Neues zu Nord Stream: Die Olsenbande schippert nach Bornholm

Seite 2: Seymour Hersh: Auf der falschen Spur

Auch der US-Journalist Seymour Hersh hat noch immer nicht erkannt, dass es sich hier um den definitiv allerletzten Streich der Olsenbande handelt: Er vermutet, gaga genug, weiterhin US-Spezialkräfte in Zusammenarbeit mit solchen aus Norwegen als Ausführende der Sprengungen, gedeckt durch US-Regierungsstellen und Sicherheitsbehörden als staatliche Akteure. Seine Version umfasst ganz sicher einige Lücken, um nicht zu sagen: Lecks oder Leaks. Darauf macht unter anderem der ARD-Faktenfinder aufmerksam:

Auch zu den Details hinsichtlich der Detonationen gibt es noch Unklarheiten. Hersh schreibt, die Taucher hätten den plastischen Sprengstoff C4 in Form von sogenannten Schneid- oder Hohlladungen "auf den vier Pipelines mit Betonschutzhüllen" platziert.

Allerdings gibt es nur an drei der vier Pipelines Zerstörungen, eine Röhre von Nord Stream 2 blieb unbeschädigt. Ob Sprengladungen versagten oder ein Viertel der Transportkapazität bewusst verschont blieb, ist Stand heute unklar.

Tagesschau, Faktenfinder

"Unklar" kann das nur sein, wenn man nicht vor Augen hat, wie Dynamit-Harry arbeitet: Dass bei seinem Einsatz immerhin drei von vier Leitungen zerstört wurden und damit dem Erdgas-Projekt "Nordstream" der "Rest gegeben" und somit "dieses Kapitel definitiv beendet" wurde, wie der Grünen-Vordenker Ralf Fücks schreibt, ist ein Riesenerfolg. Also – für die Olsenbande zumindest!

Manche Haarspalter kritisieren mit Blick auf Tagesschau.de, dass dort, fast schon verschwörungsmythisch, ein Drahtzieher oder Auftraggeber, ein "Mastermind" hinter der gesamten Aktion angenommen werde, wie hier zum Beispiel: "bislang keine Beweise (…), wer die Zerstörung in Auftrag gab":

Eine vielleicht nicht ganz unberechtigte Kritik an jenem Text. Aber auch solche Kritikaster schnallen nicht, dass die Olsenbande vor allem im eigenen Auftrag handelt: Erdgas war in den 1970er- und 1980er-Jahren der neue "heiße Scheiß", und in dieser Zeit wurde Egon Olsen polit-ökonomisch sozialisiert.

Dieses Gas-Ding war, ganz klar, Egons ("Ich habe einen Plan!") letzter großer und geheimer Coup, und für dessen Umsetzung als "Gruppierung" wurde auf versteckten Wegen auch in Redaktionen wie jener von ARD-aktuell offenbar beträchtliche Verwirrung gestiftet. Siehe exemplarisch hier:

"Der Sprengstoffanschlag", Einzahl, "wurden vorbereitet", Mehrzahl. Hier stimmt scheinbar nichts überein, kein Plan von irgendwas. Diese fehlende Sorgfalt an der Oberfläche verweist natürlich für Kenner der Szene ganz klar auf sorgfältige Planung aller Details im Hintergrund. Hinter solchem Chaos im Text kann, Sie ahnen es, nur die Olsenbande stecken. Um Verwirrung zu stiften und den Verdacht für einfachere Gemüter in ganz andere Richtungen zu lenken. Mächtig gewaltig, Egon!

Die ganze aktuelle Story der New York Times und wichtigen deutschen Medien sei relativ "weak", monieren manche beckmesserisch und, haha, sprachspielerisch. Weil zum Beispiel die Orte "Wieck auf dem Darß" und "Wiek auf Rügen" verwechselt worden waren in journalistischen Veröffentlichungen hierzulande. Das ist natürlich kein Fehler bei einer elementaren journalistischen W-Frage, sondern dem liegen laut NDR schlimmstenfalls "Missverständnisse" zugrunde.

Die NDR-Redaktion weiß vielleicht gar nicht, wie recht sie am Ende des Tages doch hat mit ihren "Missverständnissen": Hinweisen zufolge geht es weder um dieses Wieck oder jenes Wiek: Anonyme Quallen lassen verlauten, dass es tatsächlich die Wohlenberger Wiek nahe Wismar sei, wo die Olsenbande bei Dreharbeiten zum neuen Film gesichtet wurde.

Der Arbeitstitel wurde präzisiert, er lautet mittlerweile in Anlehnung an Film Nr. 6, 12, 13 und 14: "Das nun wirklich Allerletzte zum Schluss: Die Olsenbande fliegt über die Planke, zum Tauchgang in 80 Metern Tiefe. Und entschwindet über alle Berge". Vielleicht ein etwas sperriger Titel. Aber seien wir im Sinne von Egon Olsen gewiss: Auch hier waren ganz sicher keine "lausigen Amateure" am Werk.