Mit aller Härte des Gesetzes gegen Antisemitismus?
- Mit aller Härte des Gesetzes gegen Antisemitismus?
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Wie Deutschland den Antisemitismus austreiben will und auch Linke und Liberale einen auf "Law and Order" machen. Kommentar
Der mörderische Anschlag im kanadischen Toronto mit mindestens 10 Toten ist in der jüngeren Geschichte Kanadas eine Zäsur. Doch bemerkenswert ist der Umgang der Instanzen Kanadas mit der Amokfahrt.
Während hierzulande Webseiten nicht nur vom rechten Rand förmlich nach allen Beweisen danach suchen, dass der mörderische Islamismus mal wieder zugeschlagen hat, äußern sich die kanadischen Stellen mit Worten der Vernunft. Es handele sich um eine große Tragödie für die Betroffenen und ihre Angehörige.
Nicht Nationen, Menschen werden verletzt und angegriffen
Es gebe keine Anzeichen, dass die kanadische Nation gefährdet sei, heißt es aus der Regierung Trudeau und deshalb werde auch die Terrorwarnstufe nicht hochgesetzt. Was manche als Appeasement mit dem Islamismus missverstehen, wird aber den Opfern, ihren Freunden und Angehörigen am ehesten gerecht. Sie sind es ja, die durch einen solchen Anschlag angegriffen werden.
Die Phrase vom Angriff auf eine Nation verdeckt, dass es konkret Menschen sind, denen Leid zugefügt wurde und nicht einem Staat und einer Nation. Die besonnene Haltung der kanadischen Regierung hat sich auch auf die Hauptnachrichten vieler deutscher Sendungen ausgewirkt. So wurde beispielsweise im Deutschlandfunk gemeldet, dass der Name des kanadischen Amokfahrers gegen den Willen der Ermittlungsbehörden bekannt geworden ist. Aber er wurde nicht genannt.
Denn, es ist klar, dass es denen, die nach solchen Amokfahrten nicht in erster Linie an die Opfer denken, sondern den Namen des Täters wie eine Trophäe schwenken, damit deutlich machen wollen, dass er nicht zu ihrer Nation, ihrer Kultur, ihrer Religion gehört. Der Name ist dann ein wichtiger Baustein ihrer Kampagne. Wer den Namen nicht nennt, weigert sich, dass Geschäft der Rechten zu betreiben.
Die kanadische Regierung hat nicht ausgeschlossen, dass sich der Amokfahrer bei seinen Verbrechen des Islamismus bedient haben könnte. Es wird betont, dass in alle Richtungen ermittelt wird. Es wurde aber von Seiten der kanadischen Instanzen deutlich gemacht, dass die Ursachen in der Psyche des Täters liegen könnten.
Damit soll eben eine politische Instrumentalisierung verhindert werden. Es wird sich zeigen, wie lange in Kanada diese besonnene Haltung durchgehalten werden kann. Doch, dass die Regierung, Behörden und die Öffentlichkeit gerade in den entscheidenden ersten Stunden nach der Amokfahrt so reagiert hat, sollte weltweit als Vorbild geachtet werden.
Hier werden die Opfer nicht instrumentalisiert, sondern ernst genommen als Menschen, denen Schmerz und Leid zugefügt wurde. Sie gehen nicht abstrahiert in einer Nation auf oder in einer definierten Gruppe, was auch einen Akt der Entindividualisierung bedeutet.
"Law and Order" auch von links
Eine solche besonnene Haltung hätte man sich auch bei der antisemitischen Aktion eines jungen Syrers gewünscht, die seit Tagen die Medien in Deutschland beschäftigt. Dabei hat sie eigentlich das Ziel verfehlt.
Der Angreifer sah zwei Männer mit einer Kippa, pöbelte sie an und schlug auf einen mit einem Gürtel ein. Nur traf er dabei einen nichtjüdischen Israeli, dessen Familie als christlich-arabisch beschrieben wurde. Im Anschluss war das Thema führend in allen Medien. Der Staatsschutz ermittelte und der Täter, der sich dann selbst stellte, sitzt in Untersuchungshaft.
Eine ganze Nation von AfD bis in die Linke fordert nun gegen den Täter die ganze Härte des Gesetzes. So setzt Jerome Lombard, der eigentlich kein Anhänger von Law- Order ist, im Neuen Deutschland auf die Härte des Gesetzes und Druck:
Jenseits von Solidaritätsbekundungen und guten Worten braucht es jetzt klare Ansagen: Bestrafung der Täter mit der ganzen Härte des Gesetzes wegen Körperverletzung und Volksverhetzung sowie Ausleuchtung der familiären und kulturellen Hintergründe der Täter. Die islamischen Verbände und Moscheegemeinden müssen zudem mit Nachdruck dazu aufgefordert werden, sich dem Problem Antisemitismus zu stellen.
Jerome Lombard, Neues Deutschland
Nun müsste sich doch gerade jemand, der immer gegen den starken Staat und seine Gesetze geschrieben hat, fragen, ob Gefängnisse einen jungen Antisemiten von seinen Ressentiments und seiner Aggressivität abbringen.
Was also sollen harte Strafe bringen, wenn doch immer wieder überzeugend nachgewiesen wurde, dass sie keine abschreckende Wirkung haben? Hätte der arabische Israeli den Angreifer in arabischer Sprache zur Räson gerufen, hätte das unter Umständen eine nachhaltigere Wirkung auf ihn gehabt als die jetzt von allen geforderte Härte des Gesetzes.