Mehr Importe aus China – Deutschlands Abhängigkeit teilweise dramatisch

Importe aus China nehmen zu.

Die Importe aus China nehmen in Deutschland zu. Teilweise werden die Abhängigkeiten dramatisch.

(Bild: Julius Silver, Pixabay)

Von wegen Abkopplung der deutschen Wirtschaft von China. Neue Studie zeigt: In zahlreichen Bereichen wachsen Einfuhren deutlich. Wie damit umgehen?

Die deutsche Wirtschaft blickt auch am Mittwoch nach Berlin. Der neue chinesische Regierungschef Li Qiang ist zu Gast in der deutschen Hauptstadt und spricht mit der Bundesregierung über die weitere Zusammenarbeit beider Länder, etwa in der Wirtschaft oder beim Klimaschutz.

Vertreter der deutschen Wirtschaft nutzen die Gelegenheit, um auf bessere Bedingungen für deutsche Unternehmen in China zu drängen. Von gegenseitig gleichen Regeln und einer Partnerschaft auf Augenhöhe sprach am Montag etwa Peter Adrian, Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

In der Debatte kursieren seit einiger Zeit zwei Begriffe: "Decoupling" und "De-Risking". Beide zielen darauf ab, die wirtschaftliche Verflechtung mit China in unterschiedlichem Maße zu reduzieren. Doch eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt nun: Die Abhängigkeit von China hat in einigen Bereichen sogar zugenommen.

Abhängigkeit von China wächst

Deutschland hat im vergangenen Jahr so viele Waren aus China importiert wie nie zuvor. Die Importe stiegen um 34 Prozent, während die deutschen Exporte nach China nur um knapp drei Prozent zulegten.

Deutschland ist in vielen Warengruppen von China abhängig. In 298 Warengruppen liegt der Importanteil chinesischer Produkte bei über 50 Prozent – in 211 davon ist der chinesische Anteil sogar gestiegen.

Insgesamt hat das IW 36 Warengruppen identifiziert, in denen der chinesische Importanteil über 80 Prozent liegt. Dazu gehören: Laptops, Magnete, Tastaturen, aber auch Vitamin C, Magnesium und Koffein. Aber auch Toaster, Wecker und Heizdecken gehören dazu.

Es sei ein wachsender chinesischer Einfluss primär bei einigen Rohstoffen, chemischen Grundstoffen und elektronischen Bauteilen zu beobachten, heißt es beim IW. "Hier ist von Diversifizierung nichts zu sehen, im Gegenteil."

Gefährlich werde diese Entwicklung, wenn Produkte unverzichtbar seien und in absehbarer Zeit nicht durch andere Anbieter ersetzt werden könnten. Dann leide Deutschland unter einer kritischen Abhängigkeit.

"Es geht nicht um Decoupling", sagte IW-Studienautor Jürgen Matthes. "De-Risking" sei das Gebot der Stunde. Und weiter:

Weniger mit China zu handeln, ist vor allem bei wirklich kritischen Abhängigkeiten nötig. Welche das sind, gilt es nun mit Unterstützung der Politik herauszufinden. Sonst bleibt De-Risking eine leere Floskel.

Jürgen Matthes

"Decoupling" und "De-Risking"

"Decoupling" von Wirtschaftsbeziehungen bedeutet, dass sich einzelne Volkswirtschaften oder ganze Wirtschaftsblöcke aus politischen Gründen entkoppeln.

Die deutsche Wirtschaft würde von einem solchen Prozess, sollte er jemals in Gang kommen, hart getroffen. Angesichts der vom IW vorgelegten Daten ist dies leicht nachvollziehbar.

Aber auch vorher war bekannt, dass China der größte Handelspartner Deutschlands ist und die deutsche Wirtschaft auf den chinesischen Markt angewiesen ist. Ob es gelingen wird, schnell neue Märkte zu erschließen, ist fraglich.

De-Risking ist ein ähnlicher Ansatz. Unternehmen sollen ihre Risiken minimieren, indem sie etwa Geschäftsbeziehungen mit Kunden oder in bestimmten Ländern, die als risikoreich gelten, beenden oder einschränken.

Auch für deutsche Unternehmen hätte "De-Risking" erhebliche Folgen, da sie stark exportorientiert und in diesem Fall vom chinesischen Markt abhängig sind. Deshalb schrecken sie vor einem Kahlschlag zurück.

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich deutsche Unternehmensvertreter gegen eine Reduzierung der Wirtschaftsbeziehungen mit China ausgesprochen. Sie favorisierten stattdessen die Strategie "local for local".

Die Lieferketten sollen durch den Rückgriff auf lokale Zulieferer belastbarer werden. Auf diese Weise erhofft man sich, Produktion und Handel auch im Falle von Handelskriegen und geopolitischen Konflikten abzusichern.

Welche Strategie sich letztlich durchsetzen wird, ist noch offen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.