Medien: Der Globale Süden bleibt Nebensache
Seite 2: Vernachlässigte Krisen und Katastrophen
- Medien: Der Globale Süden bleibt Nebensache
- Vernachlässigte Krisen und Katastrophen
- Kaum Interesse am "größten lösbaren Problem der Welt"
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Hierzu gehören etwa die humanitäre Krise infolge der eskalierenden Gewalt im Karibikstaat Haiti, der laut UN soziopolitisch am Abgrund steht, die politische Krise und der landesweite Notstand in Peru, der Militärputsch in Burkina Faso sowie die "Jahrhundertflut" in Pakistan, in deren Folge etwa 1.700 Personen starben und ca. 33 Millionen Menschen obdachlos wurden.
Aber auch die Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die Zahl der Malariatoten im Jahr 2021 bei 619.000 (und damit etwa 50 Prozent höher als im Vorjahr) lag, fand nur geringes mediales Echo. Wenig beachtet wurden außerdem die Bürgerkriege in Tigray (Äthiopien) und im Jemen (s.u.).
Die ZIB 1 und ORF.at nahmen diese Ereignisse nur peripher wahr. Ein Blick auf die geografische Verteilung der Beiträge zeigt, dass die geografische Orientierung der Berichterstattung eindeutig auf dem Globalen Norden lag und die Länder des Globalen Südens in den Nachrichten nur eine sehr geringe Rolle spielten (Abb. 2).
Noch dramatischer sieht es bei den Topthemen aus: Kaum ein Land in Lateinamerika, Subsahara-Afrika sowie Süd- und Südostasien schaffte es in der ZIB 1 in die wichtigste Meldung des Tages.
Kaum Interesse an der "weltweit schlimmsten humanitären Krise"
Während Russland und die Ukraine im Jahr 2022 in über 1.000 Beiträgen Erwähnung fanden, wurden die Kriegsländer Äthiopien und Jemen lediglich in 13 bzw. 8 Berichten erwähnt. In der Tat wurden dem Bürgerkrieg in Tigray, wo Schätzungen zufolge seit 2020 bis zu 600.000 Menschen starben, in der ZIB 1 insgesamt lediglich 40 Sekunden gewidmet.
Mit dem Bürgerkrieg im Jemen, der seit 2014 laut UN-Angaben infolge der militärischen Auseinandersetzungen und ihrer indirekten Auswirkungen rund 380.000 Menschenleben forderte und den die Vereinten Nationen als "weltweit schlimmste humanitäre Krise" einstufen, beschäftigten sich 185 Sekunden (zum Vergleich: auf den Krieg in der Ukraine entfielen 93.890 Sekunden; Abb. 3).