Mikroplastik im Gehirn: Die unsichtbare Gefahr in unseren Köpfen
Mikroplastik findet sich immer häufiger im menschlichen Gehirn. Eine neue Studie zeigt einen Anstieg um 50 Prozent seit 2016. Die Folgen sind noch völlig unklar.
Winzige Plastikstücke sind überraschend häufig in menschlichem Hirngewebe zu finden, wie eine Studie an verstorbenen Personen zeigt. Dies wirft erneut Fragen und Bedenken über die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit auf.
"Die Ergebnisse sind sowohl bedeutsam als auch besorgniserregend", sagt Raffaele Marfella, Herz-Kreislauf-Forscher an der Universität Campania in Italien, gegenüber dem Online-Magazin ScienceNews. Er und seine Kollegen fanden zuvor, dass Menschen mit mehr Mikro- und Nanoplastik in Gefäßablagerungen ein höheres Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Tod hatten.
Starker Anstieg über die Zeit
Um ein vollständiges Bild zu erhalten, analysierten die Forscher 91 Hirnproben von verstorbenen Personen bis zurück ins Jahr 1997 mit verschiedenen Methoden. Die Messungen zeigten einen substanziellen Anstieg über die Jahre:
Zwischen 2016 und 2024 nahm die mittlere Konzentration von Mikro- und Nanoplastik um rund 50 Prozent zu – von 3.345 auf 4.917 Mikrogramm pro Gramm.
"Die im Gehirn nachgewiesenen Plastikmengen sind fast unglaublich", sagt Studienautor Andrew West von der Duke University gegenüber ScienceNews. "Tatsächlich habe ich es erst geglaubt, als ich die Daten von mehreren Tests mit verschiedenen Proben gesehen habe."
Höhere Werte bei Demenz
Auffällig waren die höheren Werte in den Gehirnen von 12 Personen mit Demenz-Diagnose. Ob dies Ursache oder Folge ist, bleibt unklar. Gehirnveränderungen bei Demenz könnten zum Beispiel das Eindringen von mehr Plastik begünstigen.
Weitere Forschung nötig
Die Ergebnisse werfen viele Fragen auf. Die Probenzahlen waren relativ klein und es besteht das Risiko von Verunreinigungen. Auch wurden keine lebenden Personen untersucht. Die großen offenen Punkte sind laut den Forschern:
- Wie gelangt Mikroplastik ins Gehirn?
- Kann es wieder entfernt werden?
- Ist es schädlich oder harmlos?
"Wir kennen schlicht die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik im Gehirn nicht", sagt West. Es wäre aber ein Fehler, mit Gegenmaßnahmen zu warten, bis alle Antworten vorliegen.
Die Folgen für Verbraucher
Mikroplastik ist mittlerweile allgegenwärtig - in Nahrung, Wasser und Luft. Es gelangt offenbar in hohen Konzentrationen auch ins Gehirn. Ob dies auf Dauer unbedenklich ist, lässt sich derzeit nicht sagen.
Verbraucher können die Aufnahme von Mikroplastik zwar durch bewusste Produktauswahl etwas reduzieren, ein vollständiges Vermeiden ist aber kaum möglich. Letztlich sind politische Maßnahmen gefragt, um die Verbreitung einzudämmen.
Die Studie zeigt, wie wichtig weitere Forschung ist, um die Risiken besser einschätzen zu können. Bis dahin gilt es, die Entwicklung wachsam zu beobachten. Denn wenn Mikroplastik tatsächlich zu Krankheiten wie Demenz beiträgt, hätte dies weitreichende Folgen.