Nach US-Schlägen in Syrien und Irak: Droht jetzt ein Flächenbrand?

US-Angriffe eskalieren Spannungen. Iran reagiert scharf. Irak fordert Abzug der US-Truppen. Kriegsgefahr wächst.

Die Nahostpolitik der USA gleicht einem Zauberlehrling, der die Geister, die er selbst gerufen hat, nicht mehr bändigen kann. Und wie der Zauberlehrling in Goethes Ballade zur Axt greift, so setzt die US-Regierung wieder einmal auf Gewalt.

Militärische Vergeltung der USA: Eine Spirale der Gewalt?

Die US-Luftwaffe bombardierte 85 Ziele im Irak und in Syrien als Vergeltung für einen Angriff auf US-Truppen, bei dem drei US-Soldaten getötet und weitere verletzt worden waren. Die Bomben richteten sich gegen Milizen, die mit der iranischen Revolutionsgarde (IRGC) in Verbindung gebracht werden.

Unter den Opfern der Anschläge sollen zahlreiche Zivilisten gewesen sein. Im Irak kamen nach offiziellen Angaben 16 Menschen ums Leben, Soldaten und Zivilisten. Außerdem wurden 23 Menschen verletzt. Die irakische Regierung erklärte, die US-Flugzeuge hätten Orte angegriffen, an denen irakische Sicherheitskräfte in der Nähe ziviler Einrichtungen stationiert seien.

In Syrien sollen bei den Angriffen 23 Menschen getötet worden sein. Sie hätten die angegriffenen Orte bewacht, sagte Rami Abdulrahman, Direktor der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, laut Reuters.

Erfolg oder Eskalation? Die USA bewerten ihre Militärschläge

Laut Generalleutnant Douglas Sims, Direktor des US-Generalstabs, waren die Angriffe erfolgreich. Sie hätten große sekundäre Explosionen ausgelöst, was darauf hindeute, dass Waffen der anvisierten Milizen zerstört worden seien.

Man habe die Angriffe in dem Wissen durchgeführt, dass es wahrscheinlich Opfer unter den Menschen in den Einrichtungen geben würde, so Sims. Und US-Präsident Biden erklärte, dass man sich mit dem Ergebnis nicht zufriedengeben werde. "Unsere Antwort hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt, wann und wo wir wollen", sagte er.

Die Gefahr einer neuen Eskalation: Ein Teufelskreis?

Bei Goethe verdoppelte der Zauberlehrling das Unglück, indem er mit einem Axthieb aus einem Wasserträger zwei machte. Ähnlich könnte es den USA im Nahen Osten ergehen, wie erste Reaktionen zeigen. Eine Eskalation der Gewalt ist nicht auszuschließen.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, erklärte in einer Stellungnahme, die Angriffe seien "ein weiterer abenteuerlicher und strategischer Fehler der USA, der nur zu mehr Spannungen und Instabilität führen wird". Kanaani forderte den UN-Sicherheitsrat auf, "illegale und unilaterale Angriffe der USA in der Region" zu verhindern.

Der Ruf nach Abzug: Iraks Parlament stellt sich quer

Im Irak wird die Forderung nach einem Abzug der US-Truppen lauter. Der Sicherheits- und Verteidigungsausschuss des irakischen Parlaments erklärte, die im Land anwesenden US-geführten Koalitionstruppen würden "die Lage destabilisieren", berichtet die im Libanon ansässige Zeitung Al Mayadeen. Die Parlamentarier forderten die irakische Regierung auf, rasch eine Vereinbarung über ihren Abzug zu erzielen.

Irakische Milizen hatten vor den Angriffen bekräftigt, dass ein US-Angriff sie nicht davon abhalten werde, die Palästinenser im Gazastreifen zu unterstützen. Israel betreibe dort einen Völkermord und werde dabei von den USA unterstützt.

Die unmittelbare Reaktion: Widerstand gegen die US-Präsenz

Unmittelbar nach den US-Angriffen kündigte die Gruppe "Islamischer Widerstand im Irak" einen Angriff auf den US-Stützpunkt Harir in Erbil an. In der Erklärung hieß es laut Al Mayadeen: Die Operation sei "die Fortsetzung unseres Weges im Widerstand gegen die amerikanischen Besatzungstruppen im Irak und in der Region". Damit scheint die Gefahr einer weiteren Eskalation gegeben zu sein.

Täuschung und Wahrheit: Iraks Anklage gegen die USA

Das Weiße Haus erklärte laut Reuters, man habe den Irak vor den Angriffen informiert und mit der irakischen Regierung abgestimmt.

In Bagdad sprach man dagegen von Täuschung und Lüge und beschuldigte die USA, die Tatsachen zu verdrehen. Die US-Regierung versuche "die internationale öffentliche Meinung in die Irre zu führen und sich der rechtlichen Verantwortung für dieses inakzeptable Verbrechen zu entziehen", so die Erklärung der irakischen Regierung, wie sie von Al Mayadeen wiedergegeben wird.

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