Niemand hat die Absicht, einen Angriffskrieg gegen den Iran zu führen!
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Trump droht Iran mit Krieg. Er beteuert, keine Entscheidung getroffen zu haben. Doch seine Worte erinnern an einen anderen historischen Moment.
Die Welt blickt gebannt auf Washington, wo US-Präsident Donald Trump die Zukunft des Nahen Ostens in seinen Händen hält. In seiner Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch im Oval Office wählte er ungewöhnlich scharfe Worte gegenüber dem Iran. Die Entwicklung nimmt deutlich Anfahrt auf. Wenige Stunden nach der Pressekonferenz berichteten US-Medien in der vergangenen Nacht, der Angriff gegen den Iran stehe. Allein: Donald Trump habe die Entscheidung noch nicht getroffen.
Schon am vergangenen Nachmittag hat sich bei genauerer Betrachtung ein beunruhigendes Muster gezeigt: Trumps Rhetorik erinnerte auf fatale Weise an einen anderen historischen Moment, der die Welt veränderte. "Ganz einfach, wenn jemand denkt, dass es okay für den Iran ist, eine Atomwaffe zu haben, dann sollten sie sich mir widersetzen. Aber niemand denkt, dass es okay ist", erklärte der Präsident.
Und weiter: "Das Entscheidende ist: Sie dürfen keine Atomwaffen haben. Sie werden eine Entscheidung treffen müssen, denn es ist möglich, dass Sie kämpfen müssen, damit sie keine Atomwaffen bekommen."
Doch gleichzeitig betonte Trump: "Wir streben keinen Waffenstillstand an, sondern einen totalen und vollständigen Sieg. Und, wie gesagt, Sie wissen, was der Sieg bedeutet: keine Atomwaffen." Er lässt keinen Zweifel daran, dass er keinerlei Verhandlungsspielraum sieht und dem Iran de facto nur die Wahl zwischen Unterwerfung, also Aufgabe des Atomprogramms, oder Krieg lässt.
Schicksalshafte Momente
Dieser scheinbare Widerspruch – einerseits die Drohung mit Krieg, andererseits die Beteuerung, noch keine Entscheidung getroffen zu haben – weckt Erinnerungen an einen anderen schicksalhaften Moment der Geschichte.
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", erklärte der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 auf einer Pressekonferenz. Nur zwei Monate später begann der Bau der Berliner Mauer, die Deutschland und die Deutschen für Jahrzehnte teilen sollte; die gleichsam der sichtbare Teil des Eisernen Vorhangs war, der aus West voneinander separierte.
Die falsche Beruhigung
Ulbrichts Aussage sollte die Weltöffentlichkeit beruhigen und den Eindruck erwecken, dass die DDR-Führung keinen drastischen Schritt plante. Doch in Wahrheit waren die Würfel längst gefallen. Die Parallelen zu Trumps Äußerungen sind unübersehbar:
Auch er versucht, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass noch nicht alle Optionen auf dem Tisch liegen, während seine Rhetorik (und die massiven Truppenverlegungen) unmissverständlich auf Krieg hindeuten.
Nur ein Schritt vor der Explosion
Experten warnen seit Langem, dass der verbale Schlagabtausch zwischen Washington und Teheran jederzeit in einen heißen Konflikt umschlagen könnte. Trumps kompromisslose Haltung, seine Drohungen und seine Weigerung, Verhandlungsspielraum zu lassen, scheinen dieses Szenario unausweichlich zu machen.
Wie Ulbricht 1961 versucht er, die Welt in falscher Sicherheit zu wiegen, während er längst den Weg in Richtung Eskalation eingeschlagen hat.
Der Moment ist jetzt
Die internationale Gemeinschaft darf sich von diesem rhetorischen Ablenkungsmanöver nicht täuschen lassen. Sie muss jetzt handeln und alles daransetzen, die Eskalationsspirale zu durchbrechen, bevor es zu spät ist.
Denn die Geschichte lehrt uns: Wenn Mächtige davon sprechen, keine drastischen Schritte zu planen, ist höchste Wachsamkeit geboten. Trumps Pressekonferenz vom Mittwoch könnte als düsteres Omen in die Annalen eingehen – als Moment, in dem die Welt die Zeichen an der Wand übersah und damit den Weg in eine Katastrophe ebnete.