"Pornos sind gut für uns"
Seite 2: Sind Analphabeten beim Oralsex im Nachteil?
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Wie merkt der Mann, dass eine Frau ihm gegenüber positiv eingestellt ist, der Sex gut wird - und was hat das alles mit der Lieblingseissorte zu tun?
Arne Hoffmann: Fangen wir mit Ihrer letzten Frage an. Der Neurologe Alan Hirsh, Direktor der Geruchs- und Geschmacksforschungsstiftung in Chicago, vertritt die These, dass man seinen perfekten Liebespartner findet, indem man seinen und den eigenen Geschmack vergleicht, wenn es um Eiscreme geht.
Hirsch gelangte zu dieser Erkenntnis, nachdem er bei 720 Versuchspersonen im Alter zwischen 24 und 59 Jahren deren liebste Eissorte, die Lieblingssorte ihres Partners und deren Beziehungsstatus in Verbindung zueinander setzte. Dabei zeigte sich beispielsweise, dass Menschen, die Eiskaffee lieben, oft ein verführerisches Flirtverhalten zeigen und romantisch am besten zu Erdbeereisfans passen. Wenn Sie nach Dr. Hirsh googeln, dann sollten Sie ein ausführlicheres Schema dazu finden, welche Liebhaber welcher Eissorte am besten zueinander passen. Ich halte das Ganze mehr für eine Spielerei, die aber durchaus vergnüglich sein kann.
Darüber hinaus gibt Ihnen das bewusste und unbewusste Verhalten einer Frau häufig Aufschluss darüber, ob Sie mit ihr Spaß im Bett haben können. Spiegelt sie beispielsweise Ihr Sprechtempo und Ihre Körpersprache? Wenn ja, fand der Professor für Sozialpsychologie Michael Cunningham heraus, dürfte auch ihr sexuelles Verhalten dem Ihren entsprechen. Falls aber einer von Ihnen beiden eher gemächlich und der andere zappelig ist oder wenn Sie etwas sagen und die Frau, mit der Sie sprechen, zu einem anderen Thema springt, können Sie sich vermutlich auch beim Sex weniger gut aufeinander einstellen.
Wenig sexuelle Zufriedenheit versprechen Frauen, die Ihnen schon auf alltägliche Fragen mit der passiven Einstellung "Ich weiß nicht, was schlägst du vor?" antworten. Eine Frau, die weiß, was sie will, und das zum Ausdruck bringen kann, ist auch selbstbewusst im Bett und lässt einen Mann nicht lange herumrätseln, was ihr Spaß macht.
Dazu passt das Ergebnis einer Studie, die an über 2000 weiblichen Zwillingen durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Frauen, die eine große emotionale Intelligenz aufwiesen (also über eine ausgeprägte Fähigkeit verfügten, Gefühle bei sich selbst und anderen zu bemerken und damit umzugehen), auch am häufigsten Orgasmen hatten. Frauen mit häufigen Orgasmusstörungen befanden sich am unteren Ende der Skala, was emotionale Intelligenz anging.
Auf welche Anzeichen kann man konkret achten, die Indikatoren dafür sind, dass es im Bett schnackelt?
Arne Hoffmann: Achten Sie auch darauf, wie eine bestimmte Frau isst. Stochert sie dabei lustlos in ihrem Salat herum oder genießt sie das Essen auf sinnliche Weise? Langt sie herzhaft zu? Lässt sie sich Zeit oder isst sie sehr zügig? Dieselben Verhaltenszüge zeigen sich oft auch beim Sex.
All diese Dinge helfen Ihnen einzuschätzen, ob intime Stunden mit einer bestimmten Frau generell lustvoll werden könnten. Wenn Sie herausfinden möchten, ob diese Frau für Ihre erotischen Avancen erreichbar ist, hilft es, auf ihre Körpersprache achten. Hier senden Frauen oft unbewusst Signale, was ich in meinem Buch ausführlicher erkläre.
"Presslufthammer-Sex"
Was machen viele Männer bei der Penetration falsch?
Arne Hoffmann: Ich habe keine Ahnung, ob viele Männer bei der Penetration etwas "falsch machen" und würde vom Sex auch nicht so sprechen, als ob er eine Art Examen wäre. Wenn sich ein Mann unbeholfen anstellt, erhält er heute in der Regel doch entsprechendes Feedback von seinem weiblichen oder männlichen Partner. Darüber hinaus findet die Flut an Sex-Ratgebern immer noch auch zahlreiche männliche Leser. In dieser Hinsicht bin ich also ganz zuversichtlich.
Allerdings ich gebe in meinem Buch verschiedene Tipps, mit denen viele Paare zu intensiveren Empfindungen gelangen. Beispielsweise sehen heftige, schnelle Stöße in Pornos besser aus, als sie sich anfühlen. Im wahren Leben sorgt der Presslufthammer-Sex lediglich dafür, dass die Sensibilität der Frau abnimmt, während die des Mannes so stark ansteigt, dass der Sex nicht mehr angenehm ist. Slow, soft & easy bringt einen der sexuellen Erfüllung näher. Die Geschwindigkeit sollte zwischen "sehr langsam", "langsam" und "mittelmäßig" wechseln, wenn Sie nicht ebenso schnell kommen wollen, wie Sie zustoßen. Erst kurz vor dem Orgasmus können Sie beschleunigen.
Versuchen Sie auch einmal, die Stoßtiefe zu variieren - und zwar immer mit deutlich mehr flachen Stößen als tiefen. Am besten ist es, wenn sich Ihre Partnerin tiefen Stößen förmlich entgegensehnt. Kurze Stöße lassen die empfindlichsten Stellen Ihres Penis (die Eichel und das Vorhautbändchen) über das Schambein Ihrer Partnerin reiben, was sowohl in Ihnen als auch in Ihrer Liebsten Empfindungen höchster Lust auslöst. Rasche, tiefe Stöße sind für Sie auf Dauer zu anstrengend, und wenn Ihre Partnerin eng gebaut ist, empfindet sie solche Stöße als unangenehm. Erst beim Orgasmus sind tiefere Stöße dann wieder sinnvoll.
Beim Cunnilingus geben Sie den Tip, der Mann sollte mit seiner Zunge das ABC nachbuchstabieren. Warum?
Arne Hoffmann: Viele Frauen nehmen die unerwarteten Schlenker, zu denen es dabei kommt, als angenehm reizvoll wahr. Hier gilt allerdings wie sonst auch: Nicht alle Frauen reagieren auf dieselbe Form von Berührungen auf dieselbe Weise, oft noch nicht mal dieselbe Frau an verschiedenen Tagen. Sie kommen also nicht umhin auszuprobieren, ob es Ihrer Geliebten gefällt, wenn ihre Klitoris rasch nacheinander von unterschiedlichen Winkeln gereizt wird, oder ob sie viel mehr auf gleichbleibende und regelmäßige Kitzel abfährt, etwa indem Sie mit Ihrer Zunge statt des Alphabets immer wieder die Zahl 8 zeichnen.
Sie schreiben, der G-Punkt des Mannes ist die Prostata, die man über den Hintern stimulieren muss. Dieser Orgasmus wäre zwei- bis dreimal so stark. Wird dies in absehbarer Zeit zu einer gängigen heterosexuellen Sexualpraxis werden? Kennen Sie Heteros, die zum Beispiel bereits mit Analstöpseln hantieren?
Arne Hoffmann: Ich kenne zumindest keine Heteros, die mit mir darüber gesprochen haben - Analsex hat ja immer noch einige Schwierigkeiten, sich als Thema auf Partys durchzusetzen. Dennoch wird sich diese Praktik zunehmend auch bei Heteros durchsetzen. Während viele Menschen sich niemals dazu überwinden können, weil sie Analsex reflexhaft als "schmutzig" und "schmerzhaft" ablehnen, geht in Umfragen die Zahl der Menschen, die diese Spielart ausprobieren immer höher. Analsex dürfte eine ebensolche Karriere vor sich haben wie sanfte SM-Spiele.
"Unglaubliche orgastische Gefühle"
Der G-Punkt der Frau ist mittlerweile der PS- beziehungsweise der U- oder A-Punkt. Können Sie uns diese kurz darlegen? Wie kommt man an die ran?
Arne Hoffmann: Seit 2007 gilt der sogenannte PS-Punkt in den Sexblogs als das neue heiße Ding. Dabei handelt es sich um eine Stelle schwammartigen Gewebes, das sich unter dem Damm befindet. Wenn der PS-Punkt stimuliert wird, schwillt er ebenso an wie die Klitoris und der Penis. Man kann diese Stelle entweder wie den G-Punkt vom Innern der Vagina reizen, aber häufig funktioniert das auch von außen. Und wie der G-Punkt reagieren auch hier verschiedene Frauen unterschiedlich: Die einen spüren nichts Besonderes, andere gelangen durch eine Stimulation dieser Zone zu einem schnelleren, stärkeren oder längeren Orgasmus.
Beim U-Punkt handelt es sich um einen kleinen Flecken hochsensiblen Schwellgewebes genau über und an beiden Seiten der Harnröhrenöffnung. Die Dehnung dieses Gewebes soll beim Geschlechtsverkehr Glückshormone wie Serotonin freisetzen.
Und schließlich wurde auf dem asiatischen Kongress der Sexualforschung im Jahr 2003 der sogenannte A-Punkt vorgestellt: ein Bereich empfindlichen Gewebes genau über dem Gebärmutterhals am Scheidendach, also am innersten Punkt der Vagina, zwischen Gebärmutterhals und Blase. Die Stimulation dieser Stelle soll das Feuchtwerden der Vagina fördern, ein Anschwellen der Genitalien bewirken und unglaubliche orgastische Gefühle hervorrufen. Von 270 Frauen, die hier in einer Untersuchung gekitzelt wurden, erlebte ein Drittel sogar multiple Orgasmen. Die Forscher halten es für möglich, dass man hierbei indirekt den hinteren Teil der Klitoris von innen reizt.
Inzwischen gibt es auch hierfür schon spezielle Vibratoren. Die braucht man allerdings auch: Die Finger der meisten Männer sind nämlich nicht lang genug, um diese Zone zu erreichen. Irgendwas lief bei der menschlichen Evolution wohl doch nicht so optimal ...
In Teil 2 des Interviews sprich Arne Hoffmann über den unterschiedlichen Geschmack von Sperma, den Zusammenhang von Orgasmus und Stöckelschuhen und politisch korrekten Sex.
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