Möglicher iranischen Vergeltungsschlag: Russland offenbar um Deeskalation bemüht

Zu sehen sind iranische Raketen in einer Straßenszene, im Hintergrund ein Gebäude

Raketen in Teheran (2022): Russland drängt den Iran vor einem möglichen Vergeltungsschlag zur Mäßigung

(Bild: Mohasseyn/Shutterstock.com)

Ex-Verteidigungsminister Schoigu zu Besuch in Teheran. Putin mahnt Vermeidung ziviler Opfer an. Neue Waffendeals geplant.

Nach den israelischen Angriffen auf Beirut und der Ermordung von Hamas-Anführer Ismael Haniyeh in Teheran nehmen die Spannungen im Nahen Osten weiter zu.

Im Kontext eines möglichen iranischen Vergeltungsschlags versucht sich Russlands Präsident Wladimir Putin erneut als Vermittler in der Region. Wie die Asia Times berichtet, hat der russische Präsident offenbar persönlich an die iranischen Führung appelliert, von militärischen Aktionen gegen Israel abzusehen.

Schoigu zu Besuch in Teheran

Der Sekretär des Russischen Sicherheitsrats und Ex-Verteidigungsminister Sergei Schoigu überbrachte das Schreiben Putins am Montag persönlich in Teheran. Im Rahmen seines Iran-Besuchs traf Schoigu unter anderem auf Ali-Akbar Ahmadian, Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates Irans, sowie Mohammad Bagheri, Generalstabschef der iranischen Streitkräfte.

Auch ein Treffen mit dem neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian sei geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.

Iran droht weiter mit Vergeltung

Auslöser der jüngsten Spannungen ist die Ermordung des Hamas-Führers Ismail Haniyya am 31. Juli, die allgemein dem israelischen Geheimdienst zugeschrieben wird. Israel hat sich zu dem Vorfall nicht offiziell geäußert. Haniyya und einer seiner Leibwächter starben bei einer Explosion in einem Gästehaus für ausländische Würdenträger. Die Umstände des Vorfalls sind nach wie vor unklar. Haniyya hielt sich zur Amtseinführung von Präsident Pezeshkian in Teheran auf.

Wenige Stunden zuvor war bei einem israelischen Luftangriff Fuad Shukr, ein hochrangiger Hisbollah-Kommandeur und enger Verbündeter Irans, getötet worden. Die iranischen Revolutionsgarden drohten, Israel "zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und auf die richtige Art und Weise" eine "schwere Strafe" zuzufügen.

Laut Berichten der New York Times hat der oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, die iranischen Streitkräfte angewiesen, Israel als Vergeltung für die Ermordung Haniyehs anzugreifen.

Teheran will russische Kampfjets kaufen

In einer früheren Vergeltungsaktion nach der Bombardierung des iranischen Konsulats in Damaskus durch die israelischen Streitkräfte, feuerte der Iran am 13. April mehr als 300 Raketen auf Israel ab. Fast alle wurden von israelischen und US-amerikanischen Luftabwehrsystemen abgefangen.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am 6. August, dass Putin den Iran aufgefordert habe, bei etwaigen Militäraktionen gegen Israel zivile Opfer zu vermeiden.

Diese Nachricht wurde von Schoigu während seines Aufenthalts in Teheran übermittelt. Der Bericht enthüllte auch, dass der Iran Russland um den Verkauf von Su-35 Kampfflugzeugen gebeten habe, wobei es bisher keine Berichte über eine russische Zusage auf diese Anfrage gibt.

Darüber hinaus liefert Russland laut der New York Times offenbar auch Luftverteidigungssysteme an den Iran liefere, ohne die Systeme zu spezifizieren. Russland habe allerdings aufgrund des laufenden Ukraine-Kriegs nicht die Kapazitäten, seine beste Luftverteidigungstechnologie zur Verfügung zu stellen, so russische Quellen gegenüber der Zeitung.

Nach Angaben von Personen, die mit den Gesprächen in Teheran vertraut sind, erwägt der Iran den Vorschlag Putins, fordert aber als Teil des Deals hochentwickelte russische Waffensysteme – insbesondere das Luftabwehrsystem S-400, das eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern hat und mehrere Ziele treffen kann.

Analysten gehen davon aus, dass die S-400 in der Lage sein könnte, amerikanische Tarnkappenflugzeuge wie die F-22 und F-35 zu verfolgen. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da Russland bereits vereinbarte Lieferungen von S-400-Systemen an Indien, seinen größten Waffenkunden, aufgrund der Anforderungen des Ukraine-Konflikts verzögert hat.

Israels Dilemma

Der Krieg in der Ukraine stellt Israels Regierung indes weiter vor ein Dilemma, da Tel Aviv es sich nicht mit Russland verscherzen will, indem es die Ukraine militärisch unterstützt. Die USA haben Israel gebeten, bis zu acht Patriot-Raketensysteme an die Ukraine zu verkaufen.

Das Patriot-System ist für die Ukraine besonders wichtig, weil es die einzige Verteidigung gegen russische Flugzeuge ist, die aus einer Entfernung von etwa 60 Kilometern Gleitbomben abwerfen.

Sollte Putin dabei helfen, einen möglichen Waffenstillstand mit dem Iran zu erreichen, wird er im Gegenzug wahrscheinlich einige Gefälligkeiten von Israel erwarten.