Neuer Rekord: Warum sind Luft und Meere so heiß wie nie zuvor?

Bild: Joseph Barrientos / Unsplash Licence

Die Temperaturen der Ozeane und über Land haben dieses Jahr einen enormen Sprung gemacht. Das zeigen die aktuellen Messdaten. Woran liegt das?

Die Weltmeere sind inzwischen seit rund fünf Monaten wärmer als je zuvor, seit dem es Wetteraufzeichnungen gibt, und zwar erheblich zu warm, wie diese interaktive Grafik des Climate-Change-Instituts der Universität von Maine in den USA zeigt. Mit 21,1 Grad Celsius ist die Oberfläche der Meere zwischen 60 Grad Nord und Süd Ende August um 0,8 Grad Celsius wärmer als der Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2011.

Nie zuvor hat es eine derart große Abweichung gegeben, und wie man der Grafik entnehmen kann, ist sie in den letzten Monaten sogar noch weiter angewachsen. Mit anderen Worten: Die Erwärmung scheint einen regelrechten Satz nach oben gemacht zu haben. Die letzten fünf Monate fallen gehörig aus dem Rahmen. Veranschaulicht wird sie besonders gut in einer auf tagesschau.de veröffentlichten Grafik

Für gewöhnlich zeigt der über alle Ozeane gebildete Mittelwert im Jahresverlauf zwei Höhepunkte. Einen am Ende des Südsommers im März und einen zweiten am Ende des Nordsommers im August. Da sich auf der Südhalbkugel eine wesentlich größere Wasserfläche befindet, fällt das erste Maximum – bei allen Schwankungen – meistens etwas höher aus.

Nicht so in diesem Jahr. Diesmal fallen die beiden Maxima bisher gleich groß aus. Das liegt vermutlich daran, dass sich im tropischen Pazifik gerade ein starker El Niño aufbaut.

Dabei handelt es sich um eine alle zwei bis sieben Jahre auftretende Schwankung in den pazifischen Meeresströmungen, die starke Auswirkungen auf die Verteilung der Niederschläge in den Tropen und teils auch in den Subtropen hat. Die Zusammenhänge mit den Passatwinden und der Verteilung von Hoch- und Tiefdruckgebieten in den Tropen, werden recht anschaulich hier von der NASA erklärt.

El Ninõs sind an den Küsten Ecuadors und Perus schon seit sehr langem bekannt, dass sie in den ansonsten sehr trockenen Regionen mit heftigen, nicht selten desaströsen Regenfällen und einem Rückgang der Fischereierträge einhergehen.

Für gewöhnlich ist das dortige Küstenmeer nämlich vergleichsweise kühl und nährstoffreich. Der Grund dafür ist in normalen Jahren aufquellendes Tiefenwasser. Während eines El-Niño-Ereignisses ist dieses Aufquellen jedoch stark reduziert, weshalb es weniger Algen und somit weniger Fisch gibt.

Andernorts, zum Beispiel in Indonesien, auf den Philippinen und Australien, aber auch über dem Amazonas-Regenwald macht sich El Niño durch ausgeprägte Trockenheit bemerkbar und verstärkt dort unter anderem die Waldbrandgefahren. Am Horn von Afrika kann man sich hingegen nach drei Jahren schwerer Dürre auf vermehrte Niederschläge freuen, muss aber zugleich darauf gefasst sein, dass diese als Starkregen fallen und in den durch die Dürre verhärteten Boden kaum eindringen können, sondern eher zu zerstörerischen Überschwemmungen führen, wie die Weltorganisation für Meteorologie warnt.

EL Niño ist also einerseits ein natürliches Phänomen, das aber durch den Klimawandel zunehmen verstärkt wird. Das lässt sich unter anderem daran ablesen, dass in den letzten Jahrzehnten die Auswirkungen immer stärker werden. Besonders ausgeprägt waren die El Niños 1997/98 und 2015/16, wobei 1998 und 2016 auch jeweils die im globalen Durchschnitt bis dahin wärmsten Jahre waren.

Für gewöhnlich ist also immer das Jahr, in dem der El Niño ausläuft, besonders warm im globalen Durchschnitt. 2023 sind allerdings jetzt bereits neue Rekordtemperaturen zu verzeichnen. Seit Anfang Juli schwankt die globale Durchschnittstemperatur um 17 Grad Celsius, ein Wert, wie er nie zuvor erreicht wurde.

Gemessen wird die Lufttemperatur in zwei Metern über dem Erdboden bzw. der Meeresoberfläche. Die Daten stammen, wie auch die der Meeresoberflächentemperatur aus dem weltweiten Netzwerk von Beobachtungsstationen und Schiffsmessungen der nationalen Wetterdienste. Diese werden mehrmals täglich gesammelt und von verschiedenen großen Wetterzentren für die Wettervorhersagemodelle aufbereitet.

Derweil haben die hohen Wassertemperaturen in den Ozeanen, wie bereits zu Beginn des Sommers beschrieben, schwere Folgen für Flora und Fauna und damit auch für die Fischerei.