Planet 9 oder das Mini-Schwarze-Loch im Sonnensystem
ESO-Astronomen haben das bislang der Erde nächste Schwarze Loch in Entfernung von 1000 Lichtjahren entdeckt, aber auch in unserem Sonnensystem könnte es ein winziges mit der 5-10-fachen Masse der Erde geben
Vor einigen Tagen berichteten Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) und anderer Institute, dass sie ein relativ erdnahes Schwarzes Loch entdeckt hätten. Es ist "nur" 1000 Lichtjahre entfernt, damit das bislang nächstgelegene Schwarze Loch, und unsichtbares Teil eines Dreifachsystems, das noch aus zwei sichtbaren Begleitsternen besteht.
Die Beobachtungen des zunächst als Zwei-Körper-System geltenden HR 6819 im südlichen Sternbild Telescopium mit dem FEROS-Spektrographen am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla ergaben, dass einer der Sterne ein unsichtbares Objekt umkreist, der andere Stern ist von den beiden weit entfernt. "Ein unsichtbares Objekt mit einer Masse, die mindestens viermal so groß ist wie die der Sonne, kann nur ein Schwarzes Loch sein", sagt ESO-Wissenschaftler Thomas Rivinius.
Bislang wurden nur wenige Schwarze Löcher in der Milchstraße entdeckt, die sich durch die Freisetzung starker Röntgenstrahlen erkennen lassen. Wissenschaftler vermuten, dass viel mehr Sterne zu Schwarzen Löchern wurden. Die Entdeckung des stillen Schwarzen Lochs in HR 6819, das wirklich schwarz und unsichtbar ist, weil es keine Materie "verschluckt", könnte nach den Astronomen die Suche nach weiteren leiten: "Es muss Hunderte von Millionen Schwarzer Löcher geben, aber wir wissen nur von sehr wenigen. Wenn wir wissen, wonach wir suchen müssen, sollten wir besser in der Lage sein, sie zu finden", sagt Rivinius. So vermuten die Astronomen, die ihren Bericht in Astronomy & Astrophysics veröffentlicht haben, dass vielleicht auch das weiter von der Erde entfernte System LB-1 ebenfalls ein Drei-Körper-System sein könnte.
Nachdem Pluto nicht mehr als Planet gilt, sondern nur noch als ein Zwergplanet unter anderen, wird über einen Planeten 9 spekuliert bzw. dieser gesucht (Auf der Suche nach Planet 9). Der wurde zwar nicht beobachtet, aber seine Existenz haben Astronomen aus dem Vorhandensein von Abweichungen der Bahnen transneptunischer Objekte ( Sednoiden) abgeleitet. Planet 9 wird am Rand des Sonnensystems, weit über die Umlaufbahn von Neptun hinaus, lokalisiert.
Es soll sich für die einen um einen großen Planeten handeln. Es kamen aber auch schon Mutmaßungen auf, es könne sich um ein Schwarzes Loch handeln, was auch der Grund wäre, dass man es nicht sehen kann. Zwar sei die Masse fünf- bis zehnmal größer als die der Erde, aber es könnte sich um ein winziges Schwarzes Loch handeln - gerade einmal 5 cm groß. Bislang aber wurden auch keine Beobachtungen von Interaktionen etwa mit umgebender Dunkler Materie gemacht, die auf seine Existenz hinweisen.
Jetzt hat, wie das Discover Magazine schreibt, Ed Witten vom Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, eine originelle Idee entwickelt. Wenn man schon von der Erde aus nichts sehen kann, dann könnte man doch eine Flotte von Mini-Raumschiffen in die Richtung schicken, in der man das Mini-Schwarze-Loch vermutet, und dann beobachten, ob sie unerwartet von ihrer Flugbahn abweisen, was Hinweise auf die Wirkung der Schwerkraft des Schwarzen Lochs geben würde.
Ein fünf Zentimeter großes Objekt wäre in so großer Entfernung jedenfalls schwer zu finden. Eine Armada aus winzigen Raumschiffen, die einen größeren Raum abdecken und einen Chip enthalten, der ihre Positionsdaten zur Erde zurückfunkt, könnte eben die Abweichung von einigen die Hypothese eines solchen Mini-Schwarzen-Lochs wahrscheinlicher machen. Dumm nur, dass es die dafür notwendigen Schwärme von Mini-Raumfahrzeugen (noch) nicht gibt.
Erforderlich wäre dafür ein Laserstrahl, der als Antrieb für die Mini-Raumfahrzeuge fungiert und diese immer weiter beschleunigt. Eine Technik, die etwa die Initiative Breakthrough Starshot entwickeln will, um Alpha Centauri zu erkunden. Notwendig wäre, dass der Laserstrahl die Raumschiffe auf eine Geschwindigkeit von Hunderten von Kilometern pro Sekunde beschleunigt. Das größte Problem ist für Witten, dass die winzigen Raumschiffe eine Hochpräzisionsuhr mit sich führen müssten: "Eine hinreichend genaue Zeitmessung in einem winzigen Raumschiff dürfte das größte Hindernis für dieses Projekt sein", meint Witten.
Fraglich ist aber auch, wer eine solche Mission finanzieren sollte, deren Kosten in die Milliarden gehen könnten - nur um ein Mini-Schwarzes-Loch nachzuweisen oder die Hypothese zu falsifizieren?