Nasa macht sich auf die Suche nach UFOs

Andreas Müller

Video eines UPA. Bild: Screenshot/ Pentagon

US-Behörde beruft eigenen Direktor für UFO-Untersuchungen. Dabei wird mehr Transparenz versprochen. Ein Bericht dazu liest sich langweilig und ist dennoch ein Meilenstein.

Die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa hat Ende dieser Woche den Abschlussbericht einer Studie zu unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen im Luftraum veröffentlicht. Darin zeigt die Nasa auf, dass und wie sie sich künftig an der Erforschung von UFOs (unidentified flying objects) und UAPs (unidentified aerial phenomena) beteiligen will. Zum Direktor der Nasa für UAP-Untersuchungen wurde Mark McInerney ernannt, der bisher die UAP-Aktivitäten der Nasa mit denen des US-Verteidigungsministeriums koordinierte.

Auch wenn der Abschlussbericht selbst keine neuen Erkenntnisse zu einzelnen Sichtungsfällen und UFO-Beweisen liefert, stellen die Ergebnisse dennoch einen weiteren Meilenstein für die Erforschung des UFO-Phänomens dar. Dazu trägt auch die Benennung von McInerney bei.

Ziel der vorgestellten Studie war keine Fallstudie spektakulärer UFO-Sichtungen, sondern vielmehr eine Art Machbarkeitsstudie, ob und wie sich die Nasa zukünftig an der wissenschaftlichen Erforschung von UFOs und UAPs beteiligen kann.

Welche Bedeutung die weltgrößte Raumfahrt- und Wissenschaftsbehörde der Erforschung dieser Phänomene beimisst, zeigte schon die hochkarätige Besetzung der gestrigen Pressekonferenz. Anwesend waren Nasa-Chef Bill Nelson, die Leiterin des Science Mission Directorate im Nasa-Hauptquartier in Washington, Nicola Fox, sowie weitere Forscher.

"Die UAP gehören zu den größten Rätseln unseres Planeten", betonte Fox. "Die bislang begrenzte Datenbasis erschwert jedoch die wissenschaftliche Erforschung dieser Phänomene, der sich die Nasa nun verschrieben hat."

Wieder einmal war es Bill Nelson, der die UAP/UFO-Forschung der Nasa von Anfang an auf eine Stufe mit der Suche nach außerirdischem Leben stellte:

Die unvorstellbare Größe des Universums und die ebenso unvorstellbare Zahl von Milliarden von Galaxien, Sternen und Planeten machen die künftige Entdeckung eines lebensfreundlichen erdähnlichen Planeten absehbar. (...) Wir befinden uns also in einer Welt der Entdeckungen und wir verpflichten uns, auch UAP wissenschaftlich zu untersuchen.

Die Studie selbst habe keine Beweise für einen extraterrestrischen Ursprung von UAP gefunden, aber man habe sich verpflichtet, UAP auch im Hinblick auf diese Möglichkeit wissenschaftlich zu untersuchen.

"Wir werden den Daten folgen, wohin sie uns führen. (...) Und wir werden die Ergebnisse transparent kommunizieren, auch und gerade wenn sich herausstellen sollte, dass ein UAP außerirdischen Ursprungs ist", versprach Nelson.

Gleichzeitig verpflichtete sich der Nasa-Chef zu völliger "Transparenz gegenüber der Weltöffentlichkeit" bei der Kommunikation der Ergebnisse künftiger UFO-Untersuchungen mit Beteiligung der US-Weltraumbehörde nach streng wissenschaftlichen Kriterien.

In dem einhergehend mit der Pressekonferenz auf der Nasa-Webseite veröffentlichte Abschlussbericht der aktuellen Studie erklären deren Autoren und Autorinnen:

Wir empfehlen, dass die Nasa eine prominente Rolle in den Bemühungen der US-Bundesregierung zur Erforschung von UAP spielt, indem sie ihre umfangreiche Expertise nutzt, um zu einer umfassenden, auf wissenschaftlichen Methoden basierenden Herangehensweise beizutragen.

Insbesondere schlagen wir vor, dass die Nasa ihre bestehenden und geplanten Erdbeobachtungsressourcen einsetzt, um die örtlichen Umweltbedingungen im Zusammenhang mit UAP zu untersuchen, die zunächst auf andere Weise erkannt werden. Auf diese Weise kann die Nasa direkt untersuchen, ob bestimmte Umweltfaktoren mit bekannten UAP in Verbindung stehen. Wir empfehlen außerdem, dass die Nasa die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen kommerziellen Fernerkundungsindustrie ausbaut, die leistungsstarke Satelliten-Konstellationen hochauflösender Erdbeobachtungssatelliten bietet.

Forschungseinrichtung auch in Deutschland

Schließlich empfiehlt die Studie, "dass das Aviation Safety Reporting System (ASRS) besser für die Meldung von UAW durch Verkehrsflugzeugführer genutzt wird und so zu einer wichtige Datenbasis für die UAW-Forschungsbemühungen der gesamten US-Bundesregierung wird.

Die langjährige Partnerschaft der Agentur mit der US-Luftfahrtbehörde FAA sollte auch genutzt werden, um zu untersuchen, wie fortgeschrittene Echtzeit-Analysetechniken auf künftige Generationen von Flugverkehrsmanagementsystemen (ATM-Systemen) angewendet werden könnten.

Zusammenfassend, so die Autoren der Nasa-UFO-Studie, "befindet sich die Nasa in einer einzigartigen Position, um zu einem robusten und systematischen Ansatz für die Erforschung von UFOs beizutragen und damit ihre Mission der Förderung von wissenschaftlichem Wissen, technischer Expertise und Forschung voranzutreiben".

Wer von der aktuellen Nasa-Studie neue oder gar sensationelle UFO-Beweise erwartet hatte, wurde von dem doch sehr sachlichen und trockenen Bericht enttäuscht. Dennoch stellt auch dieser Abschlussbericht einen weiteren Meilenstein für die Erforschung des UFO-Phänomens und die Akzeptanz der UFO-Forschung als anerkanntes Forschungsfeld dar.

Schließlich empfiehlt die Studie nachdrücklich, dass sich erstmals eine und zugleich die weltweit größte und einflussreichste Raumfahrt- und Forschungsbehörde umfassend und intensiv an der Suche, Dokumentation und Erforschung von UFO-Phänomenen beteiligen sollte, und zwar mit der ganzen Kraft ihrer umfangreichen Sensortechnik und ihres Inventars sowohl am Boden als auch im Weltraum.

Diese Absicht und dieses Engagement werden durch die Schaffung einer eigenen Direktorenstelle für diese Arbeit unterstrichen. Von einem solchen Schritt sind wir in Europa (ESA) und Deutschland (DLR) derzeit leider noch weit entfernt.

In Deutschland werden UFOs von einem Forschungsinstitut, dem Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Universität Würzburg, ganz offiziell im Forschungskanon der Universität erforscht.

"In dieser Funktion stünde das IFEX auch als deutsche Koordinations- und Forschungsstelle für UAP zur Verfügung", bekräftigt dessen Leiter Prof. Dr. Hakan Kayal. Immerhin dürfte - nicht zuletzt durch die Anerkennung eines fundierten Forschungsbedarfs durch die Nasa - die Stigmatisierung des Themas auch hierzulande zusehends schwinden.

Andreas Müller, Jahrgang 1976, studierte Kommunikationsdesign an der HBK Saar und arbeitet als Journalist mit Schwerpunkt anomalistischer Phänomene. Er ist Herausgeber des Nachrichtenportals GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi), assoziiertes Mitglied am Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Universität Würzburg, der Society for UAP Studies (SUAPS) und Autor des 2021 erschienen Buches Deutschlands Ufo-Akten – Über den politischen Umgang mit dem Ufo-Thema in Deutschland. Sein aktuelles Buch Deutschlands historische UFO-Akten erschien im Juli 2023.