Präeklampsie-Test: Neuer Bluttest erkennt Schwangerschaftsrisiko zu 80 Prozent

Philipp Hahnenberg

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Ein neuer Bluttest könnte schwere Schwangerschaftskomplikationen früh erkennen. US-Forscher entwickelten die Methode an über 1.000 Frauen. Die Trefferquote verblüfft selbst die Experten.

Wissenschaftler der University of Washington und des Fred Hutchinson Cancer Research Centers haben einen neuen Bluttest entwickelt, mit dem sich das Risiko für eine Präeklampsie mit 80-prozentiger Genauigkeit vorhersagen lässt. Der in der Fachzeitschrift Nature Medicine beschrieben Test könnte die Früherkennung und Behandlung der gefährlichen Schwangerschaftskomplikation entscheidend verbessern.

Bei der Präeklampsie handelt es sich um eine Erkrankung, die durch Bluthochdruck und Organschäden gekennzeichnet ist und typischerweise im letzten Schwangerschaftsdrittel auftritt. Jährlich sterben weltweit mehr als 70.000 Mütter und eine halbe Million Babys an den Folgen. Bislang ließ sich nur schwer vorhersagen, wer erkranken könnte.

Mitautorin Swati Shree von der University of Washington erklärt: "Man kann die Plazenta, die vermutlich eine entscheidende Rolle spielt, während der Schwangerschaft nicht untersuchen. Risikofaktoren wie eine vorherige Präeklampsie oder chronischer Bluthochdruck helfen bei der Einschätzung, übersehen aber viele Fälle."

Flüssige Biopsie nutzt DNA-Schnipsel aus dem Blut

Schon länger ist bekannt, dass die Plazenta DNA-Fragmente ins Blut der Mutter abgibt. Diese zellfreie DNA lässt sich mit einem einfachen Bluttest nachweisen und sequenzieren. Schwangere werden schon jetzt routinemäßig auf Chromosomenstörungen wie Trisomie 21 getestet.

Das Team nutzte nun Blutproben von über 1.000 Schwangeren aus dem ersten Trimester von 2017 bis 2023, um ihren Test zu entwickeln und zu validieren.

Die sogenannte "flüssige Biopsie" analysiert die DNA-Sequenzen und erkennt bestimmte Muster, die auf eine spätere Präeklampsie hinweisen. Laut der Studie sagte der Test bei 80 Prozent der Frauen korrekt voraus, ob sie eine frühe Form der Präeklampsie vor der 37. Schwangerschaftswoche entwickeln würden.

Mitautor Dr. Gavin Ha vom Fred Hutchinson Cancer Center, der die Auswertung der Daten leitete, sieht Parallelen zur Krebsforschung: "Flüssige Biopsien wurden zuerst in der Pränataldiagnostik erprobt und sind nun ein wichtiger neuer Ansatz in der Onkologie. Wir finden bei beiden Krankheitsbildern ähnlich veränderte Gene, was unsere Zusammenarbeit sehr fruchtbar macht."

Frühzeitige Prävention möglich

Als nächstes wollen die Wissenschaftler den Test mit mehr Proben verbessern und schließlich eine große Studie mit tausenden Patienten durchführen. Sie hoffen, die Methode als Standardtest zur frühen Erkennung einer Präeklampsie in die Schwangerenvorsorge integrieren zu können.

Dr. Shree ist überzeugt vom Potenzial der flüssigen Biopsie in der Schwangerschaft: "Auch wenn sie bisher hauptsächlich bei Krebs eingesetzt wird, haben wir in der Pränataldiagnostik schon viel Erfahrung mit dem Nachweis von zellfreier DNA. Das eröffnet uns gewaltige Möglichkeiten für die Entwicklung und Anwendung neuer Werkzeuge."

Für betroffene Schwangere könnte eine frühzeitige Diagnose einen entscheidenden Unterschied machen, da sich die Erkrankung durch engmaschige Überwachung und vorbeugende Maßnahmen wie Aspirin oder eine Blutdruckeinstellung abmildern lässt. So ließen sich viele Komplikationen vermeiden und Mutter und Kind besser schützen.

Die Forschung wurde von den National Institutes of Health (NIH) finanziert.