Portal The Intercept enthüllt: Niger-Putschist in USA ausgebildet
Oberstmajor Moussa Salaou Barmou war auf Militärakademien in Georgia und Washington. Viele US-trainierte Militärs an Umstürzen beteiligt. Massive US-Militärhilfe in Region.
Oberstmajor Moussa Salaou Barmou, der Chef der nigrischen Spezialeinheiten und einer der Anführer des derzeitigen Putsches in Niger, ist vom US-Militär ausgebildet worden. Das berichtet das Online-Portal The Intercept unter Berufung auf US-Regierungsquellen. Der Seite zufolge haben Militärs, die in den USA ausgebildet worden sind, alleine in Westafrika seit 2008 an elf Staatsstreichen teilgenommen.
"Wir haben eine sehr lange Beziehung zu den Vereinigten Staaten", zitiert The Intercept Barmou aus dem Jahr 2021. Dies biete Niger gute Möglichkeiten der Zusammenarbeit, habe Barmou damals ausgeführt.
Just im vergangenen Monat habe sich der jetzige Putsch-Militär mit US-Generalmajor Jonathan Braga getroffen, dem Chef des US Army Special Operations Command. Die Zusammenkunft habe auf der Air Base 201 stattgefunden, einer Drohnenbasis in der nigrischen Stadt Agadez, die als Kommandozentrale für US-Außenposten in Westafrika diene.
Am Mittwoch schloss sich Barmou, der in Fort Benning (Georgia) und an der National Defense University in Washington ausgebildet wurde, einer Junta an, die Mohamed Bazoum, den demokratisch gewählten Präsidenten Nigers, absetzte, berichteten nigrische Quellen und ein US-Regierungsbeamter, der anonym bleiben wollte.
The Intercept
Ein mit den Vorgängen vertrauter US-Beamter bestätigte gegenüber dem Portal Barmous Verbindungen zum US-Militär. Der namentlich nicht genannte US-Vertreter habe sich überzeugt gezeigt, dass der nigrische Militär nicht der einzige in den USA ausgebildete Armeevertreter sei.
"Ich bin sicher, dass wir herausfinden werden, dass auch andere Mitglieder der Junta Partner waren und in US-Aktivitäten involviert waren", sagte er.
US-Regierungsstellen seien derzeit mit der Aufklärung beschäftigt. "Das sind ausländische Militärs", wird der anonyme US-Regierungsvertreter zitiert: "Wir können nicht kontrollieren, was sie tun."
"Von den USA ausgebildete Offiziere waren seit 2012 an mindestens sechs Staatsstreichen in den Nachbarländern Burkina Faso und Mali beteiligt", schreibt Intercept-Autor Nick Turse. "Sie waren an den jüngsten Putschen in Gambia (2014), Guinea (2021), Mauretanien (2008) und nun in Niger beteiligt."
Massive Militärkooperation der USA in Niger
Nach Recherchen von The Intercept haben US-Regierungen seit 2012 mehr als 500 Millionen US-Dollar in Niger investiert, was die dortige Sicherheitskooperation zur größten in Subsahara-Afrika macht.
Der Grund: Noch in den Jahren 2002 und 2003 habe das US-Außenministerium gerade einmal neun Terroranschläge in der Region registriert. Alleine im vergangenen Jahr seien 2.737 Terroranschläge in Burkina Faso, Mali und im westlichen Niger gezählt worden. Das geht aus einem Bericht des Africa Center for Strategic Studies hervor, einer Forschungseinrichtung des US-Verteidigungsministeriums.
US-Truppen trainieren, beraten und unterstützen ihre nigrischen Kollegen, haben dort gekämpft und sind sogar gefallen. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der in Niger stationierten US-Militärs von nur 100 auf 1.016 gestiegen. Auch die Zahl der US-Außenposten in Niger hat sich vervielfacht. Der Intercept-Journalist Turse schreibt weiter:
Barmou und Braga trafen sich letzten Monat, um "Anti-Terror-Politik und Taktiken in der gesamten Region zu diskutieren", heißt es in einer Pressemitteilung des Militärs. Das Pentagon sagt, dass die US-Partnerschaft mit der nigrischen Armee, insbesondere mit ihren Kommandotruppen, der Schlüssel zur Bekämpfung der Militanten sei.
Das Verteidigungsministerium arbeite mit der nigrischen Armee und Spezialeinheiten zusammen, um gewalttätigen Extremismus in ganz Nordwestafrika zu bekämpfen, so The Intercept.