Naturschutz oder Menschheitsschutz?
Seite 3: Naturschutz gibt es nicht, nur Menschheitsschutz
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Sehr wohl aber gibt es gute Gründe, die Menschheit zu schützen. Das ist es, was wir eigentlich mit dem Begriff des "Naturschutzes" verschleiern.
Unser höchstes Ziel sollte daher der Schutz unserer eigenen Art sein, nicht das einer Natur, die es nicht kümmert, was mit ihr geschieht, weil sich in ihr ohnehin alles in Kausalketten bedingt. Ob die Menschheit existiert oder nicht, ist für die Natur belanglos. Ob die Wale ausgestorben sein werden, kümmert die Wale wenig – ausgenommen vielleicht die letzten, vereinsamten Exemplare ihrer Art.
Aber uns wird es sehr wohl kümmern, insbesondere, wenn etwa der Grund für das Walsterben das Absterben des Planktons ist. Denn der Mangel an Plankton in unseren Meeren wirkt sich auf die Welternährungslage aus, da es am Anfang der Nahrungskette steht.
Ferner spielt das Phytoplankton eine wichtige Rolle bei der Bindung von Kohlendioxid und damit für den Klimaschutz. Wir müssen also nicht die Wale an sich schützen, wir müssen uns schützen. Und um uns zu schützen, müssen wir eben die Wale und das Plankton bewahren. Die Gleichung lautet daher: Menschheitsschutz ist Walschutz ist "Klimaschutz" und somit "Naturschutz".
Das klingt erst einmal nach Wortklauberei, darüber hinaus hart und egoistisch. Abgesehen von seiner faktischen Richtigkeit ist es aber vor allem ein essenzieller Schritt zum Verständnis dahin, dass unser Handeln auf uns selbst zurückfällt.
Wenn wir die Natur schützen – sprich: das Ökosystem in seinem derzeitigen Zustand weitgehend bewahren wollen – dann ist das der einzige Weg, uns selber zu schützen. Dass es allerhöchste Zeit wird, mit dieser Art des Menschheitsschutzes zu beginnen, wird dieser Tage durch unablässige Warnungen in Gestalt immer neuer Katastrophen schmerzhaft bewusst.
Was ist der Mensch dem Menschen?
Das Problem ist nur: Als Homo homini lupus, Egoisten, die ihren Mitmenschen gegenüber tendenziell missgünstig eingestellt und auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, stehen unsere Chancen denkbar schlecht.
Und daran besteht schon durch den Welternährungsbericht bei gleichzeitiger Nahrungsmittelspekulation – ganz zu schweigen von internationaler Machtpolitik – kein Zweifel. Da braucht es nicht einmal den Hinweis auf die Gnade einer Handvoll Einzelpersonen, die rote Knöpfe drücken, damit Reaktionsketten auslösen und letztlich unsere Welt in nuklearem Feuer vernichten können.
Insofern wäre es ein Segen, würde tatsächlich so etwas wie ein Naturschutz möglich sein. Aber leider geht es nicht um die Natur, sondern um uns selbst – und wir sind unser größter Feind.
Ruben Wickenhäuser, Publizist, studierte Geschichte und Biologie mit Schwerpunkt physische Anthropologie. Er ist unter anderem Autor im Team der Science-Fiction-Serie Perry Rhodan NEO, lektorierte über mehrere Jahre das Magazin für Eulenschutz der AG Eulen und hält Vorträge und Lesungen.
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