Nicht unterzukriegen

Am 29. Juli feiert der berühmte griechische Komponist, Widerstandskämpfer und Politiker Mikis Theodorakis seinen 80. Geburtstag

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Würdigungen des großen Komponisten und Musiker Mikis Theodorakis gibt es zuhauf. Gerechte Würdigungen seiner politischen Leistungen schon weniger. Zu seinem 80. Geburtstag soll jedoch ein Aspekt seines Lebens ins Rampenlicht gerückt werden, der sonst meist übergangen wird.

Mikis Theodarakis. Foto: Heike Schrader

Dass er seinen 80. Geburtstag überhaupt feiern kann, ist ein Wunder, so oft ist er in seinem Leben dem Tod von der Schippe gesprungen. Im Winter 1947 zum Beispiel, als er eine akute Lungenentzündung in einer Baracke in Athen mit Aspirin unter den Bedingungen der Illegalität „auskurierte“. Ein Jahr vorher, zu Beginn des griechischen Bürgerkrieges war er bei einer Demonstration in der Innenstadt Athens von Polizisten auf offener Straße so zusammengeschlagen worden, dass in „Rizospastis“, der Parteizeitung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), von seiner Ermordung berichtet wurde. Die Abordnung der kommunistischen Jugendorganisation EPON staunte nicht schlecht, als sie ihren Genossen zwar verletzt aber bei Bewusstsein aus der Leichenkammer abholen konnten.

Während der Besatzung Griechenlands durch die deutschen Faschisten, aber auch im griechischen Bürgerkrieg kämpfte Mikis Theodorakis als Soldat in den Reihen der Linken. In zahlreichen Schlachten ist er auch hier mehrmals knapp dem Tod entronnen.

Im griechischen Bürgerkrieg wurden die auf der Gefangeneninsel Makronisos gefangenen Kommunisten in Gruppen von den Rechten gefoltert, um sie zum Unterschreiben der sogenannten „Reue-Erklärung“ zu zwingen, in der sie dem Kommunismus abschwörten. Wer nicht unterschrieb, wurde buchstäblich vor den Augen seiner Genossen totgeschlagen. Als Mikis Theodorakis 1949 von der Gefangeneninsel Ikaria nach Makronisos verlegt wurde, blühte auch ihm diese „Behandlung“. Weil er sich bis zuletzt weigerte zu unterschreiben, wurde ihm so ziemlich jeder Knochen im Leibe zerschlagen. Die Hochachtung der faschistischen Schergen vor der Musik des schon in jungen Jahren geachteten Komponisten rettete ihm damals das Leben. Dem Tode nahe wurde Mikis Theodorakis nach Lavrion ins Militärkrankenhaus gebracht. Sein zerschundener Körper war dermaßen entstellt, dass sein eigener Vater auf der Suche nach ihm an seinem Bett vorbeiging, ohne seinen Sohn zu erkennen.

Nur kurze Zeit später wieder zurück in Makronisos grub man ihn bei lebendigem Leibe unter der glühenden Julisonne für mehrere Tage bis zum Hals ein und ließ den Todgeglaubten danach am Strand zurück.

Erst nach dem Ende des Bürgerkrieges im Oktober 1949 konnte sich Mikis Theodorakis auf Kreta langsam von den unzähligen Verletzungen und nicht auskurierten Lungenentzündungen erholen. Der von Alpträumen und spastischen Anfällen heimgesuchte Jüngling war damals gerade einmal 24 Jahre alt.

Als sich im April 1967 der Militärdiktator Georgios Papadopoulos an die Macht putschte, war Mikis Theodorakis nicht nur ein bekannter Anführer der linken Bewegung, sondern auch schon der international bekannte Komponist. Proteste aus allen Enden der Welt sorgten dafür, dass der prominente Gefangene der Junta zumindest nicht gefoltert wurde. Aber die immer wieder ausbrechende Lungenkrankheit bei mangelnder ärztlicher Versorgung in den Konzentrationslagern der Junta hätte ohne den schier unbesiegbaren Lebenswillen mehr als einmal einen tödlichen Ausgang nehmen können. Und auch im späteren Exil während der Junta hätte es ihn beinahe wieder erwischt. Als er 1970 in Rom mit einer akuten Blinddarmentzündung trotz Warnungen der Ärzte als einer der Hauptredner auf einer Massenkundgebung der europäischen Linken gegen den NATO-Gipfel auftreten wollte, erlitt Mikis Theodorakies einen Blinddarmdurchbruch. In einer vierstündigen Operation gelang es den Ärzten, ihn auch diesmal zu retten.

Der unbedingte Einsatz seines ganzen Lebens zieht sich wie ein buchstäblicher blutroter Faden durch das gesamte politische Wirken von Mikis Theodorakis. Für den seit seiner frühesten Jungend politisch und musisch aktiven Kämpfer bildeten linke Politik und Kultur immer eine Einheit. Während seine politischen Aktivitäten dabei oft auch Freunde und Genossen gegen ihn aufbrachten, hat seine Musik es geschafft, ein ganzes Volk zu vereinen. Weit über die griechische (und internationale) Linke hinaus gilt Mikis Theodorakis schon jetzt als eine Legende, als die „Seele des griechischen Volkes“ . Chronia sou polla, Mikis (Lang sollst du leben)!