokumente zu bestrafen, ohne nicht gleichzeitig auch die New York Times oder andere Zeitungen wie den Guardian verfolgen zu können.2

Ohne deren Enthüllungen der Pentagon Papers oder der Snowden-Dokumente hätten wir vielleicht nie von den Gräueln des Vietnamkriegs oder der Massenüberwachung durch die NSA erfahren.