Migration aus Afghanistan: Die Mauer muss her!
Seite 2: Das Land fällt, die EU diskutiert einzelne Stipendien
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Erstaunlich viele Delegationen waren sich des Ernstes der Lage in Afghanistan jedoch nicht bewusst. Tschechien etwa fragte nach "Ergebnisse des jüngsten Engagements in Afghanistan" und "ermittelten Bedürfnissen".
Slowenien berichtete über ein Stipendienprogramm ("zwei afghanische Staatsangehörige mit einem Promotionsstipendium an der Universität Ljubljana") und Estland über NGOs im Norden und Osten Afghanistans.
Zwar schienen bei den Beratungen in Brüssel immer auch Warnungen vor einer Verschlechterung der Lage durch. Finnland etwa wies auf eine "sehr komplexe und unbeständige" Lage hin: "Dies gilt insbesondere jetzt, wo die internationalen Truppen abziehen und die Taliban eine Großoffensive gestartet haben."
Frankreich monierte eine falsche Prioritätensetzung in der Migrationspolitik der EU-Kommission: Man müsse angesichts der instabilen Lage nun Herausforderungen, konkrete Maßnahmen und Schlüsselbotschaften abstimmen.
Die Antwort bekam Paris drei Wochen später vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Deutlicher noch als zwei Tage später gegenüber Außenpolitikern des EU-Parlaments gestand er nach Auskunft eines beteiligten Diplomaten gegenüber EU-Außenministern am Dienstag Fehleinschätzungen ein.
Dabei sprach sich Borrell auch für eine Aufarbeitung des Scheiterns aus. Nicht nur im August 2021, sondern auch beim misslungenen Aufbau eines lebensfähigen afghanischen Staates in den Jahren zuvor.
Dieser Text erscheint in Kooperation mit der Berliner Zeitung am Wochenende.