Pakistan: Atommacht wird zum gefährlich "kranken Mann am Indus"

Seite 5: Sorgloses Eskalieren

Freunde und Feinde sind sich einig: Pakistan darf sich nicht selbst zu Grunde richten, doch die Gefahr ist aktuell so groß wie seit 1971 nicht mehr. Schlimmer: Die Abspaltung Bangladeschs (ehemals Ostpakistan) war die logische Konsequenz einer realitätsfernen Gründungsidee.

Es hat mittlerweile seine frühere "Brudernation" ökonomisch weit hinter sich gelassen, ist politisch relativ stabil, kommt ohne die Einmischung der Generale aus und hat ein sogar ausgezeichnetes Verhältnis zu seinem einzigen Nachbarn Indien.

Die Balkanisierung des ehemaligen Westpakistans hätte katastrophale Folgen, für sich selbst, regional und global. Bis Islamabad ist diese Einsicht noch nicht durchgedrungen, wenn man verfolgt wie sorglos seit Winter 2021/2022 eskaliert wird. Khans Unterstützer können der Armee nicht richtig gefährlich werden, aber Teile ihrer Ressourcen binden.

Das könnte anderen, stärkeren Kräften Auftrieb geben, die die Armee nicht nur auf "demokratische" Weise herausfordern. So sehen alle Beteiligte mangels anderer Optionen in der Armee den sichersten Garanten für das Fortbestehen des Landes.

Die politische Klasse, auch die aktuelle Garde (inklusive Imran Khan), hat oft genug ihre Unfähigkeit bewiesen, das ist die wahre Tragik. Ein wie im Koran entworfener Rechtsstaat wird immer Utopie bleiben; und auch Jinnahs Vision zerschellte an der Realität, er würde sein "Kind" nicht wiedererkennen.

Entstanden ist das krasse Gegenteil, die Willkürherrschaft einer Geheimgesellschaft. Doch anscheinend kann das "Projekt Pakistan" nur so überleben.