Nach der COP28: Sind wir noch zu retten?

Szene auf er COP28. Bild: Presidencia de Colombia, PDM 1.0

Der 28. Weltklimagipfel und die Überlebensfrage der Menschheit. Stand am Ende ein fragiler Kompromiss? Oder ist das ein Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel?

Vor der Weltklimakonferenz in Dubai schrieb ich: "Alle Technologien für den Wandel sind vorhanden. Doch noch fehlt es am Wichtigsten für eine wirkliche Transformation: am politischen Willen der meisten Regierungen.

Die Menschheit muss sich entscheiden: Entweder mehr fossile Energien verbrennen und damit die Zukunft unserer Kinder und Enkel gefährden oder aber für einen nachhaltigen und damit besseren Planeten eintreten. Die nächste Weltklimakonferenz in Dubai wird eine Antwort finden müssen." Und nun: Sind wir noch zu retten?

Die Reaktionen sind gemischt. Die Umweltverbände sind etwas optimistischer als zuvor. Die taz hingegen bezeichnet die Abschlusserklärung von Dubai als "einen faulen Kompromiss".

COP28: Wie ist der Kompromiss einzuordnen?

Die FAZ titelt: "Abkehr von fossilen Energien beschlossen". Die Welt fragt: "Durchbruch oder Formelkompromiss?" Die Münchner TZ nennt die Entscheidung von Dubai "einen historischen Klimabeschluss".

Fakt ist: Die Abschlusserklärung ist – wie immer – ein Kompromiss, auf den sich 196 Regierungen der Welt – also alle – einigen mussten, einschließlich der Ölstaaten und der drei größten Klimasünder: die USA, China und Indien. Diesen bemerkenswerten Kompromiss kann man vielleicht später einmal als den Einstieg in den Ausstieg aus den fossilen Energien bezeichnen.

Zugestimmt haben ebenfalls alle, dass bis 2030 der Anteil der erneuerbaren Energien gegenüber 2022 verdreifacht und die Energieeffizienz in derselben Zeit verdoppelt werden soll. Auch das ist ein Fortschritt.

Oder doch eine "hochgradige Überraschung"?

Immerhin nannte der Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, das Dubai-Ergebnis "eine hochgradige Überraschung", weil weltweit erstmals überhaupt "über das Ende von Kohle, Gas und Öl gerungen" und dann auch noch beschlossen wurde.

Dies, so Edenhofer, sei "das Signal an die Staaten und an die Investoren, dass es ein Weiter-so nicht geben könne". Edenhofer wies aber zugleich darauf hin, dass die CO2-Emissionen weltweit noch immer steigen.

Dieser relative Erfolg war möglich in einem Öl-Land unter der Präsidentschaft eines Öl- und Energieministers, Sultan Ahmed al-Dschaber, der aber zugleich Chef einer Firma für erneuerbare Energien ist, was in seiner Beschreibung in den deutschsprachigen Medien meist unterschlagen wurde.

Mehr Anstrengungen gegen Klimawandel

Ausgerechnet dieser Präsident der COP28 sagt, die Staaten sollten "alle Anstrengungen" unternehmen, das 1.5 Grad-Ziel zu erreichen. Dieses Ziel sei der ‚Polarstern‘, nach dem sich nun alle ausrichten sollten. Auch die nächste Weltklimakonferenz, die COP29 findet wieder neben Ölquellen statt, in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

Wirklich "historisch" wird die Entscheidung der COP28 allerdings erst dann, wenn die Regierungen auch umsetzen, was sie in Dubai beschlossen haben.

Das alles ist mehr, als realistischerweise erwartet werden konnte, aber bisher nicht genug, um das Paris-Ziel von nicht mehr als 1.5 Grad globaler Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen.

Immerhin: Wir haben noch eine Gnadenfrist – noch sind wir zu retten. Bisher zumindest hat es die Menschheit immer geschafft, in den größten Krisen auch die richtigen Lösungen zu finden.

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