Online-Meinungskampf: Startet der Westen mit "Elfen" nun den Trollkrieg gegen Russland?
Seite 2: Bereits vor der Enthüllung Thema in Sankt Petersburg
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Die Meldung von SVTV ist nicht der einzige Beleg für die Einrichtung. Bereits im Oktober 2022 meldete die Sankt Petersburger Stadtzeitung Fontanka von ausgewanderten Landsleuten, die für 52 US-Dollar am Tag als "Elfen" in Tiflis tätig seien.
Nur die Zweigstelle im Baltikum war den Petersburger Journalisten noch nicht bekannt. Pikant an ihrer Enthüllung ist, dass Fontanka auch in Bezug auf die Trollfabrik in der eigenen Stadt einiges an Aufklärungsarbeit geleistet hatte. Ebenfalls befragt wurden frühere "Elfen" vom Telegramkanal SOTA.
Neben Postings gegen den Krieg verbreiten die "Elfen" nach den Berichten solche gegen kremlnahe Prominente in Russland, aber auch gegen andere Oppositionelle wie den Youtuber Maxim Katz, die ein angespanntes Verhältnis zu Alexej Nawalny haben.
Die "Elfen" selbst sind überzeugte Gegner Putins. SVTV berichtet auch über geleakte Kommunikation zwischen ihnen, worin sie ihre Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ausdrücken. Unzufriedene Angestellte sollen SVTV die Dokumente über die Einrichtung zugespielt haben.
Nawalnys Stiftung bestreitet Beteiligung
Ähnlich wie Prigoschin jahrelang bei seiner Einrichtung, bestreitet die Antikorruptionsstiftung FBK von Nawalny jede offizielle Beteiligung an der "Elfenfabrik", obwohl mehrere Aktivisten der Stiftung als führende Beschäftigte nun bekannt sind. Maria Pewtschich von FBK bezichtigt die betreffen Medien der Verbreitung von "absichtlichen Fake-News".
Dagegen bestätigte die US-finanzierte "Free Russia Foundation" der exilrussischen Onlinezeitung The Insider ihre Beteiligung. Sie bezeichneten die "Elfenfabrik" als Projekt, damit die Russen "nicht von ihren Behörden und dem Kreml zombifiziert werden".
Meinung liberaler Russen ist gespalten
The Insider beziffert die Menge an Posts, die die "Elfen"-Einrichtung veröffentlicht, auf monatlich 160.000, die auf 900 regierungsnahen russischen Seiten erscheinen. Ein Protestaufschrei angesichts der Methoden, die mit denen der Trollfabrik identisch sind, bleibt in den großen deutschen Medien bisher aus.
Ein großes Thema sind die Beeinflussungsmethoden jedoch in den Kreisen liberaler russischer Oppositioneller, von denen sich viele vor Verhaftungen ins Ausland absetzen mussten. "Ich halte eine Troll-/Elfenfabrik der Free Russia Foundation für erwiesen. Ich stehe solchen Praktiken skeptisch und negativ gegenüber", sagt der liberale Journalist Andrej Sacharow laut Fontanka, der selbst in Russland als ausländischer Agent gebrandmarkt.
Er wisse jedoch, dass andere Oppositionelle anderer Meinung seien, auch wenn sie das Management der Elfen ebenfalls für "korrupt" halten.