Neue EU-Zölle bremsen Elektroauto-Import aus China deutlich
Chinas Erfolgssträhne bei E-Autos in Europa wackelt. Die neuen EU-Zölle zeigen Wirkung: Der Marktanteil von MG, BYD und Co. sank zuletzt.
Der Vormarsch chinesischer Autohersteller auf dem europäischen Markt für Elektrofahrzeuge ist ins Stocken geraten. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen Dataforce.
Demnach sank der Anteil von Herstellern wie MG von SAIC Motor und BYD an den europäischen Elektroauto-Zulassungen im Oktober auf 8,2 Prozent. Im September hatte er noch bei 8,5 Prozent gelegen. Es war bereits der vierte Monat in Folge, in dem der Marktanteil unter dem Vorjahresniveau lag.
EU-Zölle von bis zu 45 Prozent bremsen Wachstum
Hauptgrund für den Rückgang sind die neuen Zölle der Europäischen Union auf Elektroautos aus China. Brüssel warf den chinesischen Autobauern vor, von massiven staatlichen Subventionen zu profitieren. Dadurch könnten sie ihre Autos auf dem europäischen Markt deutlich günstiger anbieten als heimische Unternehmen.
Im Zuge der Untersuchung hatte die EU im Juli vorläufige Zölle in Höhe von 35 Prozent verhängt - zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen von zehn Prozent. Die Höhe variierte je nachdem, wie Brüssel die Kooperation der Unternehmen bewertete. Ende Oktober traten die zusätzlichen Zölle nach monatelangen Verhandlungen mit Beijing endgültig in Kraft.
"Es sieht nicht so aus, als hätten die chinesischen OEMs im Oktober viel verkauft", sagte Julian Litzinger, Analyst bei Dataforce, dem Bericht zufolge. Bevor die zusätzlichen Zölle im Juli in Kraft traten, verzeichneten sie über mehrere Jahre hinweg ein rasantes Wachstum. "Es wird sehr interessant sein zu sehen, was im November passiert", so Litzinger.
BYD baut Präsenz aus, MG mit Einbußen
Trotz der Handelshemmnisse baut BYD seine Präsenz in Europa weiter aus. Laut Jato Dynamics, einem Unternehmen, das den Automarkt analysiert, hat sich der Absatz im Oktober im Vergleich zum Vorjahr auf 4.630 Fahrzeuge verdoppelt, berichtet Bloomberg. Damit überholte BYD bereits im zweiten von drei Monaten MG, lange Zeit Chinas Topseller in Europa.
BYD setzt auf Expansion - und dabei hilft unter anderem der Auftritt als Großsponsor bei der Fußball-Europameisterschaft. Allein bei diesem Event konnte BYD seinen Namen mehr als fünf Milliarden Menschen weltweit präsentieren. Mit dieser Zuschauerzahl hatte zumindest die UEFA gerechnet.
Ein Vergleich mit MG, Tochter des Staatskonzerns SAIC, zeigt, dass diese Strategie aufgegangen sein könnte. Der Absatz von MG brach im Oktober um 56 Prozent auf 3.846 Autos ein.
Auf Jahressicht liegt MG aber immer noch an der Spitze: In den ersten zehn Monaten wurden in Europa 63.895 Fahrzeuge neu zugelassen. Das ist laut Jato immer noch fast doppelt so viel wie bei BYD.
Handelsspannungen belasten Autobranche global
Um die Bedenken der Europäer zu zerstreuen, haben die Chinesen begonnen, nicht nur Elektroautos nach Europa zu exportieren, sondern auch Fabriken in Europa zu errichten und die notwendigen Lieferketten aufzubauen. Aber auch hier macht sich die zunehmende Rivalität der geopolitischen Blöcke bemerkbar.
So plante der chinesische Hersteller Chery Automobile, in Barcelona mit der Produktion von Elektroautos zu beginnen. Diese Pläne wurden jedoch auf Eis gelegt. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend mit dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus im Januar weiter verschärfen wird.
Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Rivalitäten hatte die chinesische Regierung heimische Unternehmen aufgefordert, Schlüsseltechnologien im Land zu halten. Sollte sich dieser Trend durchsetzen, würde Europa kaum von der Wertschöpfung bei der Produktion von Elektroautos profitieren. Und die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt zeigt, dass chinesische Unternehmen weiterhin den Markt dominieren.