Nach der Verschnaufpause: Was tun in der nächsten Hitzewelle?
Grundwasserspiegel kaum erholt: Industrie und Privatpersonen sollen wohl demnächst wieder Wasser sparen. Im Garten helfen sparsames Gießen und dürreresistente Anbaumethoden.
In großen Teilen Deutschlands reihte sich in den letzten Wochen ein Regentag an den anderen. Viele sind es leid; und "Klimaskeptiker" fluten das Netz mit Witzen. Stichwort: "Asymptomatischer Klimawandel". Der Unterschied zwischen Wetter und Klima wird weggelacht; ebenso wie der zwischen Deutschland und der Welt.
Doch auch wenn es zuletzt eher kühl und regnerisch war [1] – im Juni war es auch in Deutschland vielerorts zu trocken, und der Juli-Regen reichte längst nicht überall, um die Grundwasserdefizite der letzten Jahre auszugleichen. "Eigentlich müsste es ein Jahr durchregnen" [2], sagt Angela Schuhmann, die seit 30 Jahren als Gärtnerin im Botanischen Garten Berlin beschäftigt ist, diese Woche in einem t-online-Interview. Ähnlich sieht es in Baden-Württemberg aus [3].
Die Sommer der letzten fünf Jahre zeigen, dass die Hitzeperioden hierzulande zunehmen, wobei 2018 und 2022 seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen die bislang wärmsten Jahre waren. Laut Statista betrug die Durchschnittstemperatur allein im vergangenen Sommer deutschlandweit 19,2 Grad Celsius. Am wärmsten war es in Berlin und im Saarland mit durchschnittlich 20,6 Grad. Damit gehört der letztjährige Sommer zu den regenärmsten, trockensten und wärmsten Sommern [4] seit Beginn der Aufzeichnungen.
Dabei steigt die Zahl der "Heißen Tage" [5], also der Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius, mit starken Schwankungen tendenziell an. So wurde 2019 in Duisburg-Baerl und Tönisvorst (Nordrhein-Westfalen) der bisherige Hitze-Rekord in Deutschland [6] in Höhe von 41,2 Grad Celsius gemessen. Insgesamt wiesen am selben Tag mehr als 20 Messstationen Temperaturen von über 40 Grad Celsius auf.
Trinkwasserampel: Ist genügend Wasser verfügbar?
Besonders an warmen und trockenen Sommertagen kann das Wasser knapp werden. In manchen Städten zeigen Trinkwasserampeln [7], wie es um die Wasserbevorratung steht: Zeigt die Ampel Grün, ist die Trinkwassernutzung uneingeschränkt möglich. Zeigt sie Gelb, werden die Menschen gebeten, ihren Wasserverbrauch zu verringern bzw. auf die Bewässerung des Gartens oder das Befüllen eines Gartenpools zu verzichten. Bei Rot ist alles verboten: Rasen sprengen, Pools befüllen, Auto waschen – so wie 2022.
Ein Verbot wurde im Juni in mehreren Landkreisen in in Sachsen-Anhalt ausgesprochen: So war es im Altmarkkreis Salzwedel, im Salzlandkreis und im Jerichower Land nicht erlaubt, Wasser aus Bächen zu pumpen. Zudem durften die Anwohner zwischen zehn und 19 Uhr kein Grundwasser zwecks Bewässerung aus ihren privaten Brunnen entnehmen [8].
Auch der Landkreis Oberhavel appellierte an seine Anwohner, sorgsam mit dem Wasser umzugehen. So durfte etwa tagsüber der Garten nicht bewässert werden [9].
Die Stadt Brandenburg an der Havel etwa verbot den Einwohnern die Wasserentnahme [10] aus oberirdischen Gewässern. Mit dem Verbot soll dem erheblichen Absinken des Wasserstandes der Seen und Teiche entgegengewirkt werden. Die Allgemeinverfügung soll noch bis zum 30. September gelten.
In den Gemeinden Oberursel und Steinbach im Taunus wurden die Trinkwasser-Ampeln wegen fehlender Niederschläge im Juli ebenfalls auf Gelb gestellt [11]. In beiden Orten hinterließ ausbleibender Regen ausgedörrte Steppenlandschaften. Daher appellierten die Stadtwerke Oberursel und die Wasserversorgung Steinbach an die Bevölkerung, Trinkwasser sparsam zu verwenden und nur da, wo es notwendig ist.
Gartenbewässerung sollte auf maximal zwei Vorgänge pro Woche beschränkt werden. Nicht erlaubt war die Nutzung von Trinkwasser zum Waschen von Fahrzeugen, zur Reinigung von Gebäuden, Terrassen, das Befüllen von Pools, Zisternen oder sonstigen Wasserspeichern.
Intelligentes Gießen bei Dürre
Für das Gärtnern bei Trockenheit raten Experten vielfältige Maßnahmen:
- Rasen nicht zu kurz schneiden, denn dann braucht er besonders viel Wasser. Ein Rasen mit längeren Grashalmen, Wildkräutern hält die Feuchtigkeit besser im Boden. Bestimmte Grasarten gehen sparsamer mit Wasser um und vertragen Trockenheit und Hitze besser als andere. Als Vorbild dienen Wildblumenwiesen, die Trockenperioden unbeschadet überdauern. In bestehenden Rasen lassen sich Lücken oder ausgedünnte Partien mit einer Trockenrasen-Mischung wieder aufstocken.
- Statt stundenlang den Wassersprenger laufen zu lassen, können Pflanzen abends über gezielte Tröpfchenbewässerung über einen Schlauch bewässert werden, so dass das Wasser unmittelbar am Wurzelweg langsam einsickert.
- Ausschließlich morgens oder abends wässern, nicht in der Mittagshitze, weil sonst das Wasser direkt in der Luft verdunstet.
- Pflanzen seltener, dafür kräftiger gießen, und zwar direkt an den Wurzeln, wo sie es brauchen.
- In Tonnen oder Gefäßen gesammeltes Regenwasser als Gießwasser nutzen.
- Tontöpfe ebenerdig in der Erde neben den Pflanzen vergraben [12] und regelmäßig mit Wasser füllen. So versickert es langsam in der Erde, wobei es die Wurzeln optimal erreicht.
Klimaresilientes Gärtnern mit Mulch und Kraterbeeten
Pflanzen gedeihen auch während langer Trockenperioden, wenn man einige Dinge beachtet, etwa das Anpflanzen dürreresistenter Arten: Tiefwurzler wie Rosensträucher, Quitten, Eiben, Hundsrosen, Rosmarin oder Lupinen speichern länger Wasser und kommen grundsätzlich mit weniger Feuchtigkeit aus. Bei anhaltender Trockenheit versorgen sie sich mit Wasser aus tieferen Schichten.
Wird organischer Mulch bestehend aus Rinde bzw. gehäckselten Pflanzenresten auf den Beeten oder den Töpfen neben den Pflanzen ausgebracht, so wird nicht nur Nässe in Bodennähe gespeichert [13]. Der Mulch liefert zudem als Dünger der Erde wertvolle Nährstoffe. Besonders durstige Pflanzen sollten an halbschattigen Plätzen stehen. Regelmäßiges Hacken vermeidet Verdunstung, weil die Erde die Feuchtigkeit besser speichern kann.
Werden darüber hinaus die Beete mit der Harke aufgelockert, verdunstet weniger Wasser, denn die Feuchtigkeit wird besser in der Erde gebunden. Zudem kann in dem krümelig geharkten Boden das Gießwasser leichter in den Boden einsickern.
Wo die Trockenperioden im Sommer lang sind und starke Regengüssen im Winter drohen, ist ein "Kraterbeet [14]" mit einem Mix aus diversen Kräutern und Gemüsearten eine gute Alternative. Das tiefergelegte kreisrunde Beet verfügt über verschiedenen Pflanzzonen und Feuchtegrade und bietet Schutz bei Hitze als auch bei Nässe. Es wird durch einen äußeren Wall begrenzt, so dass es bei großer Wärme im Krater kühler ist als draußen.
Magerbeete auf Verkehrsinseln
Auch Sand- oder Magerbeete [15] sind widerstandsfähig gegen Dürre, denn sie kommen fast ohne Gießen aus. Flächen, die sonst bei zu großer Hitze und wenig Regen vertrocknen würden, erblühen mit mehrjährigen heimischen Wildstauden und Zwiebelgewächsen, die natürlicherweise an Wegesrändern oder auf Schotterfluren siedeln.
Die Beete benötigen einen sonnigen Standort mit sandigen Untergrund: Auf dem Gartenboden wird eine 15 bis 20 Zentimeter dicke Sandschicht aufgeschüttet. Die Pflanzen wurzeln in Gartenerde, während sie weiter oben im Sand liegen. Nach Anlegen des Beetes verrottet der unter der Sandschicht liegende Rasen und gibt Nährstoffe frei. Die in Sand eingepflanzten Stauden werden zu verstärktem Wurzelwachstum angeregt. Sie müssen lediglich in der Anwuchsphase gegossen werden, danach muss nicht mehr gewässert werden.
So wie die Sandbeete auf der Verkehrskreisel in Föhren im Landkreis Trier-Saarburg, die im Winter 2021 von der Naturgartenplanerin Annette Fehrholz konzipiert und angelegt wurden [16]: Die hier angesäten Arten sind an die verschiedenen Bodenschichten optimal angepasst. So wurden fast ausschließlich heimische Wildblumenarten ausgesät, die gerne von Insekten angeflogen werden.
Die Wildstauden wurzeln teilweise zwischen dem Kies oder entwickeln tiefere Wurzeln bis hinunter in die Sandschicht. Rund zwei Jahre später steht der Kreisel in voller Blütenpracht, ohne einmal bewässert worden zu sein.
Ursprünglich bestand das Beet auf dem Kreisel aus schwerem, tonigem Lehm. Darin staut sich im Winter das Wasser besonders schnell, bei lang anhaltender Hitze trocknet der Boden dagegen schnell aus und werde bretthart, erklärt die Naturgartenexpertin gegenüber dem SWR. Viele Pflanzen halten diese extremen Schwankungen nicht aus und sterben ab, weshalb die Flächen fast jedes Jahr kostenaufwändig bepflanzt werden müssten.
Magerbeete hingegen dienen als Versickerungsflächen, sind kühlende Grünanlagen und fördern gleichzeitig die Insektenvielfalt.
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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.telepolis.de/features/Aera-des-globalen-Kochens-Warum-die-gefuehlte-Kuehle-in-Deutschland-taeuscht-9232696.html
[2] https://www.t-online.de/region/berlin/id_100222654/berlin-trockenheit-trotz-regenfaellen-botanikerin-in-sorge-um-umwelt.html
[3] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/grundwasserspiegel-in-der-region-haben-vom-regen-kaum-profitiert-100.html
[4] https://de.statista.com/themen/73/wetter/#topicOverview
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164050/umfrage/waermste-jahre-in-deutschland-nach-durchschnittstemperatur/
[6] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1032379/umfrage/orte-in-deutschland-mit-einer-temperatur-von-ueber-40-grad-celsius/
[7] https://www.trinkwasser-in-owl.de/informationen/28-wbv-am-wiehen-reaktiviert-trinkwasser-ampel
[8] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/verbot-wasser-entnahme-landkreis-gewaesser-altmarkkreis-salzwedel-neue-massnahmen100.html
[9] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/26033.html
[10] https://www.maz-online.de/brandenburg/trockenheit-in-brandenburg-so-wird-das-wasser-rationiert-3YEZA7TIPJHRJAKT3P6QIE6BAY.html
[11] https://www.fnp.de/lokales/hochtaunus/oberursel-ort69327/oberursel-trinkwassersparen-gegen-notstand-92402557.html
[12] https://www.oekotest.de/bauen-wohnen/Wasser-sparen-im-Garten-12-Tipps-gegen-Trockenheit-und-Duerre_12901_1.html
[13] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Wasser-im-Haushalt-und-Garten-sparen-und-die-Umwelt-schonen,wassersparen102.html
[14] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/26033.html
[15] https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/sandbeete-anlegen-und-bepflanzen-so-gehts-40498
[16] https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/mit-gruenflaeche-ohne-giessen-trotzt-foehren-der-duerre-100.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
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