Neues U-Boot könnte Kräfteverhältnis im Südchinesischen Meer verschieben

Zu sehen ist ein aufgetauchtes U-Boot vor einem Kran

Aufgetauchtes chinesisches U-Boot vor Shanghai (Symbolbild)

(Bild: tab62/Shutterstock.com)

Unbekanntes chinesisches U-Boot auf Satellitenbildern gesichtet. Neues Ruderdesign soll Chinas Marine Heimvorteil verschaffen. Erste Einheit in Eprobung.

China macht offenbar Fortschritte bei der Entwicklung neuer U-Boote. Wie das auf Militärtechnik spezialisierte Magazin The War Zone berichtet, wurde jüngst ein bislang unbekanntes chinesisches U-Boot gesichtet, dessen innovatives Ruderdesign das Kräfteverhältnis in der Unterwasserkriegsführung gegenüber den USA verschieben könnte.

Erste Sichtung im April

Das Schiff wurde erstmal im April auf Satellitenbildern der Wuchang-Schiffswerft im zentralchinesischen Wuhan identifiziert. "Entdeckt" wurde das U-Boot durch die Auswertungen des ehemaligen US-Navy-Offiziers und Senior-Fellows am Center for a New American Security (CNAS), Tom Shugart.

Shugart verglich das Boot mit einem ebenfalls abgebildeten U-Boot der 2006 eingeführten Yuan-Klasse 039A: "Das neue Boot scheint wesentlich länger zu sein. Wenn man mehrere Bilder betrachtet, scheint es auch ein X-förmiges Heck zu haben. Dies ist ein Merkmal, das bisher bei keinem chinesischen U-Boot zu sehen war." Die Gesamtlänge des Bootes schätzt Shugart auf 83 bis 85 Meter, deutlich länger als die bisherigen 039A-Boote, die 77,6 Meter messen.

Neuere Bilder von Anfang Juli deuten darauf hin, dass die Bautätigkeiten offenbar abgeschlossen sind, da das Boot seinen Liegeplatz verlassen hat und sämtliche Kräne abgebaut wurden. Die Analysten von The War Zone gehen davon aus, dass sich das Boot derzeit in Erprobung befindet.

Neue chinesische U-Boot-Klasse?

Der unabhängige Marineanalyist H. I. Sutton sieht in dem X-förmigen Rumpf einen bedeutenden technischen Fortschritt des chinesischen U-Bootbaus. "X-Ruder gelten allgemein als besser als herkömmliche Kreuzruder", so Sutton. Die Verlängerung des Schiffs um einige Meter könnte laut Sutton auf eine neue Antriebstechnologie oder die Nutzung von vertikalen Abschussrohren hinweisen.

Ähnlich wie sämtliche Vertreter der Yuan-Klasse wird auch Chinas jüngstes U-Boot über keinen nuklearen Antrieb verfügen. Ob das Boot allerdings das erste einer gänzlich neuen U-Boot-Klasse ist, oder "nur" eine deutliche Weiterentwicklung der Yuan-Klasse, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Heimvorteil im Südchinesischen Meer

Sarah Kirchberger vom China Maritime Studies Institute (CMSI) weist in einem Bericht vom September 2023 darauf hin, dass China trotz seiner Fähigkeit, nukleare U-Boote zu bauen, weiterhin konventionelle U-Boote entwickelt, die mit fortschrittlichen luftunabhängigen Antriebssystemen ausgestattet sind.

Insbesondere das X-Ruder spielt dabei eine wichtige Rolle. Zusätzlich zur verbesserten Manövrierfähigkeit, Effizienz und Sicherheit trägt es dazu bei, die akustische Signatur der Boote im Vergleich mit herkömmlichen Kreuzsystemen zu verringern.

Die Technologie verschafft der chinesischen Marine damit einen klaren Heimvorteil im Südchinesischen Meer, da sich so ausgestattete U-Boote effizienter gegen U-Boot-Jagdmittel aus den USA und Japan schützen können, als dies bei nuklear betriebenen Booten möglich wäre.

Die Kombination aus konventionellem Antrieb, X-Ruder und vertikalen Abschusseinrichtungen ist indes eine Rarität. Bisher wurde lediglich spekuliert, dass einige wenige U-Boot-Neuentwicklungen, wie die israelische Dakar-Klasse und Südkoreas Dosan-Ahn-Chang-ho-Klasse, auf eine vergleichbar fortschrittliche Bauweise setzen.