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Pentagon-Anordnung: US-MilitÀr soll sich auf Krieg gegen China vorbereiten

David Goeßmann
HĂ€nde in USA und China-Farben zerren an Seil mit Taiwan-Wimpel

Bild: Andy.LIU / Shutterstock.com

Trump-Regierung verschĂ€rft Anti-China-Kurs, wie Strategiepapier zeigt. US-Truppen im Pazifik werden zur "Speerspitze". Wohin fĂŒhrt der Machtpoker um Taiwan?

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat das US-MilitĂ€r in einem grĂ¶ĂŸtenteils geheim eingestuften Memo angeordnet, den Fokus darauf zu legen, sich auf einen Krieg gegen die Atommacht China vorzubereiten [1]. Es wird zudem von Risiken in Europa und anderen Teilen der Welt gesprochen. Das berichtet die Washington Post.

Das Papier mit dem Titel "Interim National Defense Strategic Guidance" soll laut Post die "Vision von PrĂ€sident Donald Trump" wiedergeben, "um sich auf einen möglichen Krieg gegen Beijing (Peking) vorzubereiten und ihn zu gewinnen sowie die Vereinigten Staaten vor Bedrohungen im 'nahen Ausland', einschließlich Grönland und dem Panamakanal, zu schĂŒtzen."

Die Neuausrichtung des Pentagon, die Hegseth im Papier vornimmt, zielt darauf, eine Eroberung Taiwans durch die Volksrepublik China unter PrĂ€sident Xi Jinping abzuschrecken. Sie soll Mitte MĂ€rz vom Verteidigungsministerium an hochrangige MilitĂ€rs verteilt worden sein. Anders als die Biden-Regierung, die China ebenfalls als grĂ¶ĂŸte Bedrohung fĂŒr die USA bezeichnet hatte und die StreitkrĂ€fte auf den pazifischen Raum orientierte, gehen die Anweisungen der Trump-Regierung weiter.

So sei laut Post die "Beschreibung der potenziellen Invasion Taiwans als das einzige Szenario, das Vorrang vor anderen potenziellen Gefahren haben muss" "außergewöhnlich". Damit werde die riesige US-MilitĂ€rarchitektur in einem Maße auf den indopazifischen Raum fokussiert, wie es bisher nicht der Fall gewesen sei.

Nach Hegseth ist China "die einzige imminente Bedrohung fĂŒr das Verteidigungsministerium". Zugleich sei die Verhinderung einer chinesischen Eroberung Taiwans, mit der vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen, das einzige ernste Bedrohungsszenario, mit dem man sich, neben der Verteidigung der USA, vorrangig beschĂ€ftige.

Diese Priorisierung spiegelt sich auch darin, dass andere Konflikte an Gewicht verlieren. So heißt es in dem Pentagon-Memo, dass die USA "bei der Planung von EventualitĂ€ten fĂŒr einen Krieg der GroßmĂ€chte nur den Konflikt mit Beijing in Betracht ziehen" und die "Bedrohung durch Moskau weitgehend den europĂ€ischen VerbĂŒndeten ĂŒberlassen."

Die militĂ€rische Hegseth-Anordnung folgt damit den Äußerungen von US-PrĂ€sident Trump, der von den Nato-Mitgliedsstaaten fordert, mehr Verantwortung zu ĂŒbernehmen. So heißt es in der neunseitigen Schrift, dass die USA Europa, abgesehen von der nuklearen Abschreckung, nicht wesentlich bei einem russischen VorrĂŒcken unterstĂŒtzen werden.

Nach Angaben der Post Ă€hneln mehrere Passagen entsprechenden AusfĂŒhrungen in einem lĂ€ngeren Bericht der Heritage Foundation aus dem Jahr 2024, einige davon seien fast identisch. Auch personell gĂ€be es Verflechtungen. Einer der Co-Autoren des Heritage-Berichts, Alexander Velez-Green, ist im Moment oberster politischer Beamter des Pentagons.

Um China daran zu hindern, Zugang zu Taiwan zu erhalten, sieht die Pentagon-Richtlinie eine Reihe von abschrecken Maßnahmen vor. Die TruppenprĂ€senz soll insgesamt erhöht werden, darunter U-Boote, Bomber, nichtbemannte Schiffe und Spezialeinheiten; gleichzeitig will man die VerteidigungsfĂ€higkeiten stĂ€rken.

Die Spannungen rund um die autonom regierte Inselrepublik, die von Beijing als Teil Chinas angesehen wird, nehmen seit LĂ€ngerem immer mehr zu. Der letztes Jahr gewĂ€hlte PrĂ€sident Taiwans, Lai Ching-te, erklĂ€rte China im Rahmen der nationalen Sicherheitsgesetzgebung zur "auslĂ€ndischen feindlichen Macht [2]" und kĂŒndigte eine Reihe von Maßnahmen an [3], um dem wachsenden Einfluss und den SpionageaktivitĂ€ten des Landes entgegenzuwirken.

Am Dienstag startete China ein groß angelegtes MilitĂ€rmanöver [4] in der NĂ€he zu Taiwan. Das taiwanesische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass es am frĂŒhen Dienstagmorgen 19 Schiffe der Volksbefreiungsarmee unweit der Insel gesichtet habe, darunter den chinesischen FlugzeugtrĂ€ger Shandong. Die Regierung Taiwans verurteilte Chinas MilitĂ€rĂŒbung als "eskalierendes Verhalten".

Das KrĂ€ftemessen zwischen Taiwan und China lĂ€uft ab vor der geopolitischen "Wende nach Asien" ("Pivot to Asia"), ausgerufen vom ehemaligen US-PrĂ€sidenten Barack Obama Anfang der 2010er-Jahre. Washington hat sich seither durch Besuche von hochrangigen Politikern [5] in Taiwans Hauptstadt Taipeh und durch AufrĂŒstung im Pazifik [6] immer wieder in den Konflikt eingemischt und ihn dadurch angeheizt.

Die jahrzehntelange Doktrin der "strategischen AmbiguitĂ€t" [7] gegenĂŒber Taiwan (eine gewollte Unklarheit darĂŒber, ob die USA Taiwan im Falle eines Angriffs verteidigen wĂŒrden) wird nun offen infrage gestellt, was die Kommunistische Partei Chinas in Aufruhr versetzt hat.

Begleitet wird das von Provokationen direkt an der chinesischen Grenze. Im FrĂŒhjahr letzten Jahres fand zum ersten Mal ein gemeinsames MilitĂ€rmanöver der USA und der philippinischen Armee [8] außerhalb der territorialen GewĂ€sser der sĂŒdostasiatischen Inselnation statt.

Die Philippinen und China streiten ĂŒber territoriale SouverĂ€nitĂ€t im SĂŒdchinesischen Meer. Beijing hatte Manila vor solchen "Provokationen" gewarnt, die zu grĂ¶ĂŸerer Unsicherheit und InstabilitĂ€t in den GewĂ€ssern fĂŒhren wĂŒrden.

Zudem wird China von nun 400 US-MilitĂ€rstĂŒtzpunkten umgeben, wĂ€hrend Washington in den letzten Jahren mit verbĂŒndeten "Wachposten-Staaten" entlang der chinesischen Pazifikgrenze und einer "Mini-Nato" aus SĂŒdkorea, Japan und den USA [9] Druck auf Beijing ausĂŒbt – was von China und Beobachtern als Einkreisungs- und EindĂ€mmungspolitik kritisiert wird [10].

Die Trump-Regierung hat diesen Kurs nun verschĂ€rft. Ende MĂ€rz besuchte Hegseth die US-Pazifiktruppen auf der Insel Guam [11] östlich der Philippinen. Er erklĂ€rte, dass PrĂ€sident Trump sich auf die StreitkrĂ€fte des Indo-Pazifischen Kommandos verlasse, "bereit zu sein fĂŒr jeden möglichen Konflikt". Sie seien "die Speerspitze" fĂŒr militĂ€rische Operationen der USA.

Im Pentagon-Memo wird aber nicht nur die militĂ€rische Abschirmung Taiwans von China propagiert, sondern auch gefordert, die taiwanesische Regierung unter Druck zu setzen, damit sie mehr ins eigene MilitĂ€r investiert. Trump hatte die Inselrepublik schon zuvor kritisiert, zu wenig fĂŒr die eigenen Verteidigung zu tun und verlangt eine Anhebung der Verteidigungsausgaben auf zehn Prozent des BIP [12]. Das liegt deutlich ĂŒber dem, was die USA mit ihrem enormen MilitĂ€rbudget selbst ausgeben.

Letzte Woche kĂŒndigte PrĂ€sident Lai Ching-te schließlich an, den Verteidigungsetat von derzeit etwa 2,5 Prozent auf ĂŒber drei Prozent zu erhöhen. China zeigt sich zunehmend verĂ€rgert ĂŒber die Absetzbewegungen. Beijing warnte [13], dass "diejenigen, die mit dem Feuer spielen, sich verbrennen werden".

WĂ€hrenddessen erklĂ€rt US-Verteidigungsminister Hegseth, dass die USA ein weiteres amerikanisches Raketensystem auf den Philippinen stationieren [14] werden, das chinesische MilitĂ€reinrichtungen im umstrittenen SĂŒdchinesischen Meer ins Visier nehmen kann. Die Stationierung folgt auf Mittelstreckenraketen, die bereits im letzten Jahr von den USA geliefert wurden und das chinesische Festland erreichen können.

Ein weiterer Schritt, der die Spannungen und Fehlkalkulationen mit China erhöhen wird.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-10338822

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.washingtonpost.com/national-security/2025/03/29/secret-pentagon-memo-hegseth-heritage-foundation-china/
[2] https://www.theguardian.com/world/2025/mar/14/taiwan-president-lai-ching-te-china-hostile-force-speech
[3] https://www.theguardian.com/world/2025/mar/27/taiwan-jails-four-soldiers-including-three-who-worked-in-presidential-office-for-spying-for-china
[4] https://www.theguardian.com/world/2025/apr/01/china-launches-surprise-military-drills-around-taiwan
[5] https://www.reuters.com/world/asia-pacific/pelosi-expected-arrive-taiwan-tuesday-sources-say-2022-08-02/
[6] https://www.heise.de/tp/article/USA-provozieren-China-und-Nordkorea-5-von-11-Flugzeugtraegern-im-Pazifik-9637319.html
[7] https://www.theamericanconservative.com/strategic-clarity-on-taiwan-is-clearly-mad/
[8] https://www.telepolis.de/features/China-alarmiert-US-philippinisches-Militaermanoever-nahe-Suedchinesischem-Meer-9689400.html
[9] https://english.hani.co.kr/arti/english_edition/e_international/1103490.html
[10] https://www.telepolis.de/features/Warum-die-aggressive-Umzingelung-Chinas-durch-die-USA-ein-Desaster-ist-9800090.html?seite=all
[11] https://www.defense.gov/News/News-Stories/Article/Article/4137181/hegseth-brings-dods-message-to-troops-on-guam/
[12] https://www.reuters.com/world/asia-pacific/taiwan-needs-hike-defense-spending-10-gdp-pentagon-nominee-2025-03-04/
[13] http://www.taiwan.cn/xwzx/xwfbh/gtbxwfbh/tuwen/202503/t20250313_12689917.htm
[14] https://www.newsweek.com/pete-hegseth-us-nmesis-typhon-missile-philippines-china-south-china-sea-2051858