Medienkritik: Es lebe das Doppelmaß!

Seite 3: Das Feindbild Russland kommt aus der EU-Kommission

Ob die Auswahl von RT DE – die sowohl bei Covid-19 als auch weiteren Themen im Vergleich zu anderen medialen Akteuren nicht die extremsten Sichten wiedergibt – etwas mit der geopolitischen Ausrichtung der EU-Kommission zu tun hat, muss sicher noch eingehender recherchiert werden. Auch, warum das Thema überhaupt verfängt, wo doch Russland nicht wesentlich eine andere Corona-Politik verfolgt, wie der sogenannte Westen.

Es gibt Hinweise darauf, dass sich hier eine unheilvolle Kooperation zwischen EU und Nato anbahnt, die sich ehrlicherweise "strategische Kommunikation" nennt, aber von manchen Medienhäusern gerne als "Aufklärung gegen Desinformation" aufgegriffen und verbreitet werden - ganz ohne Faktencheck.

Hier gäbe es zu tun für die Kollegen, die sich mit falschen Steinmeier-Zitaten und verzerrten Lauterbach-Aussagen beschäftigungstherapieren lassen.

In dem Kontext wäre auch zu recherchieren, ob die vielen Investigativ-Teams und Faktenchecker, die seit einigen Jahren aus dem Boden sprießen, nicht eine direkte Folge der Ukraine-Krise 2014 sind - als von einer breiteren Öffentlichkeit die Mediendarstellungen in Frage gestellt wurden.

Sie erschienen zu einhellig antirussisch, was schließlich ein Gutachten des ARD-Programmbeirats bestätigte. Auch die East StratCom Task Force, ein Kooperationsprojekt zwischen EU und Nato wurde in diesem Zeitraum, 2015, gegründet, und schreibt sich neue Rahmenpläne für Berichterstattung auf die Fahnen.

Die Neuausrichtung der Deutschen Welle

Als Sachverständige nahm ich im genannten Zeitraum am Kulturausschuss im Bundestag teil und wurde Zeugin der Pläne zur politischen Neuausrichtung der Deutschen Welle – als PR-Werkzeug für das Deutschlandbild im Ausland, etwas anmaßend mit Blick auf vergleichbare US-Formate.

Nachdem Deutschland ja seit dem Jugoslawien-Krieg "seine Verantwortung im Ausland" vermehrt wahrnehmen möchte, bildet die Deutsche Welle die mediale Speerspitze der (nicht-militärischen) Propaganda – oder neudeutsch "Soft Power".

Wenn wir nach dem genauen Unterschied zu Staatssendern wie RT DE fragen würden, bekämen wir vermutlich zur Antwort: die Werte.

Gerne, das nehmen wir auf und an. Bitte die gleichen Werte und Qualitätskriterien für alle!

Sabine Schiffer leitet das unabhängige Institut für Medienverantwortung (IMV) in Berlin. In ihrem Lehrbuch "Medienanalyse" stellt sie das notwendige Handwerkszeug für die Analyse von Medienbeiträgen zusammen. Das IMV richtet sich an Medienschaffende und Mediennutzende gleichermaßen und klärt über Darstellungsmechanismen, Medieninhalte und Produktionsbedingungen auf und bietet Medienbildung in Seminaren, Publikationen und Konzepten.

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