Mehlwurm statt Pillen: Natürliche Vitamin-D-Alternative kommt auf den Markt
Die einen sehen hier EU-Ekelessen die anderen Vitamin D.
Die EU erlaubt ab Februar Mehlwurmpulver in Lebensmitteln. Das mit UV-Licht behandelte Pulver soll als natürliche Vitamin-D-Quelle dienen. Was steht dahinter?
Ab dem 10. Februar dürfen in der EU erstmals bis zu vier Prozent UV-behandeltes Mehlwurmpulver Lebensmitteln wie Brot, Kuchen, Käse oder Nudeln beigemischt werden. Das erlaubt eine neue Durchführungsverordnung der EU-Kommission.
Hersteller ist das französische Unternehmen Nutri'Earth, das die getrockneten und pulverisierten Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) mit UV-Licht behandelt. Dadurch steigt der Gehalt an Vitamin D3, so dass das Pulver als natürlicher Vitaminlieferant dienen soll. Nur Nutri'Earth darf das Pulver in den nächsten fünf Jahren EU-weit vermarkten.
Vitamin-D-Quelle aus Würmern
"Wir wollen eine umweltfreundliche Vitamin-D3-Quelle liefern, damit Menschen keine Nahrungsergänzungsmittel mehr brauchen", erklärt das 2017 gegründete Unternehmen. Vor der Trocknung müssen sich die Larven 24 Stunden den Darm entleeren.
Die Kennzeichnung des Pulvers als Zutat ist Pflicht. Auch ein Warnhinweis zu möglichen Allergien durch Kreuzreaktionen mit Krebstieren oder Hausstaubmilben muss auf den Produkten stehen. Überschreitet der Vitamin-D-Gehalt 0,75 Mikrogramm pro 100 Gramm, ist der Vermerk "Enthält durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D" nötig.
Debatte um Insekten als Lebensmittel
Die Zulassung des Mehlwurmpulvers ist ein weiterer Schritt bei Insekten als alternative Proteinquelle. Sie gelten als nahrhaft und ressourcenschonend in der Zucht. Kritiker sehen sie aber als "Ekelessen". Auch in der Debatte über die EU, über die wird das Thema von Kritikern Brüssels politisch benutzt.
Seit 2017 dürfen in der Schweiz bereits ganze Grillen, Mehlwürmer und Heuschrecken verkauft werden. Die EU erlaubte 2021 erstmals den gelben Mehlwurm als neuartiges Lebensmittel. Weitere Anträge für Grillen und Buffalowürmer laufen.
Die Branche sieht großes Potenzial für Insekten, da die Massentierhaltung an Grenzen stößt. Umweltschützer begrüßen sie als klimafreundlichere Alternative zu Fleisch. Verbraucher müssen sich aber erst an den Gedanken gewöhnen, Krabbeltiere zu essen. Akzeptanzstudien sehen Chancen vor allem für "unsichtbare" Insektenzutaten wie Pulver.