Neues NSA-Patent
Der amerikanische Geheimdienst und Echelon-Betreiber hat einen holografischen Datenspeicher entwickelt, durch den sich möglicherweise verschlüsselte Daten leichter knacken lassen könnten
Der amerikanische Geheimdienst NSA, der das globale Lauschsystem Echelon betreibt, hat im Februar ein Patent über einen holografischen Speicher erhalten, der nicht nur große Mengen von Daten speichern kann, sondern es auch ermöglicht, sie schneller zu verarbeiten und möglicherweise auch schneller verschlüsselte Daten zu knacken.
Über die NSA, von manchen auch No Such Agency genannt, ist nicht allzu viel bekannt. Der geheimste Geheimdienst der USA soll unter anderem das globale Echelon-System in Zusammenarbeit mit Geheimdiensten anderer Länder betreiben. Aufsehen erregten aber nicht nur Vermutungen, dass der Geheimdienst damit Wirtschaftsspionage betreiben oder amerikanische Bürger belauschen könnte, sondern auch Meldungen, dass die technische Ausstattung für die Bewältigung der digitalen Datenfluten nicht mehr ausreiche. Ein mehrtätiger Ausfall der Computersysteme in Fort Meadow - hier sollen die von den Echelon-Lauschposten gesammelten Daten aufgearbeitet werden - schien Vermutungen zu stärken, dass die Befürchtungen, die NSA würde die globale Kommunikation, die über Satelliten läuft, nach bestimmten Begriffen durchsuchen und analysieren, übertrieben sein könnten. Manche verstanden die Warnungen, dass die NSA von den Datenfluten überwältigt werde und die nationale Sicherheit nicht mehr gewährleisten könne, aber nur als inszenierte Meldungen, um den Geheimdienst aus der Schusslinie der Kritik zu ziehen und eine Aufstockung des Budgets zu bewirken.
Welche Techniken die NSA zur Verfügung hat und an welchen neuen Techniken dort geforscht wird, ist unbekannt. Man kann jedoch annehmen, dass die NSA auch weiterhin kryptografische Forschung betreibt, deren Ergebnisse aber geheim bleiben. Schließlich soll die NSA immer noch der weltweit größte Arbeitgeber für Mathematiker sein. Geforscht wird sicherlich an der Entwicklung von Quantencomputern, mit denen sich alle Verschlüsselungen knacken ließen, sofern Daten nicht selbst quantenkryptografisch verschlüsselt würden.
Das von Journalisten der dänischen Zeitung Ekstrabladet entdeckte Patent Nr. 6,026,053 das am 15. Februar bewilligt wurde, ist sicherlich nur eine technische Entwicklung von vielen. Sie könnte aber auch im Fall von Echelon zweckdienlich sein, um die vielen abgehörten Daten zu speichern und zu durchsuchen. Natürlich wird der Verwendungszweck nicht beschrieben
Bei dem Patent handelt es sich um einen optisches Read-Only-System, mit dem sich digitale Daten auf vielen übereinander gelagerten fotorefraktiven Schichten, die in "Seiten" und "Büchern" unterteilt sind, speichern und durch eine steuerbare Lichtquelle gezielt wieder darstellen lassen: "Auf die Datenseiten kann so gezielt zugegriffen werden, und alle Daten auf dieser Seite können parallel gelesen werden." Beschränkt werde die Geschwindigkeit nur durch die Lichtquelle oder den Fotosensor.
Die dänischen Journalisten haben jedenfalls bei einem Krypto-Experten Rat gesucht. Peter Landrock von Cryptomathic meint, dass man mit dieser Speicherungstechnik ausführliche Suchfunktionen ausführen könne, die auch Grundlage für das Knacken von Verschlüsselungen seien, bei der jede Codekombination ausprobiert werden müsse. Mit dem holografischen Speicher könnte diese Suche sehr viel schneller und effizienter als bei normalen Speichertechniken durchgeführt werden. Der israelische Kryptologe Shamir habe erst vor kurzem zeigen können, dass man mit einem normalen Computer mit einer großen Festplatte kontinuierlich die Verschlüsselung von Gesprächen mit Mobiltelefonen knacken könne. Die von Shamir bewirkte Kapazität könne man mit dem NSA-Patent mindestens ums Tausendfache erhöhen. Die NSA wolle die Kapazität haben, "Tausende von Mobiltelefonen und Telefongesprächen zu belauschen. Sie spielen in einer anderen Liga."
Die dänischen Journalisten jedenfalls glauben, dass die NSA damit viel größere Datenmengen von abgehörten Gesprächen speichern und durchsuchen können, aber dass sie damit auch verschlüsselte Kommunikation leichter knacken könnten. Das richtet sich gegen die Empfehlungen dänischer Minister, die gesagt haben, dass man sich vor dem Abhören durch das Echelon-System nur durch starke Verschlüsselung schützen könne.