Oscar-Gewinner Ballal: Vom roten Teppich ins Krankenhaus
Szene aus dem Film "No Other Land". Bild: © Immergutefilme
Nach einem Angriff durch Siedler wurde der palÀstinensische Regisseur Hamdan Ballal von der Armee festgenommen. Sein Film zeigt genau jene Gewalt, die ihm selbst widerfuhr.
Der palĂ€stinensische Filmemacher Hamdan Ballal, Co-Regisseur des mit dem Dokumentarfilmpreis der diesjĂ€hrigen Berlinale und dem Oscar ausgezeichneten Films "No Other Land", ist am Montagabend im israelisch besetzten Westjordanland verletzt und anschlieĂend von israelischen Soldaten festgenommen worden [1], wie der rbb unter Berufung auf die dpa meldet.
Siedler verprĂŒgeln OscarpreistrĂ€ger
Nach Angaben palÀstinensischer Aktivisten und Kollegen Ballals wurde der Regisseur wÀhrend des abendlichen Fastenbrechens im Ramadan in seinem Heimatdorf Susja von einer Gruppe israelischer Siedler angegriffen.
Diese sollen mit Schlagstöcken, Messern und mindestens einem Sturmgewehr bewaffnet gewesen sein. Mehrere Angreifer waren demnach maskiert. Insgesamt vier PalÀstinenser wurden bei dem Vorfall verletzt, darunter Ballal durch einen Steinwurf am Kopf.
Das israelische MilitÀr teilte mit, dass sich Gruppen von Israelis und PalÀstinensern gegenseitig mit Steinen beworfen hÀtten, nachdem "einige Terroristen" Steine auf Israelis geworfen und ihre Fahrzeuge beschÀdigt hÀtten. Polizei und Armee hÀtten die Gruppen voneinander getrennt und Ballal festgenommen.
Israel setzt Vertreibung fort
Am Dienstagnachmittag beobachteten AP-Journalisten, wie Ballal und zwei weitere festgenommene PalĂ€stinenser eine Polizeiwache in Kirjat Arba verlieĂen. Ballal wies BlutergĂŒsse im Gesicht und Blutspuren an der Kleidung auf. Die drei MĂ€nner wurden zur Behandlung in ein Krankenhaus in Hebron gebracht.
"No Other Land", der Film, fĂŒr den Ballal gemeinsam mit den Israelis Yuval Abraham und Rachel Szor sowie dem PalĂ€stinenser Basel Adra den Dokumentarfilmpreis der Berlinale und den Oscar erhielt, thematisiert die Vertreibung von PalĂ€stinensern aus dem Westjordanland durch israelische Soldaten. Er zeigt den Widerstand der Bewohner von Susja und der Region Masafer Jatta gegen den Verlust ihrer Dörfer und ihres Landes.
Fast zeitgleich trudelte die Meldung ein [2], dass Israel 13 neue jĂŒdische Siedlungen im illegal besetzten Westjordanland anerkennt. Die Vertreibung der palĂ€stinensischen Bevölkerung wird mit Hochdruck fortgesetzt, die Ereignisse des Films von der RealitĂ€t in den Schatten gestellt.
Die Berlinale Ă€uĂerte sich [3] am Dienstag in einer Mitteilung auf Instagram "sehr beunruhigt" ĂŒber die Berichte zu Ballal. Man fordere seine sichere RĂŒckkehr zu Freunden und Familie und betonte, Journalisten und Dokumentarfilmer mĂŒssten vor Repressalien und Gewalt geschĂŒtzt werden.
Kritik an Israel wegen Umgang mit Journalisten
SchÀtzungen der in den USA ansÀssigen NGO Committee to Protect Journalists (CPJ) wurden seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 170 Journalisten im Gazastreifen getötet. Immer wieder erheben NGOs und Menschenrechtsorganisationen den Vorwurf an Israel [4], Journalisten (insbesondere des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera und UN-Mitarbeiter gezielt zu töten.
Deutsche Journalisten, die sich in der Regel nicht im unmittelbaren Kampfgeschehen aufhalten, sind indes vor allem von Schikanen betroffen. Zuletzt traf es den FAZ-Korrespondenten Christian Meier, der bei Recherchen im Westjordanland verhaftet worden ist.
Sogar der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, Ă€uĂerte [5] auf X in seltener Deutlichkeit seine Besorgnis ĂŒber die "jĂŒngste ungerechtfertigte Festnahme". Meier sei bereits am Freitag bei Recherchen im Westjordanland von extremistischen Siedlern schikaniert und anschlieĂend fĂŒr Stunden von der Polizei festgehalten worden.
Eine Untersuchung des CPJ ergab, dass Israel im Jahr 2024, dem bislang tödlichsten Jahr fĂŒr Journalisten, fĂŒr 70 Prozent aller weltweit getöteten Journalisten verantwortlich war.
Angesichts der neuerlichen Intensivierung israelischer Angriffe auf den Gazastreifen in der vergangenen Woche mit fast 700 getöteten Zivilisten, zumeist Frauen und Kinder, gaben die Vereinten Nationen am Dienstag bekannt, ihr internationales Personal vor Ort um etwa ein Drittel zu reduzieren. Grund sei die Unmöglichkeit, die Sicherheit der Mitarbeiter zu garantieren.
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[1] https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2025/03/film-regisseur-hamdan-ballal-berlinale-westjordanland-verletzt.html
[2] https://www.spiegel.de/ausland/israel-erkennt-13-siedlungen-im-westjordanland-an-a-597cd5d3-429e-484f-bd25-d6f510f8e22f
[3] https://www.instagram.com/p/DhniIQtI_u8/
[4] https://unric.org/de/un-mitarbeiter-bei-angriff-in-gaza-getoetet/
[5] https://x.com/GerAmbTLV/status/1904439010300182602
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