Mehr Gewinn durch innovative Arbeitskonzepte
Deutsche Konzerne sind in der Krise und suchen nach neuen Strategien. Personalabbau und Digitalisierung sollen helfen. Wie sie diesen Wandel meistern.
Steigende Energiekosten, unsichere Lieferketten durch Kriege oder verändertes Kundenverhalten – Krisenzeiten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Das führt zu einem Boom bei Unternehmensberatungen wie McKinsey oder Roland Berger.
Die Rolle der Unternehmensberatung bei der Bewältigung von Krisen
"Kosten reduzieren, Personal abbauen: Die auf Krise spezialisierten Berater haben so gut zu tun wie noch nie", berichtet das Handelsblatt. "Das Transformations- und Restrukturierungsgeschäft von McKinsey hat sich 2023 in Deutschland und Österreich verdoppelt", berichtet Björn Hagemann für McKinsey.
Manche Manager wollen die Probleme durch eine umfassende Digitalisierung lösen. Dies stößt jedoch bei den Beschäftigten auf Skepsis. Antoinette Weibel von der Universität St. Gallen sieht eine massive "Datafizierung der Arbeitswelt".
Skepsis gegenüber Digitalisierung: Einblick in die Arbeitswelt
Unternehmen können heute auf Unmengen von Daten zugreifen, mit denen sie das Verhalten ihrer Mitarbeiter erfassen. Sei es, dass Telefonate mit Kunden, E-Mails mit Lieferanten oder Anwesenheitszeiten in der Kantine ausgewertet werden.
Mit moderner IT-Technologie entsteht auch in der Arbeitswelt ein digitaler Fußabdruck. Dies schaffe ein Überwachungsklima in den Unternehmen und habe das Potenzial, das Vertrauensverhältnis zwischen Belegschaft und Management grundlegend zu erschüttern, so die Wissenschaftlerin.
Der digitale Fußabdruck im Unternehmen: Chancen und Risiken
Mehr als die Hälfte der Deutschen steht der Digitalisierung skeptisch gegenüber, analysiert der D21-Digital-Index. Die "Initiative D21" ist ein von der Bundesregierung gefördertes "Netzwerk für die digitale Gesellschaft", das jährlich einen "Digital-Index" veröffentlicht.
Die repräsentativen Befragungen zeigen: Die Fähigkeit, "zukünftig mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten", nimmt ab. Dies liege hauptsächlich daran, dass die Facetten einer positiven Grundeinstellung zum digitalen Wandel abnehmen.
Pessimistisch blicken die Befragten auf die Maßnahmen des eigenen Arbeitgebers, "um mit dem digitalen Wandel national und international Schritt zu halten". Nur noch 54 Prozent halten diese für ausreichend (minus 4 Prozentpunkte).
Die wachsende Digitalisierungsskepsis und ihre Folgen für die Wirtschaft
"Digitalisierungsskepsis bedroht die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft", kommentiert Haufe Online die Auswertungen. Diese Entwicklung sei eine Gefahr für "den Wohlstand in Deutschland – gegenzusteuern ist daher dringend geboten", erklärt die Initiative D21.
Knapp 43 Prozent der Berufstätigen sehen die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter durch Weiterbildung auf die Anforderungen des digitalen Wandels vorzubereiten. Der Anteil derjenigen, die solche betrieblich finanzierten Angebote nutzen, stagniert jedoch seit Jahren auf niedrigem Niveau (18 Prozent).
"Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass Deutschland ein starker Wirtschaftsstandort bleibt", kommentiert Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, die Ergebnisse der Studie. "Insbesondere in Zeiten von starkem internationalem Wettbewerb ist die Digitalisierung zentral für eine starke Wirtschaft".
Künstliche Intelligenz im Betrieb: Hype versus Realität
Die Skepsis gegenüber der Technologie wird aber auch von Experten geteilt. "Beim Hype um Künstliche Intelligenz wird häufig vergessen, dass sie für viele Entscheidungen gar nicht benötigt wird", so Michael Baldauf, Director Solutions Consulting bei den Softwareexperten von Pegasystems.
"Die Stunde der KI schlägt erst dann, wenn viele Unsicherheiten, Varianten und Auswahlmöglichkeiten im Spiel sind, um auf Basis verschiedener Modelle Wahrscheinlichkeiten für richtige Entscheidungen zu berechnen."
Agile Arbeitsmethoden als Antwort auf moderne Herausforderungen
Nicht weitere Technisierung, sondern neue Formen der Arbeitsorganisation werden bei einem Chemieriesen zum Personalabbau genutzt. Der Bayer-Konzern plant einschneidende Veränderungen, denn Vorstandschef Bill Anderson hat einen Sparkurs angekündigt.
Dabei geht es nicht in erster Linie um weitere Digitalisierung. Vielmehr werde ein "neuartiges Organisationsmodell" eingeführt. Denn im Zuge der großen Umstrukturierung sei ein "erheblicher Personalabbau in den Konzerngesellschaften in Deutschland" geplant. Betroffen seien "auch Beschäftigte mit Führungs- und Koordinationsaufgaben", heißt es in der Mitteilung.
Transformation von Bayer zum agilen Unternehmen
Ein radikaler Kulturwandel stehe bevor: "In Zukunft wird praktisch jeder im Unternehmen in kleinen, selbstverwalteten Teams arbeiten, die sich auf einen Kunden oder ein Produkt konzentrieren – wie ein Kleinunternehmer." Alles, was nicht zum Erreichen der Mission beitrage, werde verschwinden.
Diese "agilen Arbeitsmethoden" sind seit Jahren in der Softwareentwicklung verbreitet. Inzwischen nutzen immer mehr Unternehmen dieses Wissen für eine agile Unternehmensführung.
Agile Arbeitsmethoden können durch selbstorganisierte Teams eingeführt werden. Dabei wird häufig von "agilen Teams" gesprochen und Koordinations- oder Führungsaufgaben werden vom Team übernommen. Der Vorgesetzte übernimmt zunehmend Moderationsaufgaben, ist für die Strategieentwicklung und die Erfolgskontrolle verantwortlich.
Profitsteigerung durch innovative Arbeitsorganisation
Denn so modern diese Konzepte auch klingen, letztlich geht es den Unternehmen darum, ihre Gewinne zu steigern. Bayer steht derzeit unter Druck. "Im Pharmageschäft fehlen neue Kassenschlager, bei den langjährigen Gewinnbringern wie dem Augenpräparat Eylea und dem Gerinnungshemmer Xarelto laufen die Patente nach und nach aus", berichten Medien.
"Der Aktienkurs ist in der Folge gefallen" – Mit agiler Steuerung will der Vorstand das offenbar ändern.
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