München unter Schock: Auto fährt in eine Demonstration in der Innenstadt

Blaulicht in Großaufnahme

Bild: Shutterstock.com

Zwei Tote, weit über zum Teil schwer verletzte Personen. Mutmaßlicher Fahrer, ein Asylbewerber, festgenommen. Ermittler sehen religiöses Tatmotiv. Update.

In der Münchener Innenstadt, unweit des Hauptbahnhofs, ist heute Vormittag gegen 10:30 Uhr ein Mann mit seinem Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi gefahren. Nach ersten Berichten wurden dabei mindestens 28 Menschen verletzt.

Der Zustand mehrerer Patienten sei kritisch, heißt es in Presseberichten. Zwei Kinder sollen in einem lebensbedrohlichem Zustand in Krankenhäuser eingeliefert worden sein, berichtet der Münchner Merkur.

[Update: Am folgenden Samstag, den 15. Februar, berichtete die Tagesschau, dass ein zweijähriges Mädchen und seine 37-jährige Mutter den Folgen ihrer Verletzungen erlegen sind.]

Die Schockräume in allen großen Münchner Krankenhäusern seien belegt, werden Mediziner von der Zeitung zitiert.

Die ganze Stadt steht unter Schock.

Bekannt ist bislang, dass der Fahrer des Wagens ein 24-jährigen Asylbewerber aus Afghanistan ist und laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann polizeibekannt. Einsatzkräfte der Polizei hätten Schüsse auf ihn abgegeben und dann festgenommen.

Der Mann, der bislang wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen war, ist in einen Demonstrationszug von Verdi gefahren.

[Update: Dass der Mann, wie von Innenminister Hermann zunächst behauptet, "wegen Ladendiebststahls aufgefallen" war und daher polizeibekannt war, wurde gestern Abend noch korrigiert. Die Tagesschau berichtete:

"Der junge Afghane, der in München mit seinem Auto in eine Menschenmenge gefahren ist, hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. 'Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig', sagte Herrmann am Abend der Nachrichtenagentur dpa.

Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war. Vielmehr habe er stattdessen als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet. Weil er in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei, habe es Missverständisse gegeben. 'Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge', stellte Herrmann klar." Update, Ende]

Unter den Verletzten seien Mitarbeiter der Stadtverwaltung, hieß es gestern. Da die Kitas in München streikten, hatten "etliche der Teilnehmer ihre Kinder dabei", gab Münchens zweiter Bürgermeister, Dominik Krause, zu Protokoll.

Laut Aussage des Polizeipräsidenten habe sich der Fahrer der Versammlung von hinten genähert, habe "beschleunigt und ist in das Ende der Versammlung gefahren".

Anschlag: Schwarzer Tag für München

Oberbürgermeister Dieter Reiter sprach von einem "Schwarzen Tag für München".

Für Markus Söder handelt es sich bei dem brutalen Geschehen "mutmaßlich um einen Anschlag von einem afghanischen Staatsbürger."

"Es ist nicht der erste Fall. Wer weiß, was noch passiert", wird er zitiert.

Ob es Auswirkungen auf die am Freitag beginnende Münchener Sicherheitskonferenz geben wird, sei noch unklar, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Heute werden über 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister zum sicherheitspolitischen Expertentreffen erwartet.

Angekündigt haben sich US-Vizepräsident J.D. Vance, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bundeskanzler Olaf Scholz.

Religiöse Tatmotivation

Update: "Die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann, sagte auf einer Pressekonferenz, der 24 Jahre alte Beschuldigte aus Afghanistan habe ausgesagt, er sei bewusst in die Menge aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Demonstrationszuges gefahren. Die Generalstaatsanwaltschaft schließe daher auf eine religiöse Tatmotivation." (Spiegel)

„Nach allem, was wir bisher wissen, würde ich mich trauen, von einer islamistischen Tatmotivation zu sprechen“, erklärte Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann, Leiterin der bayerischen Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET), auf einer Pressekonferenz am Freitag. (SZ)

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Redaktionelle Anmerkung: Der Beitrag wurde bereits gestern Abend mit einem Update versehen. Allerdings wurde heute, am 14. 02.2025, durch ein technisches Versehen die alte und in einem wichtigen Punkt, dem der Vorwürfe wegen Ladendiebstahl, überholte Version neu ins System gespielt. Das wurde neu korrigiert. Wir bitten um Entschuldigung für die Panne.