Muttertag 2023: Diese 5 Fakten sollten Sie kennen
Ist ein Ehrentag für Mütter noch zeitgemäß? Fördert er Stereotype oder stecken in ihm gar reaktionäre Tendenzen? Was in der Debatte untergeht.
Am Sonntag ist Muttertag – wie in jedem Jahr am zweiten Sonntag im Mai. Dieser Ehrentag hat Tradition: Vor 100 Jahren wurde er zum ersten Mal in Deutschland gefeiert. Seine Wurzeln reichen allerdings bis ins Jahr 1865 zurück: In der US-amerikanischen Frauenbewegung wurde er damals als Mothers Friendship Day begangen. Er sollte dazu dienen, Mütter zu vernetzen und ihren Austausch zu fördern.
In Deutschland hatte er dagegen von Anfang an einen kommerziellen Charakter. Zum ersten Mal wurde er am 13. Mai 1923 gefeiert – auf Initiative des Verbands Deutscher Blumengeschäftsinhaber.
Inzwischen ist der Muttertag eine Tradition in Deutschland – auf die der Handel baut. Laut Nachrichtenagentur AFP rechnet der Handelsverband HDE in diesem Jahr mit Umsätzen von 973 Millionen Euro für Geschenke. Laut einer Umfrage planen rund 30 Prozent der Verbraucher, Ausgaben von durchschnittlich 17 Euro zu tätigen.
In diesem Jahr sorgte der Muttertag auch im politischen Raum für Aufregung. Auslöser war der Brief einer katholischen Kindertagesstätte in Hessen. Den Eltern wurde darin mitgeteilt, dass ihre Kinder zum Mutter- und Vatertag keine Geschenke basteln würden. Die Konstellation Mutter/Vater/Kind sei nicht mehr die Norm der heutigen Familie, hieß es in dem von Bild veröffentlichten Brief.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban, einer höheren Mütterrente bislang eher abgeneigt, veröffentlichte ebenfalls den Brief, anfangs aber mit sichtbarer Adresse der Einrichtung. Inzwischen wurde die Adresse geschwärzt. Auf Twitter kommentierte das Schreiben mit den Worten:
Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt…Irgendwie find ich es ziemlich cool, wenn man Kindern beibringt seiner Mutter einfach mal Danke zu sagen für ihren Megaeinsatz Tag für Tag!
Die hessische SPD warf dem CDU-Politiker daraufhin vor, Tilman habe die Kita "an den Pranger gestellt" und zum Ziel eines "Shitstorms" gemacht. Der Generalsekretär der SPD Hessen, Christoph Degen, erklärte laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA), Tilmanns Kommentar sei "voller reaktionärem Populismus".
Der Familienberater Stephan Fuchs vom Bundesverband alleinerziehender Mütter und Väter möchte den Muttertag am liebsten abschaffen. Er fördere Stereotype, sagte er kürzlich laut KNA. Verkauft werde das Bild von der "perfekten Mutter".
Seiner Meinung nach soll der Muttertag durch einen "Elterntag" ersetzt werden, um die Gleichstellung von Müttern und Vätern anders ins Bewusstsein zu rücken. Er wünsche schließlich auch alleinerziehenden Vätern einen solchen "Elterntag".
Es blieb in dem KNA-Bericht allerdings offen, ob Fuchs nur den Muttertag oder auch den Vatertag abschaffen möchte. Der Vatertag wird in Deutschland traditionell 39 Tage nach Ostern gefeiert.
In der Debatte wird vielfach ausgeklammert, dass das Großziehen von Kindern häufig mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden ist – und Frauen sind in besonderer Weise betroffen, vor allem wenn sie alleinerziehend sind.
Im Jahr 2021 zogen laut Statistikdienst Statista mehr als 2,1 Millionen Frauen ihre Kinder allein groß. Dagegen waren "nur" 462.000 Männer alleinerziehend.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun fünf Fakten zur ökonomischen Situation von Müttern veröffentlicht.
Fakt 1:
Mütter verdienten im Jahr 2019 im Schnitt 3.171 Euro weniger als kinderlose Frauen Besonders groß ist der Unterschied demnach in der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen: Kinderlose Frauen verdienten im Mittel 40.290 Euro – Mütter dagegen nur 25.821 Euro.
Wie stark alleinerziehende Frauen benachteiligt sind, verdeutlicht eine Auswertung für den Freistaat Bayern, die am Freitag vom Statistischen Landesamt in Fürth veröffentlicht wurde. Demnach beziehen 41 Prozent der alleinerziehenden Frauen im Freistaat ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro.
Fakt 2:
Erwerbstätige Mütter arbeiten im Medien 30 Stunden pro Woche, heißt es beim IW. Das sind acht Stunden weniger als erwerbstätige Frauen ohne Kinder. Und im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sei der Unterschied noch größer.
Fakt 3:
Nur 39,7 Prozent aller Mütter mit einem Kind unter drei Jahren waren 2022 erwerbstätig. Bei Vätern lag die Quote mit 89 Prozent deutlich höher.
Fakt 4:
Mütter bekommen weniger Rente. Wer von ihnen 2021 erstmals eine Rente bezog, bekam im Schnitt 871 Euro. Frauen ohne Kinder erhielten 897 Euro. Dabei gilt: Je mehr Kinder eine Frau großzog, desto weniger Rente erhielt sie. Bei Frauen mit vier und mehr Kindern waren es nur 767 Euro.
Fakt 5:
Für viele Mütter sind Beruf und Familie nur schwer zu vereinbaren. Im Frühjahr 2022 fehlten noch immer 266.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Niedrige Renten von Müttern seien Folge von geringen Einkommen und Arbeitszeiten, erklärte IW-Ökonomin Ruth Maria Schüler. "Um diese Lücke zu schließen, muss an der Wurzel des Problems angesetzt werden: Die Politik muss endlich die Kita-Lücke schließen."
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