Nordkorea-Russland-Allianz: Chinas strategische Ohnmacht
- Nordkorea-Russland-Allianz: Chinas strategische Ohnmacht
- Historische Parallelen
- Chinas passive Haltung
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China verliert an Einfluss, während Nordkorea sich Russland annähert. Warum bleibt Beijing auch am langen Hebel passiv? Ein Gastbeitrag.
In den letzten zehn Jahren ist China zunehmend besorgt über seinen schwindenden Einfluss auf Nordkorea und seine Unfähigkeit, die nuklearen Ambitionen Pjöngjangs einzudämmen.
Diese Sorge wurde durch die dramatische Annäherung Nordkoreas an Russland in diesem Jahr noch verstärkt.
Wurde China über den Tisch gezogen?
Im Juni unterzeichneten Kim Jong-un und Wladimir Putin einen neuen Bündnisvertrag, der gegenseitige militärische Unterstützung im Falle einer "Aggression" gegen eines der beiden Länder zusichert.
Im Oktober schickte Pjöngjang Truppen nach Russland, um sich am Kampf gegen die Ukraine zu beteiligen, nachdem es seit August 2023 monatelang Waffen und Munition nach Moskau geliefert hatte.
Die chinesische Regierung hat sich nicht offen zu Nordkoreas neuem Bündnis mit Russland oder seiner militärischen Unterstützung in der Ukraine geäußert. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Diskussionen über Chinas Verlust an Initiative in seiner dreiseitigen Beziehung mit Nordkorea und Russland in Beijing an Fahrt gewinnen.
Erfahrene Diplomaten und Historiker sehen in der Wiederbelebung der nordkoreanisch-russischen Militärallianz ein großes Risiko für die regionale Stabilität in Nordostasien. Sie wirft auch eine interessante Frage auf: Wurde China von Pjöngjang und Moskau über den Tisch gezogen – zum zweiten Mal seit Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950?
Koreakrieg beginnt ohne Maos Wissen
In den Plänen Mao Zedongs nur ein Jahr nach der Gründung der Volksrepublik China war der Koreakrieg kaum vorgesehen.
Die historischen Aufzeichnungen zeigen, dass Mao und die neue Führung der VR China eine klare Priorität hatten: Die Wiedervereinigung Taiwans mit dem chinesischen Festland und nicht die Verfolgung der Ambitionen Kim Il-sungs auf der koreanischen Halbinsel.
Sowohl Mao als auch Kim suchten die Unterstützung Stalins, und der sowjetische Führer entschied sich schließlich, Pjöngjangs Agenda gegenüber der Beijings zu unterstützen.
Verärgert über Maos Zögern, verheimlichte Kim seine Kriegsvorbereitungen vor Beijing. Erst drei Tage nach Beginn seines Angriffs auf Südkorea informierte Kim schließlich die chinesische Führung über den Konflikt.
Ein empörter Mao schimpfte: "Das sind unsere Nachbarn, aber sie haben uns nicht einmal gefragt, bevor sie den Krieg begannen. Bis heute haben sie uns nicht informiert. Doch als Kims Truppen nach der Landung auf Inchon im September 1950 von US-Truppen geschlagen wurden, sah sich Mao gezwungen, Nordkorea zu retten, indem er in einen Krieg eintrat, der ihm von Kim und Stalin faktisch aufgezwungen worden war.