Österreich will das Problem Islamismus bei den Wurzeln packen

Seite 3: DITIB und Schura in Deutschland

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Der österreichische Umgang mit ATIB legt die Frage nah: Wie wird eigentlich hierzulande mit der DITIB, der deutschen Sektion der türkischen Religionsbehörde, umgegangen? Die Antwort lautet kurz und knapp: ganz anders.

Am 13. November 2013 wurde in Hamburg der erste Staatsvertrag mit islamischen Verbänden unterzeichnet, konkret mit DITIB und der Schura, dem Rat der islamischen Gemeinden. Bremen folgte am 15.1.2013 und Niedersachsen am 14.12.2015. Ziel soll sein, die Integration der Muslime zu stärken. Kürzlich ging durch die Medien, dass ein muslimischer Wohlfahrtsverband etabliert werden solle, der nach Vorbild von Caritas, Diakonie und Arbeiterwohlfahrt caritative Aufgaben, insbesondere bei der Betreuung von Flüchtlingen, leisten solle.

Das klingt erstmal logisch: Muslime helfen Muslimen sich zu integrieren. Wer könnte das besser als etablierte Einrichtungen wie DITIB und Schura? Wenn - ja, wenn, diese Organisationen nicht höchst problematisch wären.

Kritik an muslimischen Verbänden

So hält z.B. die Kölner Pubizistin Lale Akgün das für einen völlig falschen Ansatz:

Die muslimischen Verbände und Moscheevereine sind keine Katalysatoren, die die Integration schneller voranbringen, und die Integrationsprobleme dieser Gesellschaft werden sich mitnichten mithilfe von religiösen Verbänden lösen lassen. Wer das denkt, geht den islamischen Verbandsfunktionären auf den Leim. Das an sich ist schon schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer:

Alle islamischen Verbände - bis auf den Zentralrat der Muslime - sind türkischen Ursprungs und haben das Mutterschiff in der Türkei. Das heißt: im Grunde genommen sind die hiesigen Verbändereine Dependancen türkischer Organisationen. Hier in Deutschland wird nur ausgeführt, was in der Türkei beschlossen wird, wenn auch die hiesigen Verbände versuchen, sich als deutsche Vereine zu gerieren.

Lale Akgün

Deren Radius sei lokal begrenzt gewesen, so Akgün, bis sie von der Politik als Garant für Integration entdeckt worden und z.B. durch die Islamkonferenz aufgewertet worden seien. Andererseits sei DITIB seit der Wahl Recep Tayyip Erdogans "zu einem wichtigen Faktor in der türkischen Diasporapolitik" geworden:

DITIB ist eine Tochterorganisation der DIYANET, der staatlichen Religionsbehörde und DIYANET ist direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt. Sie hat ein Budget, das sich sehen lassen kann. 2013 betrug es 4 Milliarden 640 Millionen Lira (knapp 2 Milliarden Euro) und war somit an 12. Stelle der Institutionen mit dem größten Anteil am Staatshaushalt.