Polen: "Entrussifizierung" des Energiesektors

Seite 2: LNG und Kohle aus Australien

Der Abschied Polens vom russischen Erdöl gilt als die größte Herausforderung, denn das Land mit seinen knapp 40 Millionen Einwohnern bezog 2021 mehr als 63 Prozent seines Bedarfs von dem ungeliebten Nachbarn. Noch im Jahr 2015 waren es über 88 Prozent, dafür wurden die Importe aus Saudi-Arabien erhöht.

Beim Erdgas sieht es anders aus: Polen bezog 2021 zwar noch die Hälfte seines Bedarfes von insgesamt 20 Milliarden Kubikmetern aus Russland. Doch Gas deckt nur rund zehn Prozent des polnischen Energiebedarfs.

Nach wie vor spielt Kohle die Hauptrolle im polnischen Energiemix: 2020 deckten Stein- und Braunkohle noch rund 70 Prozent des Energiebedarfs.

Mehr Flüssiggas kann durch ein Terminal an der polnischen Ostseeküste aus den USA angelandet werden. Zudem soll die "Baltic Pipe" diesen Oktober fertiggestellt werden, die Gas aus Norwegen transportieren wird. Dabei kann der Gasfluss in beide Richtungen erfolgen.

"Wir sind zu Hundertprozent darauf vorbereitet, uns vom russischen Gas unabhängig zu machen", so die polnische Umwelt- und Klimaministerin Anna Moskwa. Dazu hat Polen auch die Lager für Gas und Erdöl ausgebaut und kann nun davon Nutzen ziehen.

Im letzten Jahr importierte das Land noch acht Millionen Tonnen Steinkohle aus Russland – und die sollen jetzt auch ersetzt werden. Polen fördert momentan selbst rund 50 Millionen Tonnen im Jahr. Um von Russland unabhängig zu werden, soll die eigene Förderung erhöht werden; aber es soll auch mehr Steinkohle aus Kanada und Australien importiert werden.

Ehrgeizig zeigt sich Polen bei den erneuerbaren Energien. In acht Jahren soll rund die Hälfte des Energiebedarfs von ihnen gedeckt werden. Dabei spielen Windparks in der Ostsee die entscheidende Rolle.

Der Mineralölkonzern "Orlen" hat laut Geschäftsführer Daniel Obajtek bei Kriegsausbruch 28 Tanker unbekannter Herkunft mit Erdöl bestellt. "Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet", versicherte Obajtek, der aus dem inneren Kreis der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) stammt.

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