Nahost: Israels Verteidigungsminister drängt auf Militäreinsatz im Libanon

Israels Verteidigungsminister Gallant

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant

(Bild: Shutterstock.com )

Beobachter warnen vor weiterer Eskalation zwischen Israel und Hisbollah. Diplomatische Bemühungen laufen auf Hochtouren. Doch was plant Verteidigungsminister Gallant?

Im Schatten des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt im Norden des Landes.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant äußerte gegenüber US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in einem Telefongespräch am Montag ernsthafte Besorgnis über das sich schließende diplomatische Fenster im Konflikt mit der libanesischen Hisbollah-Bewegung, berichtet die Jerusalem Post.

Gallant: "Militäraktion ist einziger Weg"

Die Gespräche fanden während eines Besuchs des Sondergesandten des Weißen Hauses, Amos Hochstein, in Israel statt, um die Krise an der Nordgrenze zu erörtern. Dort kommt es seit Monaten zu gegenseitigem Raketen- und Artilleriebeschuss zwischen israelischen Truppen und Kräften der Hisbollah.

Gallant betonte die Dringlichkeit einer diplomatischen Lösung und wies darauf hin, dass die Verbindungen der Hisbollah zur Hamas in Gaza, wo israelische Streitkräfte seit fast einem Jahr aktiv sind, den Weg in eine klare Richtung weisen.

Israelische Medien berichteten am Montag, dass der Chef des Nordkommandos der Armee eine rasche Grenzoperation empfohlen habe, um eine Pufferzone im Süden des Libanon zu schaffen.

"Die Hisbollah hält an ihren Verbindungen zur Hamas fest und weigert sich, den Konflikt zu beenden. Der einzige verbleibende Weg, die Bewohner des Nordens nach Hause zurückzubringen, ist eine Militäraktion", sagte Gallant.

Drohende Eskalation des Konflikts

Während der Krieg in Gaza seit dem Angriff der Hamas am vergangenen 7. Oktober im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, nährt die prekäre Lage im Norden Befürchtungen eines regionalen Konflikts, in den auch die USA und der Iran hineingezogen werden könnten.

Nach einem Raketenangriff der Hisbollah am 8. Oktober als "Solidaritätsbekundung" mit den Palästinensern haben sich die täglichen Auseinandersetzungen verschärft. Israelische Jets griffen Ziele tief im Libanon an, darunter auch die Hauptstadt Beirut. Die Hisbollah erklärte, sie strebe derzeit keinen umfassenden Krieg an, werde aber kämpfen, sollte Israel einen solchen beginnen.

Israelische Offizielle haben seit Monaten deutlich gemacht, dass eine dauerhafte Räumung der nördlichen Grenzgebiete nicht akzeptiert werden kann. Allerdings wurden auch Fragen nach der militärischen Bereitschaft für eine Invasion im Südlibanon laut, während die Truppen noch in Gaza gebunden sind.

Rechter Minister drängt auf Gallants Entlassung

Doch einige Hardliner in der israelischen Regierung drängen zum Handeln. Der rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, ein langjähriger Gegner Gallants, forderte gestern dessen Entlassung. Dem scheint Premierminister Benjamin Netanjahu offenbar zeitnah nachkommen zu wollen, berichtet die Times of Israel.

Hunderte von Hisbollah-Kämpfern und Dutzende von israelischen Soldaten und Zivilisten wurden seit Beginn des jüngsten Konfliktausbruchs im Norden bereits getötet. Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze sind quasi zu Geisterstädten geworden. Die Konfliktparteien standen im vergangenen Monat kurz vor einem umfassenden Krieg, nachdem israelische Streitkräfte einen hochrangigen Hisbollah-Kommandeur in Beirut als Vergeltung für einen Raketenangriff getötet hatten, bei dem zwölf Jugendliche auf den von Israel besetzten Golanhöhen ums Leben gekommen waren.

Am Montag gab das israelische Verteidigungsministerium bekannt, dass es die Verteilung von 9.000 automatischen Gewehren an zivile schnelle Eingreiftruppen im Norden Israels und auf den Golanhöhen genehmigt hat.

Die Lage bleibt angespannt. Obschon die diplomatischen Bemühungen fortgesetzt werden, steigt die Gefahr einer weiteren militärischen Eskalation in der Region stark an.