Neue Corona-Studie sorgt für diplomatische Spannungen zwischen USA und China
Ein neuer US-Bericht zur Corona-Pandemie sorgt für Ärger. China weist die Vorwürfe scharf zurück. Was die Amerikaner herausgefunden haben wollen, hat es in sich.
Nach einer zweijährigen Untersuchung hat ein Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses einen Bericht vorgelegt, der die These stützt, dass die Corona-Pandemie durch einen Laborunfall in China ausgelöst wurde. Das Paper hat umgehend harsche Reaktionen aus Beijing provoziert. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass es von einem politischen US-Gremium erarbeitet worden ist.
Laut dem 520-seitigen Bericht sei das Virus Sars-CoV-2 "wahrscheinlich durch einen Labor- oder Forschungsunfall aufgekommen". Der von Republikanern geführte Ausschuss stützt seine Erkenntnisse nach eigenen Angaben auf 30 Befragungen sowie die Sichtung von über einer Million Seiten an Dokumenten.
Kontroverse um US-Virologe Fauci
Auch der renommierte US-Virologe und Regierungsberater Anthony Fauci wurde im Rahmen der Untersuchung befragt. Republikaner werfen ihm vor, Gelder an chinesische Wissenschaftler weitergeleitet zu haben, die das Coronavirus gentechnisch hergestellt haben sollen.
Fauci wies die Vorwürfe bei seiner Befragung im Juni zurück. Er argumentierte, es sei "molekular unmöglich", dass sich die in Wuhan untersuchten Fledermausviren in das pandemieverursachende Virus umgewandelt haben.
Unterschiedliche Theorien zum Corona-Ursprung
US-Bundesbehörden, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Wissenschaftler weltweit sind sich uneins über den Ursprung des Coronavirus. Die meisten gehen davon aus, dass sich das Virus von Tieren ausgehend in China verbreitet hat, es sich also um eine sogenannte Zoonose handelt.
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Eine Untersuchung der US-Geheimdienste im vergangenen Jahr kam dagegen zu dem Schluss, dass das Virus möglicherweise gentechnisch verändert wurde und aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan entwichen ist. Dort waren Ende 2019 die ersten Covid-19-Fälle bei Menschen aufgetreten.
Schwere Folgen der Corona-Pandemie weltweit
Die Corona-Pandemie kostete in den USA 1,1 Millionen Menschen das Leben. Die WHO bezifferte 2023 die weltweite Opferzahl auf 20 Millionen Tote. Das Coronavirus hatte sich seit Ende 2019 von China aus global ausgebreitet.
Neben der hohen Zahl an Todesfällen führte die Pandemie zu Lockdowns, Reisebeschränkungen und vielen anderen schwerwiegenden Auswirkungen rund um den Globus.
China weist US-Vorwürfe zurück
China wies die Neuveröffentlichung des US-Berichts umgehend zurück. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte laut der französischen Nachrichtenagentur AFP, der Bericht habe "keine Glaubwürdigkeit" und warf den USA vor, den Ausbruch für "politische Manipulation" zu missbrauchen.
Laut der chinesisch-WHO-Expertengruppe sei ein Laborleck "extrem unwahrscheinlich". China wirft dem US-Bericht vor, "in Ermangelung substanzieller Beweise" haltlose Schlüsse zu ziehen, das Land zu verleumden und "falsche Beweise" zu produzieren.
Weitere umstrittene Erkenntnisse des US-Berichts
Der Bericht des US-Ausschusses traf noch weitere kontroverse Feststellungen jenseits der Ursprungsdebatte. So hätten Lockdowns "mehr geschadet als genutzt" und Maskenpflichten seien "ineffektiv bei der Eindämmung der Verbreitung von Covid-19" gewesen. Dies widerspricht anderen Forschungsergebnissen.
Auch die Abstandsregeln wurden kritisiert, wohingegen Reisebeschränkungen laut Bericht Leben gerettet hätten. Die Schulschließungen würden langfristige Auswirkungen auf US-Kinder haben. Dagegen sei die Operation "Warp Speed" zur schnellen Impfstoffentwicklung unter Präsident Trump ein "enormer Erfolg" gewesen.
Der umfangreiche Bericht des US-Kongresses heizt die Kontroverse um den Ursprung der Corona-Pandemie weiter an. Er bekräftigt die These eines Laborlecks in Wuhan, die von China vehement bestritten wird.
Die Untersuchung übt scharfe Kritik an der chinesischen Regierung, aber auch an der Reaktion von US-Behörden und führenden Wissenschaftlern wie Dr. Fauci. Unabhängig von der umstrittenen Ursprungsfrage zieht der Bericht eine gemischte Bilanz der weltweiten Pandemie-Maßnahmen. Während er etwa Impfstoffentwicklung und Reiserestriktionen lobt, stellt er den Nutzen von Lockdowns, Masken- und Abstandsregeln infrage.