Meister der geheimen Kriege

Seite 3: Zusammenarbeit von amerikanischen Geheimdiensten mit der Gestapo

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie eng haben amerikanische Geheimdienste zur Zeit des Nationalsozialismus und danach mit Faschisten zusammengearbeitet?

Armin Wertz: 2014 in den USA öffentlich gemachten Dokumenten ist zu entnehmen, dass mindestens 1000 Nazis nach dem Ende der Kampfhandlungen des II. Weltkriegs vom amerikanischen Militär, dem FBI oder dem OSS/CIA als Informanten und sogar als Agenten vor allem in Osteuropa und auf dem Balkan angeheuert wurden. Ende 1947 schließlich erhielt der Chef des ehemaligen Geheimdienstes Fremde Heere Ost, Reinhard Gehlen, von der CIA den Auftrag einen deutschen Geheimdienst aufzubauen. Und 1949 war die Organisation Gehlen, aus welcher der BND hervorging, einsatzbereit.

Schon in den dreißiger Jahren war es zumindest einmal zu einer Zusammenarbeit von britischen und amerikanischen Geheimdiensten mit der Gestapo und der brasilianischen Polizei gekommen. Als der brasilianische Militärdiktator Getúlio Vargas 1935 die in einer Volksfront zusammengeschlossene und von General Luis Carlos Prestes geführte Opposition zerschlug, waren ihm diese Geheimdienste einschließlich der Gestapo behilflich.

Wie wichtig waren vom Geheimdienst getragene Stay-Behind-Organisationen wie Gladio für das außenpolitische Konzept der USA?

Armin Wertz: Nun, es gab ja einige Staaten in West-Europa, deren Bevölkerung nicht so stramm antikommunistisch und antisozialistisch eingestellt war, wie die deutsche, auf die man sich diesbezüglich immer verlassen konnte. Vor allem in Frankreich und Italien existierten recht erfolgreiche kommunistische Parteien, in Griechenland gab es eine starke sozialistische Partei. Organisationen wie Gladio wären sicherlich zum Einsatz gekommen, wenn diese Parteien plötzlich die Regierung im Staat gestellt hätten.

Könnten Sie sich vorstellen, dass es heutzutage immer noch "Gladio"-Organisationen gibt?

Armin Wertz: "Gladio" existiert ganz sicher nicht mehr - und ich bezweifle, dass es derartige Organisationen heute, nach dem Ende des Kalten Krieges noch gibt. Ganz sicher aber unterhalten nicht nur die deutschen Geheimdienste gute Kontakte zu politisch rechts stehenden Organisationen.

Können Sie ein Auseinanderdriften amerikanischer und europäischer Interessen beobachten, die sich auch in einer Änderung der operativen Ausrichtung von amerikanischen Geheimdienst-Operationen niederschlagen?

Armin Wertz: Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie enthusiastisch im Westen auch heute noch das Bild vom Russen als Feind des Westens gemalt wird. Da schwingen sicher noch alte Vorstellungen und Angst vor den slawischen, den asiatischen Horden mit. Ich glaube, die USA überließen Europa gerne den Europäern, so dass sie sich auf Asien und die wachsende Macht Chinas konzentrieren könnten. Das scheint mir auch der Hintergrund der Forderung Präsident Donald Trumps zu sein, die Europäer sollten einen größeren Beitrag innerhalb der Nato leisten.

"Das Internet ist vom US-Militär aufgebaut worden

Wie wichtig ist das Internet für die Geheimdienste der USA?

Armin Wertz: Ungemein wichtig. Damit können die Geheimdienste praktisch jede Kommunikation ausspähen. Das Internet ist vom US-Militär aufgebaut worden. Obwohl private Unternehmen sind Google und andere Suchmaschinen ja direkt mit dem größten aller Geheimdienste vernetzt, der National Security Agency oder NSA. Das bedeutet, dass jede Information und jeder Informationsaustausch im Computer bei der NSA landet. Und nicht nur der aktuelle Informationsaustausch, die gerade abgeschickte Email oder das soeben versendete Tweet.

In einer "Winterlight" genannten Operation hackte sich die NSA in Computer und Computer-Netzwerke, nicht nur um Kommunikationsdaten zu erhalten, sondern um sämtliche Informationen abzugreifen, die auf Festplatten und sogar bei Servern gespeichert waren. Auf diese Weise verschaffte sich die NSA Zugang in die Computer der OPEC-Zentrale in Wien oder in das belgische Telefonsystem Belgacom, zu dessen Kunden unter anderem die Europäische Kommission und das Europaparlament gehören.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.