Naturnaher Garten: Warum heimische Sträucher die bessere Wahl sind

Susanne Aigner
Felsenbirne mit OK-Zeichen für Biene, Vogel und Essen, Thuya mit Verbotszeichen für Biene und Vogel sowie Warnzeichen für Gift

Bild Felsenbirne: Ludmila Kapustkina / Bild Thuya: Lobasova Anna / Shutterstock.com / Grafik: TP

Monotone Gärten werden zur tödlichen Falle für Vögel und Insekten. Schotter und Beton verdrängen natürliche Lebensräume. Doch es gibt Pflanzen, die das Artensterben stoppen können.

Monotone Agrarlandschaften befördern immer stärker das Insekten- und Vogelsterben. So werden bei Amsel, Blau-, Kohlmeise, Buchfink, Grünfink, Zaunkönig, Rotkehlchen, Hausrotschwanz und Mehlschwalben seit Jahren abnehmende Bestände beobachtet. Doch nicht nur Agrarwüsten vernichten Lebensräume. Auch viele städtische Gärten werden für Vögel, Insekten und Kleintiere immer unattraktiver.

Mit Schotter, Beton und Steinplatten ausstaffierte funktionale Gärten werden von Wildtieren gemieden. In Gärten, in denen noch Rasen wächst, wird dieser häufig mit Mährobotern permanent kurzgehalten.

Heimische, robuste Sträucher hingegen bereichern die Gärten in optischer und in ökologischer Hinsicht. Als Vogelnährgehölze bieten sie Lebensraum und Futter für Wildtiere. Je mehr verschiedene Sträucher gepflanzt werden, umso größer ist die Vielfalt und umso mehr Arten können profitieren.

Bei der Auswahl ist daher darauf zu achten, dass sie mit ihrem Nahrungsangebot einen möglichst großen Teil des Jahres abdecken: Die Blüten im Frühling sind für die Insekten interessant, von Früchten und Beeren profitieren ab Frühherbst bis in den Winter hinein die Vögel. Zudem gilt: Je mehr Insekten sich ernähren können, umso mehr Nahrung gibt es für die Vögel.

Beim Einpflanzen sollte ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden – sowohl zwischen den Sträuchern als auch zur Grundstücksgrenze. Vor dem Eingraben müssen die Wurzelballen ordentlich gewässert werden. Die gepflanzten Sträucher müssen eine Ebene mit dem Gartenboden bilden. Ein Gießrand rund um die Pflanzen muss rund zehn Liter fassen – so viel Wasser benötigen die Beerensträucher.

Insektenfreundlich: Liguster, Weißdorn, Pfaffenhütchen

Die mit Nektar gefüllten röhrenförmigen Blüten des frostharten "wintergrünen" Ligusters locken Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Nachtfalter an. Häufig jedoch wird er als Hecke routinemäßig zurückgeschnitten, sodass er selten zur Blüte kommt. Seine glänzenden Blätter schmecken etlichen Raupenarten, etwa dem Ligusterschwärmer, der Bunten Ligustereule oder der Liguster-Rindeneule. Die schwach giftigen schwarzen Steinfrüchte sind Winternahrung für Vögel und Kleinsäuger.

Der Eingriffelige Weißdorn (auch: Hagedorn) verströmt weiß blühend von Mai bis Juni seinen charakteristischen Duft und ernährt mit seinem Nektar viele Insektenarten. Sein dichtes Gestrüpp bietet Lebensraum, seine roten Früchte sind Nahrung nur für Vögel und Kleintiere. Schlehen kann man von Mitte November bis Dezember ernten und zu Gelee, Kompott oder Süßmost verarbeiten.

Das Pfaffenhütchen blüht im Mai und Juni gelblich-weiß. Während die nektarreichen Blüten von Fliegen, aber auch von Bienen oder Ameisen bestäubt werden, werden die knallbunten Früchte vor allem von Drosseln, Elstern und Rotkehlchen verspeist. Im Herbst öffnen sich die roten Kapselfrüchte und legen ihre Fruchtkerne frei, von den Samen ernähren sich zahlreiche Vogelarten.

Gesunde Beeren als Vitaminquelle: Berberitze und Kornelkirsche

Die Beeren etlicher Arten stecken voller Vitamine und Mineralien und sind bei Menschen und Vögeln gleichermaßen beliebt. Mit ihren stark duftenden Blüten lockt etwa die Berberitze Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten an. Die Beeren bieten bis weit in den Winter hinein Nahrung für viele Vögel. Mit ihren Dornen bieten die Sträucher vielen Tieren Unterschlupf und Schutz vor Fressfeinden. Die kleinen roten Beeren lassen sich zudem zu Marmelade, Soßen, Essig oder Saft verarbeiten und als Trockenfrüchte verzehren.

Die winterharte Kornelkirsche blüht schon im März und April. Ihre gelben Blüten sind früh im Jahr Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Die robuste Pflanze färbt ihr Laub im Herbst gelblich bis rot. Die dunkelroten Früchte lassen sich gut zu Marmelade oder Likör verarbeiten.

Wertvolle Wildfruchtgehölze: Felsenbirne, Haselnuss, Sanddorn

Die Felsenbirne ist ein für Vögel und Bienen. Sie blüht im Frühling weiß und bildet ab Mitte Juni dunkelrote, essbare Früchte, die von Menschen wie Vögeln gerne verzehrt werden. Die Früchte schmecken pur als auch in Saft, Marmelade, Likör und Wein, aber auch getrocknet. Besonders schön leuchtet im Herbst die Kupfer-Felsenbirne mit ihren von gelb bis orange leuchtenden Blättern.

Als Frühblüher liefert die Gemeine Hasel im Frühjahr Nahrung für Bienen. Die einsamigen Nussfrüchte werden im Herbst zur Nahrung von etwa 35 Kleinsäugetieren, wie Eichhörnchen und Mäusen, verzehrt. Rund zehn Vogelarten wie etwa Buntspecht können die Nüsse knacken. Geröstet, als Brotaufstrich oder Likör, ist die Haselnuss auch für Menschen eine Leckerei.

Der Sanddorn gedeiht am besten an küstennahen Extremstandorten mit sandigen Böden. Mit seinem tief- und weitreichenden Wurzelsystem reichert er über stickstoffbindende Bakterien den Boden mit Nährstoffen an. In seinem dichten Astwerk finden Vögel Schutz, Nistmöglichkeiten und Nahrung. Die kleinen, orangen Früchte werden zu Saft, aber auch zu Gelee und Likör verarbeitet. Bei Trockenheit muss Sanddorn regelmäßig bewässert werden.

Heimische "giftige" Sträucher nutzen Mensch und Tier

Der Gemeine Schneeball ist in allen Teilen giftig, doch werden Insekten von seinen großen Schaublüten und dem intensiven Blütenduft angezogen. Im zeitigen Frühjahr ernährt er Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge. Seine Blätter werden von rund 70 Schmetterlingsarten zur Eiablage aufgesucht, darunter seltene Arten wie der Segelfalter und das Gelbe Ordensband.

Im Sommer bieten struppiger Wuchs und Dornen den Nestern von Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig Schutz vor Nesträubern. Die leicht giftigen, glasig roten Früchte dienen Vögeln und Kleintieren als Winternahrung. Durch Erhitzen werden die Toxine zersetzt und können zu Marmelade und Säften verarbeitet werden.

Ähnliches gilt für den Schwarzen Holunder. Aus seinen duftenden Blüten, die sich zwischen Mai und Juli öffnen, holen Insekten den Nektar. Aus den Blüten wird zudem Holunderblütensirup hergestellt.

Die Beeren des Roten und Schwarzen Holunders werden erhitzt, zu Saft oder Marmelade verarbeitet. Für Vögel sind die rohen Beeren ein Leckerbissen. Weil sie giftige zyanogene Glycoside enthalten, sollten sie von Menschen niemals roh verzehrt werden. Blüten und Beeren des Zwerg-Holunders sind überhaupt nicht zum Verzehr geeignet.

Eine umfangreiche Liste des NABU Hamburg mit weiteren Wildsträuchern gibt Auskunft über Standortansprüche, Wuchshöhen und darüber, welche Arten sich besonders gut für Vögel, Säugetiere und Insekten eignen. Eine weitere NABU-Liste enthält darüber hinaus diverse Arten der heimischen Wildrosen.

Hübsch, aber giftig – exotische Sträucher ohne Nährwert

In optisch "gepflegten" Gärten finden sich oft exotische Arten, die schön aussehen, aber ohne ökologischen Nutzen sind. Die hybride Forsythie zum Beispiel kann – bis auf zwei Zuchtvarianten – weder Pollen noch Nektar produzieren. Die meisten Sorten des aus Asien stammenden gelb blühenden Strauches sind für Insekten wie Bienen und Hummeln wertlos.

Nur wenige Vögel fressen die Beeren des immergrünen Kirschlorbeers. Außerdem verrotten die blausäurehaltigen Blätter des Kirschlorbeers nur schlecht auf dem Kompost, weshalb sie gerne am Waldrand entsorgt werden. Die invasive Pflanze breitet sich daher in einigen Wäldern massiv aus und verdrängt dabei heimische Pflanzen, wie Studien zeigen. Dabei konkurriert sie mit heimischen Unterholzarten und verändert die Bodenchemie, was sich negativ auf die Bodenorganismen auswirkt.

Der Rhododendron umfasst mehr als tausend Arten und Hybride. Bei den meisten sind nicht nur Blätter und Blüten giftig, sondern auch der Nektar. Kostet eine Honigbiene davon, kann sie gelähmt werden bzw. sich unnatürlich verhalten. Besonders der invasive Rhododendron ponticum bedroht die heimische Artenvielfalt. Nur wenige wilde – früh blühende – europäische Rhododendron-Arten sind wertvoll für Hummeln und Bienen, wie etwa Alpenrosen oder der Sumpfporst.

Ähnlich verhält es sich mit der aus Nordamerika stammenden Thuja. Weil ihre kleinen unscheinbaren Blüten keinen Nektar bilden, sind sie für Insekten uninteressant. Blüten, Früchte, Samen und Blätter sind giftig und nur für wenige Nahrungsspezialisten genießbar.