Mit dem Verfassungsschutz gegen Querdenker?

Seite 2: Linke, die nur Rechte sehen?

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Die Frage ist, wie eine Linke damit umgeht, wenn Teile der Bevölkerung, die zeitweise mehr oder weniger locker mit ihr verbunden waren, nun bei dieser Bewegung mitmachen?

Handelt es sich dabei hauptsächlich um eine faschistische Bewegung wie der langjährige Antifa-Aktivist Jan Schlemermeyer in einer Kolumne in der Tageszeitung Neues Deutschland meint?

Oder gehört Schlemermeyer zu den Linken, die nur Rechte sehen wollen, wie der Publizist Gerhard Hanloser kritisiert, der die Corona-Proteste in Berlin beobachtet hat?

Ulla Jelpke gehört zumindest zu denen, die klar konstatieren, dass viele, die an den Corona-Protesten teilnehmen, sich noch nicht zur Rechten zählen. Die Frage ist, wie verhindert werden kann, dass sie in diese Richtung gestoßen werden?

Eine linke Genugtuung, dass die Querdenken-Bewegung nun vom Verfassungsschutz beobachtet wird, wäre zumindest das falsche Mittel. Es würde eine Linke, die ja nicht ohne Grund die Abschaffung des Verfassungsschutzes fordert, und dieses nach der Aufdeckung des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds bekräftigte, auch völlig unglaubwürdig machen. Ein Mittel wäre, mit dem Teil der Protestierenden ins Gespräch zu kommen, die sich nicht als Rechte sehen.

Diskussionsabsagen oder wie man die Querdenker stark macht

Wenn dann kontroverse Diskussionen zu den Corona-Maßnahmen abgesagt werden wie in der letzten Woche an der Universität Witten/Herdecke, wo der vielkritisierte Mediziner Wolfgang Wodarg mit dem Virologen Ullrich Mansfeld auf Einladung einer studentischen Initiative diskutieren sollte und das Gespräch in letzter Minute auf Druck der Hochschulleitung gecancelt wurde, ist dies das beste Mittel, den Querdenkern Zulauf zu schaffen.

Wenn nach dem Motto "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" von Institutionen entschieden wird, mit wem überhaupt noch diskutiert werden kann und wer außerhalb der Diskussion steht, dann ist das die beste Werbung für Bewegungen wie die Querdenker.

Es ist daher auch nicht verwunderlich, wenn auf ihren Internetseiten der Fall der verhinderten Diskussion aufgegriffen wird. Dass auf linken Internetseiten davon wenig zu lesen war, muss wohl auch nicht mehr erstaunen.