Pakistan: Generäle und Establishment als Strippenzieher
Seite 3: Die Interessen der Chinesen
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Viel spannender ist, wie sich die Chinesen mit dem pakistanischen Establishment arrangieren. Letzteres ist seit 70 Jahren daran gewöhnt, dass es machen kann, was es will und jeden an der Nase herumführen darf. Das hat schon mit den USA geklappt.
In Peking ziehen sie jedoch in Sachen Außenpolitik an einem Strang. Da wird nicht versucht, sich auf unterer Ebene in Pakistan mit sozialen Projekten zu engagieren und hintenrum in den Stammesgegenden Drohnen zu testen. China denkt auch in Pakistan rein wirtschaftlich profitabel und hat bis jetzt alles durchsetzen können, was seinen Interessen dient. Wie, ist beeindruckend. Selbst als 2010 ein Erdrutsch im Norden Pakistans den Karakorum Highway versperrte und die Pakistaner nicht zuließen, dass die Chinesen den entstandenen Stausee einfach abfließen ließen, behielt Peking die Ruhe. (Damals hing Pakistan am Geldtropf der USA - und denen war alles recht und billig, was die neue Seidenstraße der Chinesen für ein paar Jahre stoppen würde.)
Statt zu protestieren oder gar zu drohen, bauten die Chinesen einfach ein paar Tunnel um den See herum, und seit Ende 2015 rollt der Verkehr wieder auf dem Highway - dazu hat Pakistan jetzt einen netten See in den Bergen für (pakistanische) Touristen. Doch ob sich das pakistanische Establishment so schnell eine blutige Nase holen wird, ist ungewiss. Schließlich hat es durch die Armee ein Atomarsenal als Faustpfand. Dazu Zehntausende islamische Fanatiker, die in der Innen- und Außenpolitik "aushelfen".
Doch die "Auslandseinsätze" dieser Islamisten dürfte für kurze Zeit etwas schwerer werden, weil die Internationale Gemeinschaft endlich Druck gemacht hat: So musste Pakistans Ersatzpremiermister Shahid Khaqan Abbasi der Milli-Muslim-Liga die Erlaubnis streichen, an der Parlamentswahl 2018 teilzunehmen. Die Partei untersteht Hafiz Saeed, auf den die USA ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar ausgelobt haben. Die Amerikaner vermuten, dass er hinter den Anschlägen in Bombay steckt. In Pakistan steht er seit Juni unter lockeren Hausarrest, schließlich ist er einer dieser nützlichen Islamisten. Unter dem Deckmantel einer Wohltätigkeitsorganisation (die, wenn verboten, unter neuem Namen weitermacht) leitet Hafiz Saeed das Hauptquartier der indisch-kaschmirischen Unabhängigkeitskämpfer. Nur liegt dieses Hauptquartier nicht in Kaschmir, sondern 50 Kilometer entfernt von Lahore, in Muridke.
Was die Mehrheit der Pakistaner von solchen radikal-islamischen Parteien wie der MML hält, hat sich bei den letzten beiden Parlamentswahlen gezeigt: gar nichts. Trotzdem ist in Pakistan nur eines sicher: Für die Mehrheit der Bevölkerung wird das Leiden weiter gehen.