Neue Besatzung auf Chinas Raumstation Tiangong eingetroffen
Chinas Raumstation hat eine neue Crew. Die Taikonauten werden sechs Monate im All verbringen. Diesmal ist wieder eine Frau mit dabei.
Schichtwechsel im All: Die Volksrepublik China hat am gestrigen Mittwoch eine neue Crew auf die Raumstation Tiangong geschickt. Wie das Portal Space berichtet, wurden die drei Taikonauten im Rahmen der Shenzhou 19-Mission mit einer Rakete vom Typ Langer Marsch 2F um vier Uhr Morgens Ortszeit erfolgreich ins All befördert.
Sechsmonatiger Aufenthalt begonnen
Die Besatzung besteht aus dem Kommandanten Cai Xuzhe (48) der bereits Erfahrungen von der Shenzhou-14-Mission mitbringt, sowie den Neu-Taikonauten Song Lingdong (34) einem ehemaligen Luftwaffenpiloten, und der Ramfahrtingenieurin Wang Haoze (ebenfalls 34).
Das Andocken von Shenzhou 19 an die Raumstation Tiangong ist etwa 6,5 Stunden nach dem Start erfolgt, inzwischen ist die Besatzung auf der Station angekommen.
Das Taikonautentrio wird sechs Monate im All verbringen und an Bord von Tiangong eine Reihe von Experimenten durchführen sowie mehrere Außenbordeinsätze unternehmen.
Experimente und Stationsausbau geplant
Missionskommandant Cai, der bereits 182 Tage im All verbracht und mehrere Weltraumspaziergänge unternommen hat, wird seine jüngeren Kollegen anführen. "Trotz des Altersunterschieds haben wir alle das gleiche Ziel: unserem Land zu dienen und ihm durch Zusammenarbeit und Anstrengung Ehre zu erweisen", sagte Cai bei einer Pressekonferenz am Tag vor dem Start.
"Während der Mission werden wir schwierige Aufgaben bei Weltraumexperimenten und bei der Verwaltung der Raumstation übernehmen. Ich bin hauptsächlich für die Weltraumexperimente, das Materialmanagement und den Betrieb der Station verantwortlich", erklärte Wang bei der Pressekonferenz.
Sie ist die dritte Taikonautin Chinas und aktuell die einzige Raumfahrtingenieurin des Landes. Ihre Vorgängerinnen Liu Yang und Wang Yaping waren bereits bei früheren Shenzhou-Missionen dabei.
Ziel der Außenbordeinsätze ist unter anderem die Installation von Schutzvorrichtungen gegen Weltraummüll sowie die Installation und das Recycling von außenbordgestützten Nutzlasten und Ausrüstungen.
Lin Xiqiang, Sprecher der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA, kündigte an, dass die Taikonauten insgesamt 86 wissenschaftliche Experimente durchführen werden. "Während des Fluges von Shenzhou 19 wird der Schwerpunkt auf dem geplanten Thema 'Biologische und physikalische Wissenschaften im Weltraum' liegen", sagte Lin.
Dazu gehören Untersuchungen wie die Strukturanalyse des Kristallwachstums von Proteinen und die Nichtgleichgewichtsdynamik weicher Materie unter Mikrogravitationsbedingungen.
Weitere Planungen für Tiangong
Die Mission Shenzhou 19 ist die 33. Raumfahrtmission im Rahmen des bemannten Raumfahrtprogramms Chinas. Zur Geschichte des Shenzou-Programms gehören sowohl unbemannte Testflüge, Starts von Tiangong-Modulen und kleineren Vorläufermissionen für Raumstationen, Testflüge für neue bemannte Raumfahrzeuge sowie Tianzhou-Fracht- und Betankungsmissionen.
China bereitet derzeit den Start des Frachtraumschiffs Tianzhou 8 vor, das im November vom Raumfahrtzentrum Wenchang an der Küste an Bord einer Langer Marsch 7-Rakete starten soll, um die Station mit Nachschub und Treibstoff zu versorgen. Es wird auch neue Experimente und möglicherweise Cubesats für den Einsatz im Orbit transportieren.
Unterdessen bereitet sich die derzeitige Besatzung von Shenzhou 18 an Bord der Tiangong auf ihre Abreise vor. Das Trio Ye Guangfu, Li Cong und Li Guangsu, das Ende April an Bord der Raumstation angekommen ist, wird in Kürze die Kontrolle an die neue Crew übergeben. Ye und seine Kollegen werden voraussichtlich am 3. November in der Nähe der Stadt Jiuquan im Nordwesten Chinas landen.
Shenzhou 19 ist Chinas achte bemannte Mission zur Raumstation Tiangong. Die aus drei Modulen bestehende T-förmige Orbitalstation wurde durch drei Langer Marsch 5B-Starts zwischen 2021 und 2022 errichtet.
China beabsichtigt, Tiangong, das etwa ein Fünftel der Masse der Internationalen Raumstation hat, mindestens ein Jahrzehnt lang permanent zu bemannen und in Betrieb zu halten. Das Land plant auch, die Raumstation mit neuen Modulen zu erweitern und sie für kommerzielle Aktivitäten zu öffnen.