Multimilliarden-Dollar-Flop: US-Armee gezwungen, Niger chaotisch zu verlassen
Nach dem Staatscoup will die neue Führung die USA loswerden. Doch die Biden-Regierung sträubte sich und gefährdet ihre Soldaten. Fiasko einer Supermacht.
Die Biden-Regierung hat dem Antrag der vom Militär geführten Regierung von Niger nach langem Zögern zugestimmt, die US-Truppen aus dem westafrikanischen Land abzuziehen. Aus dem US-Außenministerium hieß es am Freitag, dass über einen Abzugsplan mit der nigrischen Regierung gesprochen werde.
Dafür sollen auch US-Mitarbeiter in die Hauptstadt Nigers, Niamey, geschickt werden. Das US-Verteidigungsministerium soll die Leitung des Projekts übernehmen.
Niger wirft die USA raus
Niger hat vor einem Monat erklärt, dass eine militärische Präsenz von amerikanischen Truppen in dem Land rechtlich nicht mehr gestattet sei. Man hat die Kooperation mit den USA aufgekündigt.
Oberst Amadou Abdramane, ein Sprecher der regierenden Junta von Niger, denunzierte im nationalen Fernsehen die Vereinigten Staaten und erklärte, der seit 2012 geltende Sicherheitspakt verstoße gegen Nigers Verfassung.
Die USA hatten bis zuletzt versucht, einen Weg zu finden, um die Truppen in Niger zu halten, da sie eine große Drohnenbasis im Land betreiben, bekannt als Air Base 201, deren Bau über 100 Millionen Dollar gekostet hat und die als Drehscheibe für US-Operationen in der Region diente.
USA-Abzug
Die Biden-Regierung behauptete sogar, dass sie keinen Befehl zum Abzug erhalten hätte. Nach dem Staatscoup vom Juli 2023 hatte die neue Regierung von Niger bereits die französischen Truppen ausgewiesen.
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Die USA führten zugleich Gespräche mit anderen westafrikanischen Ländern wie die Elfenbeinküste und Ghana über die Stationierung von Drohnen auf deren Gebiet, was aber erfolglos blieb.
Nun scheint der Abzug der US-Truppen aus Niger chaotisch abzulaufen. Nach dem Bericht des Kongressabgeordneten Matt Gaetz aus Florida haben Mitglieder des US-Militärs erklärt, dass sie keine Versorgung und Unterstützung vom Pentagon mehr erhalten.
Gestrandete US-Streitkräfte
US-Soldaten im Niger sollen danach in dem zunehmend ihnen gegenüber feindlich gesinnten Land „gestrandet“ seien. Die US-Militärs sagten zudem, dass ihnen die Durchführung von Missionen oder die Rückkehr nach Hause nach dem geplanten Ende ihrer Einsätze untersagt wurde.
Der Bericht stellt fest, dass Post, Lebensmittel, Ausrüstung und medizinische Hilfsgüter den Luftwaffenstützpunkt 201, die große US-Drohnenbasis in der Stadt Agadez am südlichen Rand der Sahara-Wüste, nicht erreichen können.
"Einige diplomatische Genehmigungen für Militärflüge wurden in letzter Zeit verweigert oder nicht beantwortet, was in einigen Fällen zu verlängerten Einsätzen geführt hat", hieß es aus dem CIA-Hauptquartier Langley gegenüber The Intercept.
Milliarden an Dollar fehlinvestiert
Pentagon-Sprecher Pete Nguyen betonte, dass die "Versorgung" des US-Personals mit kommerziellen Mitteln fortgesetzt werde und das Pentagon in "Gesprächen" mit der Junta stehe, "um Genehmigungen für unsere kommenden regulären Flüge zu erteilen."
Der Bericht von Gaetz kommt zu dem Schluss, dass die US-Botschaft in Niger ihr diplomatisches Versagen vertusche. Es würden dabei Geheimdienst-Informationen von der Botschaft und der Regierung in Washington unterdrückt.
Das geschehe, so der US-Abgeordnete, „weil sie nicht wahrhaben wollen, dass ihr milliardenschwerer Flop, Niger zum Kernstück ihrer Afrika-Strategie zu machen, ein kompletter und totaler Fehlschlag ist." Durch das Verheimlichen der Situation vor Ort würden die rund 1.100 US-Soldaten in Niger von der Biden-Regierung gefährdet, so Gaetz.
Der US-Abgesandte für die Sahel-Zone, J. Peter Pham, sagte gegenüber US-Sender NBC, dass die USA eine halbe Milliarde Dollar für militärische Unterstützung und zwei Milliarden für Entwicklungszusammenarbeit in den letzten zehn Jahren im Niger investiert hätten.