Nasrallahs Abrechnung mit den Saudis

Seite 2: Hassan Nasrallahs Rede

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"Saudi Arabien führt, unterstützt von 10 Ländern, Krieg gegen den Jemen. Die Intervention dieser Allianz nennt sich "Sturm der Stärke ".

Was hat diesen Sturm verursacht? "Arabische Stärke! Arabische Tapferkeit! Arabisches Heldentum! Arabische Entschlossenheit!" Alle Achtung! Wirklich bemerkenswert! Was jedoch schmerzt: Seit 1948 leiden das palästinensische Volk und dessen Nachbarn an den Folgen der Existenz Israels. Aber nie haben wir etwas von einem "Sturm der Stärke" oder auch nur von einem "Lüftchen der Stärke" verspürt. Immer wieder haben wir von einem solchen Lüftchen geträumt. Aber leider ist es nie zu etwas derartigem gekommen.

Das palästinensische Volk schreit seit Jahrzehnten um Hilfe. Auch heute. Das libanesische Volk hat Euch 1982 angefleht, ihm zu helfen. Heute erhofft es von Euch nichts mehr. Schon 2006 sagte ich zu Euch: Von Euch wollen wir nichts mehr! Lasst uns einfach alleine! Aber das palästinensische Volk fleht Euch immer noch um Hilfe an. Im letzten Krieg, im 51-Tage-Krieg gegen Gaza, sind Tausende Häuser der Bewohner von Gaza durch Bombenangriffe zerstört worden. Frauen und Kinder durch Bomben zerfetzt. Das waren - ich muss das jetzt einfach sagen - sunnitische Muslime. Ihre Hilfeschreie richteten sich an arabische Könige, Prinzen und Führer. Aber die haben keinen Finger gerührt.

Woher kommen also diese Entschlossenheit, dieser Ergeiz, dieser Mut und diese Stärke? ... Diese neue Entwicklung ist wesentlicher und wichtiger ist als alles andere, was in unserer Region in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Was auch immer in unserer Region aus Kriegen und Unterdrückungen resultierte - nichts davon war offenbar so, dass es nach einer saudischen Intervention oder einem Sturm der Stärke der Saudis verlangte. Was ist geschehen, was diese große Veränderung erklärt? ...

Wenn das Ziel der Intervention die Rettung des jemenitischen Volkes sein soll, warum habt Ihr dann für das palästinensische Volk über Jahrzehnte hinweg keinen Finger gerührt? Im Gegenteil: Ihr habt gegen die Palästinenser konspiriert, deren Sache verdreht und scheitern lassen und sie an die Israelis und die Amerikaner verkauft.

Wenn, zweitens, das Interventionsziel die Wiederherstellung der legitimen Autorität sein soll, die nach Eurer Sicht bei Abed Rabou Mansur Hani und dessen Regierung liegt, warum habt Ihr dann keinerlei Anstrengung unternommen, das wiederherzustellen, was noch wichtiger als Autorität ist - nämlich das Land Palästina und die Heiligtümer der Nation in Palästina, dem Land der ersten Kiblah (der Ausrichtung beim Gebet, ursprünglich in Richtung Jerusalem) für die Muslime?

Drittens, Ihr sagt, dass die neue Situation im Jemen Eure Sicherheit bedroht - die Sicherheit am Golf und die von Saudi-Arabien. Es geht aber um eine neue Situation und deren Kapazitäten und Möglichkeiten sind noch nicht klar. Sie liegen noch nicht endgültig fest. Trotzdem, Ihr sagt, dass Ihr euch bedroht fühlt - und habt die Initiative ergriffen und die Aggression gestartet.

Warum habt Ihr Euch nicht von Israel bedroht gefühlt, das über eine der stärksten Armeen der Welt verfügt und an Eure Häfen, Meere und Länder angrenzt? ...

Rechtfertigen bzw. erlauben diese Begründungen die Eröffnung eines derart destruktiven Krieges? Wieder geht es um die Zerstörung von Häusern und der Infrastruktur. Wieder werden Zivilisten - Frauen und Kinder - getötet. Gibt es irgendeine Notwendigkeit, irgendeinen Grund dafür? Diese Fragen sind auch an die religiösen Stellen zu richten, die diesem Krieg eine legitime Dimension geben wollen. Welche Gründe wurden bisher für die Aggression gegen den Jemen und gegen das jemenitische Volk vorgebracht? Es sind im wesentlichen drei ...

Zum ersten Grund: "Es gibt einen legitimen gewählten Präsidenten." Obgleich der Mann zurückgetreten ist und obwohl er seinen Rücktritt wieder rückgängig gemacht hat und obwohl seine rechtmäßige Amtszeit nach den Vorgaben der Golf-Initiative schon geendet hatte. Aber angenommen, er wäre nicht zurückgetreten und seine Amtszeit wäre noch nicht zu Ende gewesen. Angenommen, es gibt einen absolut rechtmäßigen Präsidenten, der Euch um Hilfe bittet: "Bitte, setzt mich und mein Kabinett wieder ein!" Ist dies ein hinreichender Grund, gegen den Jemen einen Krieg zu beginnen?

In der Vergangenheit habt Ihr nie etwas Derartiges getan. Zum Beispiel nicht als sich das tunesische Volk gegen Zein Al Aaabideen Bin Ali erhoben hatte, der nach Saudi Arabien geflohen ist und sich immer noch unter saudischem Schutz befindet. Der saudische König war damals wütend. Er selbst wie auch Saudi-Arabien hatten eine sehr harte und scharfe Position gegen die Revolution des tunesischen Volkes bezogen. Er versuchte den Präsidenten Zein Al Aabadeen Bin Ali wieder an die Macht zu bringen; aber gegen den Willen des tunesischen Volkes konnte er sich nicht durchsetzen. Dennoch haben sie keine arabische und internationale Koalition gebildet, um zur Wiedereinsetzung des legitimen Präsidenten und der legitimen Regierung einen Krieg gegen das tunesische Volk zu beginnen.

Ein weiteres Beispiel: Wir alle kennen die Position des Königreichs von Saudi-Arabien gegenüber der Revolution des ägyptischen Volkes, durch die Präsident Hosni Mubarak gestürzt wurde. Es war eine sehr antagonistische und negative Position. Eine offen vertretene. Es soll zwischen den Saudis und den Amerikanern sogar Streit gegeben haben, weil erstere letztere für zu milde und nachgiebig oder gar für zu duldsam hielten. Ihr wart bereit, für Hosni Mubarak die ganze Welt auf den Kopf zu stellen. Ägypten ist Euer Nachbar und für Euch sehr wichtig. Trotzdem habt Ihr keine internationale Koalition gebildet und nicht um irgendeine Hilfe für einen Angriff auf Ägypten oder um einen Schlag gegen die Rebellen gebeten, die gegen den aus Eurer Sicht legitimen Präsidenten aufgestanden sind. Nichts Dergleichen habt Ihr getan. Warum aber reagiert Ihr so im Fall des Jemen? Legitimitätsrestitution kann nicht Euer Grund sein. Dieser Grund ist schlicht unglaubwürdig. Eine Eurer Kriegslügen.

Warum jetzt Krieg? Wäre es darum gegangen, den legitimen Präsidenten wieder einzusetzen, dann hätte man zuerst mit Sanktionen anfangen müssen, mit politischem, finanziellem und ökonomischem Druck. Man hätte einen Dialog verlangen und alle möglichen Freunde und Feinde ins Spiel bringen können. Die Kriegsoption wäre allenfalls auf der letzten Stufe in Betracht gekommen. Was also ist das Geheimnis hinter dieser seltsamen und überraschenden militärischen Aktion von einer solchen Dimension? Es kann nicht einfach um die Wiedereinsetzung des Präsidenten und der Regierung im Jemen gegangen sein. Es muss weitaus mehr im Spiel gewesen sein.

Der zweite vorgebrachte Grund: Die neue Situation im Jemen bedroht die Sicherheit Saudi-Arabiens, die Sicherheit der Golf-Staaten und die Sicherheit des Roten Meeres. "Die neue Situation im Jemen", damit meine ich einfach: Die ungeheuer populäre Revolution unter Führung der Ansar-Allah-Bewegung in Kooperation und mit Unterstützung der jemenitschen Armee und weiten Teilen der jemenitischen Bevölkerung, der Parteien und der Stämme aller möglichen Richtungen.

Das ist die neue Situation. Trifft es zu, dass die neue Situation im Jemen eine Bedrohung darstellt? Habt Ihr dafür Belege? Belege für die Muslime, für die Gelehrten und für die Muftis, die Euch mit ihrem juristischen Sachverstand bei Eurer Entscheidung zur Seite stehen? Habt Ihr dafür überzeugende Beweise? Ihr führt einen Krieg, in dem Blut vergossen wird. Wenn Ihr damit Dritte für die Absichten zur Rechenschaft ziehen wollt, die ihr selber ihnen unterstellt, dann handelt Ihr unmenschlich. Auf eine Art und Weise, die nichts mit dem Islam zu tun hat. Das ist eher die Religion eines George W. Bush, der ebenfalls nach irgendwelchen unterstellten Absichten urteilte. Habt Ihr einen Beweis dafür, dass die neue Situation im Jemen eine Bedrohung Saudi-Arabiens und der Golfstaaten darstellt? Es gibt keinen Beweis.

Zweitens: Jeder weiß, dass die internen Probleme des Jemen groß sind. Es gibt Sicherheitsprobleme, den IS, die Al-Qaida, Probleme, die Parteien und Regionen betreffen, neben den Problemen, die mit der Entwicklung, der Wirtschaft, der Gesellschaft, dem Lebensstandard, den Finanzen und der Politik zu tun haben, ebenso mit der Umstrukturierung des Regimes und dem Entwurf einer neuen Verfassung. Mit anderen Worten: Das jemenitische Volk und die politischen Kräfte im Jemen haben für mindestens die nächsten 20 bis 30 Jahre Arbeit genug zu erledigen. Klar ist zudem: Was die militärischen Fähigkeiten des Jemen angeht, so wissen die Saudis darüber am besten Bescheid.

Hat dieser Jemen irgendetwas getan, was zeigt, dass er die Sicherheit Saudi-Arabiens oder die Sicherheit der Golfstaaten bedroht? Übrigens: Die Ansar-Allah-Bewegung stand, wie ich weiß, in Kontakt mit dem Königreich Saudi-Arabien, mit Katar und mit den anderen Golfstaaten. Es gab Kontakte und Verhandlungen. Noch am Vorabend des Todes von König Abdullah bin Abdul-Aziz war eine Delegation der Ansar-Allah in Riad. Sie führte Gespräche mit dem saudischen Geheimdienst.

Der König starb. Eine neue Autorität übernahm die Macht. Die Kontakte rissen ab. Einige sagten, dass man zu einem politischen Dialog bereit sei. Die Ansar-Allah-Leute plädierten für einen politischen Dialog in Sanaa; sie waren nicht bereit, nach Aden zu gehen. Ihr habt Riad vorgeschlagen; sie akzeptierten, nach Muskat (der Hauptstadt von Oman) zu gehen. Warum habt Ihr Muskat abgelehnt? Die erste Wahl für die Ansar-Allah ist nun ein Ort im Jemen. Sie sind zu Kontakten bereit, zu einem politischen Dialog über die Zukunft des Jemen in Muskat oder in einem anderen neutralen Staat. Sie haben nichts getan. Sie haben keinerlei Aggression Euch gegenüber an den Tag gelegt. Sie haben keine Initiative unternommen, Euch zu bekämpfen. Sie haben Euch keinen Krieg erklärt.

Im Gegenteil, sie haben sich stets mit Erklärungen des guten Willens an Euch gewandt. Sie erklären Euch gegenüber, dass das, was im Jemen infolge der Bedrohung durch den IS und die Al Qaida passiert, den Brüdern in Saudi-Arabien genauso Schaden zufügt wie dem jemenitischen Volk. Was haben sie getan, dass Ihr ihnen den Krieg erklärt, um auszuschließen, dass sie die Sicherheit Saudi-Arabiens bedrohen, die Sicherheit der Golfstaaten, die Sicherheit des Bab El Mandab, die Sicherheit des Roten Meeres und dergleichen? Auch dies ist also eine schwache und unfundierte Begründung ...

Der dritte vorgebrachte Grund ist der wichtigste, aber ebenfalls logisch schwach. Später will ich Euch verraten, was der wahre Grund hinter diesem Krieg ist. Dieser dritte Grund ist der, der von den Medien am meisten verbreitet wird - von den saudischen Medien, denen der Golfstaaten und von den arabischen Medien und von all den Medien, die von den Saudis und deren Alliierten finanziert werden. Er besagt: Jemen ist vom Iran besetzt worden. Es geht um die iranische Hegemonie über den Jemen, um eine iranische Intervention im Jemen. Jemen ist iranisch geworden. Jemen ist ein arabisches Land, so heißt es das man als solches wiederherstellen müsse.

Nun, Jemen ist Teil der arabischen Halbinsel, ein Land, das Ihr nie als ein Mitglied im Golf-Kooperations-Rat akzeptiert habt. Ihr habt den Jemen nur als einen Staat zweiter Klasse betrachtet. Seine Bevölkerung ist arm; für Euch eher so etwas wie eine Last. Trotzdem: Der Jemen muss von der iranischen Besatzung, von der iranischen Hegemonie und iranischer Kontrolle befreit und wieder aufgebaut werden. Das ist eine der größten Lügen, an deren Verbreitung Ihr derzeit mit Hilfe einer heftigen Medien-Kampagne arbeitet, einer Kampagne, die mächtiger ist als die militärische.

Was ist die Evidenz und der Beweis dafür, dass der Jemen vom Iran besetzt wurde? Eine Besatzung hat mehrere Gesichter. Der wichtigste und augenfälligste Aspekt wäre die Anwesenheit iranischer Kräfte, die den Jemen besetzt halten. Wenn es z.B. iranische Militärbasen in einem Lande gibt, dann kann man den Iran anklagen, das betreffende Land besetzt zu halten. Gibt es im Jemen iranische Truppen? Gibt es im Jemen iranische Militärbasen? Kann man wirklich sagen, dass der Iran den Jemen militärisch besetzt hält? Dies ist eine der abscheulichsten Lügen, über die sich jedes weitere Wort erübrigt.

Nun, es geht, so könnte man vielleicht sagen, nicht um eine Besatzung im militärischen Sinne des Wortes. Eher um eine Art iranischer Hegemonie und Kontrolle über den Jemen.

Dieser Punkt verlangt nach einer Diskussion nicht nur um des Jemen willen, sondern auch um all das zu verstehen, was in unserer Region stattfindet. Es geht um ein zentrales Problem der Mentalität des saudischen Regimes und dessen Unterstützer. Diese Mentalität hat einen "blinden Fleck": So etwas wie ein "Volk" gibt es für sie einfach nicht - kein tunesisches, kein ägyptisches, kein jemenitisches, auch kein Volk in den Golfstaaten, kein saudisches, kein irakisches, keine Volksbewegungen, keinen Volks-Willen und nichts, was man die "Sache des Volkes" nennen könnte. Mag sein, dass zu diesem Regime "mächtige" Könige und Führer gehören; aber sie betrachten ihr Volk nur als ihre Untergebenen, als Subjekte, die keinen unabhängigen Willen haben, keine unabhängige Identität. Sollte jemand eines Tages revoltieren, so wäre dieser nur ein Teil der opponierenden Achsen im regionalen oder internationalen Kampf.

Dies ist das zentrale Problem. Diese saudische Mentalität erklärt, weshalb sie sich gegenüber den tunesischen und den ägyptischen Vorfällen gerade so und nicht anders verhalten haben. Ihre Einstellung gegenüber dem Jemen, Libyen, Irak, Syrien und gegenüber allen anderen Regionen war und ist immer dieselbe. Wohin führen dieses Konzept und diese Mentalität? Zu falschen Standpunkten, zu einer falschen Politik, und folglich zu falschen Resultaten und zunehmenden Fehlschlägen.

Nehmen wir zum Beispiel die saudische Außenpolitik der letzten 20 oder 30 Jahre. ... Gibt es da irgendwelche saudischen Erfolge und Leistungen? Es gibt nur einen Fehlschlag nach dem anderen. Es kann in diesem Rahmen nur Fehlschläge geben. Warum? Fehlschläge sind das Ergebnis einer falschen Politik. Eine falsche Politik ist das Ergebnis einer falschen Lesart dessen, was geschieht. Eine falsche Lesart ist das Ergebnis einer falschen Mentalität.

Diese falsche Politik und dieses falsche Verhalten führen dazu, dass das Land im Prinzip für den Iran offen steht, selbst wenn der Iran selber gar keine großen oder gewichtigen Anstrengungen unternimmt. Lasst uns Klartext reden! Ihr selbst seid es, die die Völker der Region dem Iran in die Arme treibt. Das Problem liegt bei Euch selbst, nicht beim Iran. Das Problem liegt bei Euch selbst, bei Euren Fehlern, bei Eurer Mentalität, bei Eurer Administration, bei Eurer Lebensweise, Eurem Verhalten, Euren Schemata, Eurer Auffassungsgabe.

Nun ein paar Beispiele, die zeigen, wie ich die Situation in der Region verstehe. Beginnen wir mit dem Libanon. 1982, als Israel weite Teile des Libanon besetzte und in die Hauptstadt einrückte, hatten alle arabischen Staaten den Libanon aufgegeben - mit Ausnahme Syriens. Einige arabische Länder vertraten einen politischen Standpunkt, für den ihnen gedankt sei. Es waren, denke ich, Algerien und der Sudan. Im Allgemeinen aber hatten alle arabischen Länder, die über Geld und Macht verfügen und die für Hunderte Milliarden Dollar Waffen, Flugzeuge und Artillerie kaufen, den Libanon im Stich gelassen. Gegenüber der israelischen Besatzung hatten die Libanesen das Recht auf Widerstand. Sie hielten nach Ländern Ausschau, die ihnen helfen, sich hinter sie stellen und Solidarität zeigen würden. Zwei Länder taten es: Syrien und der Iran.

Iran kam gleichsam vom anderen Ende der Welt. Ihm war ein Krieg aufgezwungen worden; und auch dabei habt Ihr Eure Hände im Spiel gehabt. Iran hätte sagen können: Saddam Hussein bekämpft den Iran mit arabischer Unterstützung und mit Hilfe der Golfstaaten. Sollen die Libanesen sich also doch einfach selbst helfen. Aber nein, im Gegenteil: Iran hat auf unsere Hilferufe reagiert und stand den Libanesen bei. Es hat uns mit Know-how und Erfahrung unterstützt. Es hat uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Es versah uns mit Geld, Waffen und Taktiken. Dennoch: der Widerstand im Libanon war ein libanesischer. Unsere Männer, Frauen, Führer, Märtyrer, Gefangenen, Helden, Verwundeten, Familien der Gefallenen, unsere Bewegung, unsere Entscheidungen waren absolut libanesisch. Es war kein iranischer Widerstand.

Da es für Euch aber so etwas wie ein libanesisches Volk, einen libanesischen Widerstand, eine libanesische Bewegung, einen libanesischen Willen gar nicht gibt, habt Ihr den Widerstand von Anfang an bis auf den heutigen Tag als einen iranischen Widerstand klassifiziert bzw. als einen Widerstand, der den Vorgaben des Iran folgt. Ihr tut so, als wäre der Widerstand im Libanon ein iranischer Widerstand und kein libanesischer oder arabischer. Und als wir gesiegt hatten und wir unseren Sieg den Arabern und der arabischen Nation als Geschenk präsentieren wollten, da habt Ihr das nicht akzeptiert. Ihr habt ihn so behandelt, als wäre es ein iranischer Sieg oder der Sieg einer einzelnen isolierten Fraktion. Und dies zu einer Zeit, in der wir diesen Sieg als einen Sieg für alle Araber und für alle Muslime, ja als einen Sieg für alle ehrbaren Menschen auf dieser Welt gesehen haben wollten.

Nun könntet Ihr vielleicht sagen: Der Iran besitzt im Libanon ein starkes Ansehen. Und in der Tat: Er hat dort auf eine breit gestreute und große Partei einigen Einfluss. Aber es ist nicht richtig, dass der Iran den Libanon besetzt hält, dass Iran die Hegemonialmacht des Libanon ist oder dass der Iran dem Libanon die Optionen diktiert. Nein, nichts davon ist wahr. Ich werde auf diesen Punkt später zurückkommen. Soviel zum Libanon.

Was Palästina angeht, so habt Ihr, die arabischen Regierungen - bzw. genauer: das saudische Regime und die Golfstaaten - das palästinensische Volk im Stich gelassen. ... Gut, kämpft eben nicht für das palästinensische Volk! Aber verfügt Ihr nicht über Geld und Reichtum? Ihr habt Milliarden von Dollar. Warum lebt dann das palästinensische Volk in so großem Elend in Lagern, im Exil wie in Palästina selbst? Warum sind die Palästinenser immer noch nicht imstande, das, was durch die Kriege in Gaza zerstört worden ist, wieder aufzubauen, und nicht nur durch den letzten Krieg? ... Habt Ihr denn kein Geld? Wir wollen nicht, dass Ihr kämpft. Wir wollen nicht, dass Ihr mit Euren Generälen, Soldaten, Flugzeugen und Eurem "Sturm der Stärke" Krieg gegen Israel führt. Gebt einfach ein bisschen von dem Geld, das Ihr in Europa und Amerika ausgebt, dem palästinensischen Volk! Habt etwas Mitleid mit ihm! Ihr habt nie Mitleid mit ihm gehabt. Ihr habt sie nicht nur der Besatzung überlassen, auch der Armut, dem Hunger, der Erniedrigung, dem Exodus.

Das palästinensische Volk wandte sich bei der Suche nach Hilfe an den Iran, obwohl diesem auch von Euch ein Krieg auferlegt worden war. Es war ein 8 Jahre langer Krieg. Iran leidet immer noch - auch wegen Euch - unter den Sanktionen und dem Boykott. Aber dieser Iran hat auf die Hilferufe der Palästinenser geantwortet. Er bot ihnen alles, was er anbieten konnte - Geld, Waffen, Hilfeleistungen, Erfahrungen, Know How, Training, Taktiken. Und eine absolute, endgültige und sublime politische Perspektive.

Warum sollten die Palästinenser da nicht Sympathie und Liebe für den Iran empfinden dürfen? Sie empfinden so, weil auch Iran Sympathie und Liebe für sie empfand, sie unterstützt hat, und ihnen trotz aller Schwierigkeiten zur Seite stand. Trotzdem sprecht Ihr von dem "iranischen Einfluss auf Palästina". Aus der palästinensischen Sache wurde für Euch eine iranische. Man müsse jetzt die Sache wieder zu einer palästinensischen und einer arabischen machen. Nun, wer hat Euch die denn weggenommen? Wer hat sich mit Euch darum gestritten? Wer hat gegen Euch für sie gekämpft? Ihr selbst habt sie aufgegeben gehabt und im Stich gelassen, sie nur mit Verachtung behandelt. Es war der Iran, der den Palästinensern zu Hilfe gekommen war. Auch Syrien vertrat auf diesem Gebiet immer einen ehrenwerten politischen und moralischen Standpunkt. Aber jetzt spreche ich vom Iran, nicht von Syrien. Weil Syrien im Jemen nicht auf der Anklagebank ist.

Nun zum Irak. Ihr sprecht vom iranischen Einfluss im Irak, von der iranischen Hegemonie im Irak, von der iranischen Besetzung des Irak.

Erstens: Es gibt keine iranische Besetzung des Irak. Zweitens: Was den iranischen Einfluss und die iranische Präsenz im Irak angeht, so schaut Euch doch an, was Ihr im Irak getan habt. Was haben Saudi Arabien und dessen Verbündete im Irak getan? Saddam Hussein hatte genug Motive und Anreize zu einer Aggression gegen den Iran. Aber Ihr habt ihn ermutigt und auch, wie Prinz Naif gegenüber einem iranischen Offiziellen unter vier Augen gestanden hat, finanziert. Er sagte, dass Ihr Saddam Hussein 200 Milliarden Dollar gegeben habt; und dass Ihr, wenn Ihr gekonnt hättet, ihm auch noch mehr gegeben hättet. Das zu einer Zeit, als eine Million Dollar noch sehr viel Geld war. Ihr wisst, was damals der Ölpreis war und welche Möglichkeiten Saudi-Arabien damals hatte. Ihr alleine habt ihm 200 Milliarden Dollar verschafft und ihn zur Eröffnung des Krieges provoziert. Er stürzte sich in diesen Krieg.

Der Iran war ruiniert; der Irak auch. Beide Länder und beide Völker leiden an den Folgen dieses grausamen Krieges bis heute, eines Krieges, der sich der "Großzügigkeit" des saudischen Regimes verdankt. Später habt Ihr dann George Bush zur Okkupation des Irak ermutigt und provoziert und ihm bei dieser geholfen und unter die Arme gegriffen. Die US-Armee hat den Irak besetzt. Ihr wart durch Eure Unterstützungen ein Teil dieser militärischen und sicherheitspolitischen Operation auf allen Ebenen, auf der Gefechtsebene, auf der logistischen und der politischen Ebene. Ihr habt nicht selbst gekämpft. Ihr hattet dazu nicht die militärischen Kräfte. Das war von Euch aber auch gar nicht verlangt. Es waren die Amerikaner, die den Irak besetzten.

Sobald es so aussah, als würde sich das irakische Volk der US-Okkupation nicht unterwerfen, vielmehr die Gelegenheit ergreifen wollen, das Regime Saddam Husseins loszuwerden, über seinen Status und seine Position selbst zu entscheiden und gegen die Besatzung zu opponieren, sei es durch Politik oder durch Widerstand, habt Ihr die Tore für alle Al-Qaida- und Takfiri-Gruppen aufgemacht und sie in den Irak hineingelassen. Ich weiß es. Und die Iraker wissen es auch. Einige Iraker haben das auch in den Medien gesagt.

Ich habe gegenüber den Irakern immer darauf insistiert und appelliere an sie auch jetzt, den Mut zu haben, die Wahrheit allen Irakern, allen arabischen Völkern und allen Völkern dieser Welt zugänglich zu machen: Es sind die saudischen Geheimdienstapparate gewesen, die die Selbstmord-Bombenanschläge und die Autosprengfallen im Irak platziert und die Tötungsaktionen in Bagdad und in den irakischen Städten im Norden, im Süden und in der Mitte ohne Unterscheidung zwischen Kurden, Arabern, Turkmenen, Sunniten, Schiiten, Muslimen und Christen finanziert haben.

Ihr habt das irakische Volk ins Unglück gestoßen. Und das letzte Unglück, das Ihr über den Irak gebracht habt, ist der IS, den Eure Verbündeten aus allen Ecken der Welt herbeigeschafft haben, um das Regime von Bashar Al Assad und die Regierung von Al Maliki zu stürzen. Geschah das im Verborgenen? Die ganze Welt weiß es. ...

Letztendlich habt Ihr den IS in den Irak gebracht. Euer Geheimdienst und dessen Chef Bandar schafften den IS herbei und haben ihn finanziert und bewaffnet. Dann wendete sich das Blatt. Ihr wart über den IS entsetzt; er entglitt Eurer Kontrolle wie schon die Al Qaida zuvor. So viel zum Irak. Was haben das irakische Volk von Euch und von dem saudischen Regime zu sehen bekommen? Was habt Ihr für das irakische Volk in den letzten Jahrzehnten getan, als Saddam Hussein sein Volk hinschlachtete, an ihm Massaker verübte, das Volk im Norden und im Süden liquidierte und die Bevölkerung in der Mitte aggressiv attackierte? Habt Ihr nicht Saddam Hussein und dessen Regime unterstützt?

Seit dem Beginn der US-Besatzung fand dieses unterdrückte irakische Volk Beistand von Seiten des iranischen Volkes. Politisch, auf der internationalen Ebene, auf der regionalen Ebene, und selbst im Widerstand. Dies war von Seiten des Iran ein Akt beispiellosen Mutes. Schließlich ging es um die Unterstützung des Widerstands im Irak gegen die US-Armee. Und nicht nur um eine Unterstützung des Widerstands im Libanon und in Palästina gegen die israelische Armee. Die Amerikaner drohten mit einem Luftkrieg gegen den Iran. Sie drohten, wie jetzt allgemein bekannt ist, mit der Bombardierung der Al Quds Streitkräfte. Sie drohten mit der Bombardierung ihrer Kasernen. Und sie wussten imAallgemeinen, wo der irakische Widerstand sein Training im Iran bekam.

Schließlich, als der IS zum Angriff überging und ganze Provinzen von ihm überrannt wurden, als nach Irbil und dem Süden auch Bagdad kurz vor dem Fall stand, als der IS kurz davor stand, die Grenzen Saudi Arabiens und Kuweits zu erreichen - wer hat da als erster die Initiative ergriffen, um dem irakischen Volk zu helfen? Wer hat seine Kinder, sein Geld, seine Waffen, Artillerie und Experten geschickt und nicht auf irgendeinen anderen in der Welt gewartet? Wer hat die Schiiten im Süden genauso ohne Unterschied unterstützt wie die Kurden im Norden? Mit dem gleichen Einsatz hat das betreffende Land das ganze irakische Volk unterstützt: Sunniten, Schiiten, Kurden, Turkmenen und andere. War es nicht der Iran? Was habt Ihr denn getan zur Verteidigung des irakischen Volkes angesichts des IS? Was haben die USA später getan, als sie eingriffen, eine internationale Koalition und Allianz bildeten und Flugzeuge herbeischafften? Das Spiel ist insoweit klar.

Aus welchem Grund sollte das irakische Volk den Iran daher nicht respektieren und lieben? Warum sollte der Iran im Irak daher nicht über Präsenz und Einfluss verfügen, wo er ihm doch beigestanden, ihm geholfen, ihn unterstützt und ihn in den wenigen Monaten des Kampfes verteidigt hat? Eines Kampfes, bei dem die Existenz des Irak dank Eurer Unterstützung des IS auf dem Spiel stand.

Dann war auf dem TV-Kanal von Al Arabiya und auf dem von Al Jazeera und bei den offiziellen arabischen Sendern permanent von dem iranischen Einfluss im Irak die Rede. Ihr hingegen, Ihr seid faul und träge - und zudem Versager, weil Ihr Eurer Verantwortlichkeit gegenüber dem irakischen Volk nicht nachgekommen seid. Es gibt nur eine Seite, die präsent und aktiv ist, die Ziele hat und Verantwortlichkeit und rasche Gegenwärtigkeit zeigt - obgleich Iraner gewöhnlich ruhig und distanziert sind. Noch mal: Warum sollten die Iraner im Irak nicht präsent sein und keinen Einfluss haben?

Dasselbe passierte in Syrien, als Ihr die Kriminellen der ganzen Welt herbeigeschafft habt, aber nicht, um das syrische Volk zu unterstützen, sondern um das Regime zu stürzen und Syrien zu kontrollieren. Ich kenne die Details. Aber hierfür ist hier nicht Platz. Das wirkliche Ziel ist, dass Syrien und der Präsident Bashar Al Assad unter eure Kontrolle kommen. Ich weiß, was Saudi-Arabien, Katar und die Türkei alles unternommen haben und welche Politik bezüglich Präsident Assad verfolgt wurde: Er sollte beseitigt werden, so dass Syrien der Kontrolle der Saudis oder der Kataris oder der Türken unterliegt.

Syrien wollte jedoch ein unabhängiger Staat bleiben. Es glaubt an seine Stärke und an seinen regionalen Status wie auch an seinen Einfluss. Ihr habt die ganze Welt zum Kampf gegen Syrien herbeigeholt, um den Präsidenten Assad und sein Regime zu stürzen. Ihr habt Syrien zerstört, habt die Syrer getötet und erschlagen, und widersetzt Euch einer politischen Lösung in Syrien.

Geht und macht eine Umfrage mit allen Syrern innerhalb und außerhalb Syriens. Ihr werdet auf einen Konsens unter den Syrern stoßen: Alle Syrier wollen eine politische Lösung. Genug mit diesem Krieg. Der führt zu keinem Sturz des Regimes, nur zu mehr Schäden und Zerstörung.

Was verhindert eine politische Lösung in Syrien? Nun, wer legt in Syrien das Feuer? Es sind das Königtum von Saudi-Arabien und dessen Verbündete, weil das Ziel noch nicht erreicht worden ist. Es ist natürlich, dass der Iran in Syrien Anerkennung genießt. Denn der Iran hat Syrien Hilfe und Beistand geboten. Es gibt dort keine iranische Armee. Die Anzahl der Iraner in Syrien ist sehr begrenzt. Vielleicht sind es 20, 25, 30 oder 40. Es sind keine 50, das weiß ich mit Sicherheit. Trotzdem hört man Saud Al Faisal sagen, dass Syrien vom Iran besetzt ist. Noch witziger. Er behauptet, dass Syrien von der Hisbullah besetzt ist. Iran ist ein Regionalstaat. Es ist fiktiv möglich, dass der Iran Syrien besetzt. Aber wie kann die Hizbullah Syrien besetzen?

Hier zeigt sich jene Mentalität, die einfach ignoriert, dass es ein syrisches Volk gibt, eine syrische Armee und ein Regime, das sich auf eine breite Zustimmung stützen kann. Sind die, die in Syrien kämpfen, Iraner? Gehören die, die in Syrien kämpfen, zur Hisbullah? Gepriesen sei Allah! Die Hisbullah kämpft vom hohen Norden bis in den tiefsten Süden, und vom Osten bis in den Westen? Oder tun das die Iraner? Was soll das? Nichts als Falschheit und Erfindung.

Bevor wir zum Jemen zurückkommen, kurz zum Libanon. Ich behaupte, dass wir - die Hisbullah - seit 1982 mit Iran freundschaftlich und mit großem Respekt verbunden sind. Ich will nicht verheimlichen, dass ich glaube, dass seine Eminenz Imam Sayyed Ali Khamenei der Imam und der Führer der Muslime ist. Aber ich sage Euch ganz offen und bin bereit, es bei Gott zu beschwören, dass uns der Iran nie einen Befehl erteilt hat oder uns über einen Befehl informiert hat oder uns auch nur gebeten hat, einen Befehl auszuführen, weder auf der inneren noch auf der regionalen Ebene. Wir haben unsere unabhängige Führung. Wir prüfen die Lage und treffen die Entscheidungen jeweils selbst. Wir lassen uns gelegentlich von ihnen beraten, hören uns ihre Ansichten und Erfahrungen an. Aber nie haben sie uns eine Entscheidung vorgegeben. Nie ein "Tut dies! Tut jenes nicht! Akzeptier dies! Nicht aber jenes!". Dies ist die Art und Weise, wie Saudi Arabien mit seinen lieben Freunden in der Welt umgeht. Nicht so der Iran.

Dies ist die Wahrheit. Aber Ihr könnt die Wahrheit nicht verstehen. Das ist freilich auch nicht verwunderlich. Iran ist eben nicht das persische Imperium. Iran ist nicht der Staat des Shah Mohammad Reza Pahlavi - Euer Verbündeter, Euer Freund, ja sogar Euer Herr und Meister in den alten Zeiten. Der Iran ist eine islamische Republik. Er ist der Staat des Islam. Er ist der Staat des Imam Khomeini. Es ist der Staat der sich ... bemühenden Muslime, für die der Islam jedwede rassischen oder sektiererischen Überlegungen transzendiert, seien diese persischen Untersprungs oder nicht. Natürlich, es wird Euch irritieren, dass der Iran dem Libanon, Palästina, Syrien, dem Irak und an anderen Orten Hilfe leistet. Aber der Iran diktiert nicht, oktroyiert keine Entscheidungen, mischt sich nicht ein, weitet seine Hegemonie nicht aus. Ihr wollt das nicht glauben, weil Ihr diese Art von Mentalität, Moral, Intellekt und Charakter nicht verstehen könnt. ...

Zurück zum Jemen. Was habt Ihr im Jemen getan? Gibt es ein Verbrechen, das eine gewichtige nationale Kraft im Jemen begangen hat- und Ihr schreitet ein, um sie zu bestrafen? Was hat das Königreich Saudi-Arabien im Jemen getan? Es hat den Jemen über Jahrzehnte hinweg kontrolliert. Es mischt sich im Jemen in alles ein. In die Administration, in die Politik, in die Sicherheit, in die Wirtschaft, in die Armee, in die Stämme, selbst in die religiösen Gruppen. Habt Ihr nicht große Geldsummen aufgebracht und ausgegeben, damit Stämme von der einen religiösen Ausrichtung in eine andere wechseln? Lasst uns keine Namen nennen. Habt Ihr nicht alle Widersprüche im Jemen manipuliert, um Eure Hegemonie und Kontrolle über den Jemen aufrecht zu erhalten? Was habt Ihr getan, nachdem Ihr Jahrzehnte dort Eure Autorität ausgeübt habt? Was ist der Stand der Wirtschaft im Jemen? Wo ist die Infrastruktur, und wo ist die Stabilität im Jemen? Wie geht Ihr mit dem Jemen um? Ihr habt Euch geweigert, den Jemen in den GCC aufzunehmen. Er war für Euch nur eine Belastung. Habt Ihr das jemenitische Volk etwa nicht von oben herab und mit Arroganz behandelt? Das sagen jedenfalls die Jemeniten selber.

Zu der Ansar-Allah-Bewegung bzw. zu den Houthis: Habt Ihr, das Königreich Saudi Arabien, nicht sechs Feldzüge gegen dieses unterdrückte, verletzbare und in der Sada-Provinz belagerte Volk unterstützt, um es auszulöschen und auszuliefern? Habt Ihr sie nicht angegriffen - und dabei eine Niederlage erlitten? Als es dann soweit war, dass sie das Sagen im Lande haben, sind sie zu Euch gekommen, nachdem sie die ganze Vergangenheit zu vergessen bereit waren und sagten zu Euch: Lasst uns miteinander reden, einen Dialog führen und zu einer Übereinkunft kommen! Ist es nicht das, was Ihr im Jemen getan habt? Was habt Ihr dem Jemen und dem jemenitischen Volk geboten? Sicher, Ihr habt Milliarden von Dollar im Jemen ausgegeben. Aber nur dafür, Euch die Zustimmung der Menschen und der religiösen Gruppierungen zu erkaufen, um die Takfiri-Gruppen zu unterstützen und Allianzen zu bestechen. Das ist es, was Ihr im Jemen getan habt.

Aber schließlich haben diese Jemeniten ein gewisses Maß an Bewusstsein, Entschlossenheit und einen eigenen Willen erworben. Überhaupt hat sich das Bewusstsein der Menschen in der ganzen Region grundlegend geändert. Sie haben sich entschlossen, ihr Land zu erneuern, dessen interne Grenzen, die Autorität, ihre Identität, ihre Existenz und ihre Würde.

Die Houthis, die Ansar-Allah-Bewegung, hatten bis zu dem sechsten Krieg gegen sie, d.h. bis vor wenigen Jahren, keinerlei Verbindungen zum Iran. Sie hatten Verbindungen mit arabischen Staaten. Einer davon ist Katar. Das haben mir katarische Offizielle berichtet.

Weder ich selbst noch ein anderer in der Hisbullah hatte eine Verbindung mit den Houthis. Bis zum sechsten Krieg kannten wir sie nicht, es sei denn über die Medien. Wir hatten über die Medien Sympathie ihnen gegenüber gezeigt. Wir sahen ihre Unterdrückung, aber es gab keinerlei Verbindungen zwischen uns. Wir waren miteinander nicht näher bekannt. Sie waren unterdrückt. Der Iran sympathisierte mit ihnen und stand an ihrer Seite. Er erkannte ihre Rechte an. Und das ist der Grund, weshalb sie den Iran lieben und respektieren. Aber der Iran mischt sich im Jemen bzw. in jemenitische Entscheidungen nicht ein. Auch heute treffen die Jemeniten ihre eigenen Entscheidungen. Sie entscheiden, wie mit diesem Krieg umzugehen ist.

Die Islamische Republik diktiert nicht und mischt sich nicht ein. Selbst wenn sie von jemandem darum gebeten wird, reagiert sie darauf nicht. Die Antwort ist immer die gleiche, ob im Jemen, im Libanon, im Irak, in Syrien, oder anderswo: Die Entscheidung liegt bei Euch. Der Iran ist kein Hegemon. Klar, der Iran wird im Jemen respektiert. Nach all diesen Jahrzehnten des Elends, welches das jemenitische Volk infolge Eures Verhaltens und Eurer Politik erfahren hat, drängt Ihr jetzt den ganzen Jemen in den Schoß des Iran, wie Ihr das auch mit Syrien und einem großen Teil der Palästinenser getan habt. Der Jemen kann nicht durch einen Krieg gegen den Jemen erneuert werden. Eine Erneuerung des Jemen kann nur durch ein Verstehen des Jemen erreicht werden, durch einen brüderlichen Umgang mit dem Jemen, durch einen Dialog mit den Jemeniten, durch einen menschlichen und vernünftigen Umgang mit ihnen. Nicht durch einen "Sturm der Stärke", sondern durch Geduld, Sympathie und Liebe.

Was den "Sturm der Stärke" angeht, so will ich Euch sagen, wohin der führen wird.

Araber! Muslime! Völker der Welt! Jemeniten! Saudis!

Der wahre Grund für diesen Krieg ist, dass Saudi Arabien im Jemen Schiffbruch erlitten hat und den Jemen verloren hat. Es hat die Kontrolle und die Hegemonie über den Jemen verloren. Die Saudis waren frustriert über ihre eigenen internen Entscheidungen, über Ihre eigenen Leute im Jemen und über die (von ihnen etablierten) Takfiri Gruppen im Jemen. Sie spürten, dass der Jemen von seinem eigenen Volk in Besitz genommen wird, von wirklich nationalen, unabhängigen und souveränen Gruppen, die sich keinerlei Vormund unterzuordnen bereit sind. Das kann Saudi Arabien nicht tolerieren. Das Ziel des Krieges ist, die Kontrolle und die Hegemonie wieder herzustellen. Das ist es. Ich bin bereit, mit jedem zu argumentieren, der etwas anderes zu sagen hat.

Um es wenigstens einmal ganz klar zu sagen: Damit die Prinzen der saudischen Dynastie ihren Jemen wiederherstellen können, muss Blut fließen: das Blut saudischer Menschen und Armeeoffiziere, das Blut der Jemeniten und das Blut arabischer Offiziere und Soldaten - nur weil der König so und so oder der Prinz so und so die Kontrolle und die Hegemonie über den Jemen verloren haben.

Dies ist ein Wort der Wahrheit. Und wir wissen, dass die Wahrheit auszusprechen Folgen hat. Also:

1. Wir verurteilen die grausame US-Saudi-Aggression gegen den Jemen und gegen das jemenitische Volk und dessen Armee.

2. Wir fordern die sofortige Einstellung dieser Aggression.

3. Wir fordern die Wiederaufnahme von Initiativen zu politischen Lösungen im Jemen.

4. Wir fordern die Länder, deren Regierungen bei der Aggression kooperieren, dazu auf, ihre Entscheidung noch mal zu überdenken. Was sagt Euch Euer Gewissen, Eure Religion, die Vernunft, Eure Interessen?

Akzeptiert Ihr, dass das Blut Eurer Söhne vergossen wird für die Genusssucht eines im Luxus lebenden Prinzen, nur damit dieser seine Macht und seine Kontrolle über ein stolzes, armes, unterdrücktes, um sein Überleben kämpfendes Volk wiedergewinnen kann? Diese Frage richtet sich an die Jordanier, an die Bewohner der Golf-Staaten, an das saudische Volk, an das ägyptische, das sudanesische und das pakistanische. Das sind die Länder, die derzeit in den Medien genannt werden. Ist diese Entscheidung wirklich in Eurem eigenen Interesse?

Sehr verwundert bin ich über die Position der PA (Palästinensischen Autorität) in Ramallah und des Präsidenten Mahmoud Abbas. (Diese unterstützen den saudischen Krieg.) Ist es im Interesse des palästinensischen Volkes, dass Ihr den Krieg gegen ein Volk unterstützt? Abu Mazen (=Mahmoud Abbas)! Ist es im Interesse des palästinensischen Volkes, die Aggression gegen ein anderes Land zu unterstützen? Mit welcher Art von Logik werden Sie sich ab jetzt an Ihr Volk wenden wollen, wenn Israel eine weitere Aggression gegen die West-Bank oder gegen Gaza startet? Sie haben jetzt selbst einen Krieg gegen ein Volk unterstützt. Punktum. Gehen Sie in Ruhestand! Sie verfügen über keine Logik mehr!

Was die anderen Staaten betrifft: Mögen sie an ihre eigenen Interessen und an die ihrer Völker denken. Ist dieser Krieg in Eurem Interesse? Nur für das Geld von Saudi Arabien und um es mit deren Höflingen nicht zu verderben, soll die ganze Region in den Krieg ziehen! Die Probleme sind politisch zu lösen, durch Verhandlungen und Lösungen Schritt für Schritt.

5. Das unterdrückte, verfolgte, stolze, edle, mutige, weise, starke und entschlossene jemenitische Volk hat das Recht auf Selbstverteidigung und Widerstand. Und von diesem Recht macht es auch Gebrauch.

Und hiermit erkläre ich: Das jemenitische Volk wird siegreich sein.

Dieses unterdrückte, kämpfende und Widerstand leistende Volk wird siegreich sein, weil dies das Gesetz Allahs und der Geschichte ist. Ist diese saudische Armee in Verbindung mit all denen, die sich ihr anschließen, mächtiger als die US-Armee? Wo ist die US-Armee im Irak? Wo ist die US-Armee in Afghanistan? Wo ist sie im Libanon, wo sie 1982 war? Ist die saudische Armee mächtiger als die Armee Israels? Wo ist die Armee Israels nach all ihren Schlachten? Durch die ganze Geschichte hindurch zeigt sich: Die Invasoren erleiden eine Niederlage. Sie werden erniedrigt. Saudi-Arabien und die Herrscher von Saudi-Arabien haben immer noch die Chance, der Niederlage und der Erniedrigung zu entgehen. Sie brauchen bloß ihre falsche Politik revidieren - mit den Jemeniten wie mit Brüdern umgehen und sich auf einen Dialog einlassen. Alle Tore stehen immer noch offen.

Dies, Eure Niederlage, wird das Endresultat dieser Schlacht sein. Es ist ab jetzt bekannt. Jubelt also nicht über Eure Luftschläge! Im Irak, in Afghanistan, in Gaza, im Libanon, im Juli-Krieg und vor dem Juli-Krieg - alle Militärschulen der Welt sagen inzwischen, dass Luftschläge nicht den Sieg bringen oder eine Schlacht entscheiden. Nun, wo ist die saudische Armee? Die saudische Armee kämpft nicht selbst. Sie werden die Pakistanis, die Ägypter und die Jordanier für sich kämpfen lassen. Die betreffenden Völker haben daher eine ziemlich große und entscheidende Verantwortlichkeit. Gefordert ist von ihnen, Solidarität zu zeigen, Position zu beziehen - und ihre Regierungen daran zu hindern, beim Vergießen des Blutes der Jemeniten mitzumachen und dafür mit-verantwortlich zu sein. Sie sind aufgefordert, sich von einer Schlacht mit einem derart klaren und unwiderruflichen Ausgang - der Niederlage des saudischen Regimes - fernzuhalten. Wir respektieren und ehren das saudische Volk, das zu den unterdrückten Völkern in unserer arabischen Nation gehört.

Der finale und absolute Sieg gehört dem jemenitischen Volk. Denn dies entspricht dem Gesetz der Geschichte. Wer die Jemeniten kennt, der weiß, dass sie diese Aggression, diese Erniedrigung und Verhöhnung nicht tolerieren werden. Sie werden vielmehr kämpfen, um ihre Würde, ihre Existenz und ihre Ehre zu verteidigen. Aber noch ist Zeit; und noch gibt es eine Chance. Ehe sie sich zu Komplizen beim Vergießen des Blutes des jemenitischen Volkes und bei der Zerstörung des Jemen machen, sollten die arabischen Staaten, die Arabische Liga und die arabischen Präsidenten sich ihrer historischen Verantwortung bewusst werden und eine arabische, islamische oder internationale Initiative ergreifen, um diese Aggression zu beenden, und eine politische Lösung ansteuern. Andernfalls werden Niederlage und Schande das Los der Invasoren sein."