Preisdeckel auf Rohöl: Russland senkt Förderung deutlich
Als Reaktion auf westliche Sanktionen senkt Russland seine Ölförderung deutlich. Experten glauben, damit könnte Moskau seine Einnahmen erhöhen. Das sind die Gründe.
Die Preisobergrenze auf russisches Rohöl hat zu einem ersten Ergebnis geführt: Die Regierung in Moskau hat angekündigt, ab März die Ölförderung kürzen zu wollen.
"Wie vorher erklärt, werden wir denjenigen, die direkt oder indirekt das Prinzip des Preisdeckels nutzen, kein Öl verkaufen", erklärte der stellvertretende Ministerpräsident Russlands, Alexander Nowak, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Daher werde man die Förderung ab März um 500.000 Barrel pro Tag (bpd) senken.
"Russland ist überzeugt, dass der Mechanismus der Preisobergrenzen für russisches Erdöl und Erdölerzeugnisse ein Eingriff in die Marktbeziehungen und eine Fortsetzung der destruktiven Energiepolitik des Westens ist", betonte Nowak.
Die Frage ist nun, wie die Ölmärkte auf die Maßnahme reagieren werden. Kurzzeitig stiegen die Preise am Freitag deutlich an, fielen am Nachmittag aber wieder. Auf längere Sicht könnte die gestutzte Förderung aber die Preise nach oben treiben, verschärft die freiwillige Reduktion die Ende letzten Jahres von der OPEC+ angekündigte Förderkürzung um zwei Millionen bpd.
Das Ölkartell zeigt sich einem Bericht des Finanzdienstes Bloomberg auch nicht bereit, die Lücke durch eine erhöhte Förderung schließen zu wollen. Demnach hätten die Saudis und andere OPEC-Mitglieder angedeutet, bis Ende 2023 an den festgelegten Förderquoten festhalten zu wollen. Sie gingen davon aus, dass die globalen Ölmärkte weitgehend im Gleichgewicht bleiben würden.
Die USA und andere Ölimporteure hatten dem Bericht zufolge die OPEC-Länder wiederholt aufgefordert, die von Russland hinterlassene Lücke zu schließen. Doch mit dieser Forderung blitzten sie ab. Die Ölproduzenten befürchteten, eine Erhöhung des Angebots könnte den Markt überversorgen und ihre Einnahmen gefährden.
Gefährdet Corona die wirtschaftliche Erholung Chinas?
In dieser Haltung schwingt die Skepsis gegenüber der wirtschaftlichen Erholung Chinas mit. OPEC-Vertreter befürchteten demnach, dass die Zahl der Corona-Fälle in China wieder deutlich ansteigen und den wirtschaftlichen Aufschwung negativ beeinträchtigen könnte. OPEC-Generalsekretär Haitham Al-Ghais sagte diese Woche, die Krankheit sei eine "Bestie", die die Weltwirtschaft bedrohe.
Manche Analysten gehen davon aus, dass Russland mit seiner Maßnahme den globalen Ölmarkt grundlegend verändern könnte. Bjarne Schieldrop, leitender Rohstoffanalyst der schwedischen Bank SEB, erklärte gegenüber Bloomberg: "Russland wird den Ölmarkt von einem Käufermarkt zu einem Verkäufermarkt machen". Damit dürften die Rabatte wegfallen, die Russland auf seine Ölexporte gewähren muss und welche die Einnahmen Russlands schmälern.
Die Europäische Union hatte gemeinsam mit anderen G7-Staaten einen Preisdeckel für russisches Rohöl festgelegt, der momentan bei 60 US-Dollar je Barrel liegt. Das bedeutet, dass Lieferungen zu einem höheren Preis auch in Drittländer nicht von westlichen Versicherungen und Reedereien abgefertigt werden dürfen.
Eine Folge davon war, dass Rohöl der Marke Ural an den Märkten bislang mit einem Rekordabschlag gegenüber der Nordseesorte Brent gehandelt wird. Kostete Brent im Januar mehr als 80 US-Dollar je Barrel, konnte Russland sein Öl nur zu durchschnittlich 50 US-Dollar verkaufen.
Einen größeren Einfluss auf die russischen Öleinnahmen hatte allerdings der Preisrückgang der Ölsorte Brent. Seit Juni sank der Preis um etwa 40 US-Dollar je Barrel. Aber auch der Abschlag auf Ural-Öl wurde größer.
Dennoch blieb die Ölproduktion in Russland weitgehend stabil. Im April erreichte sie einen Tiefstand von 10,05 Millionen bpd, bis Ende 2022 stieg sie wieder auf 10,9 Millionen bpd und blieb trotz Preisdeckels und Sanktionen in etwa auf diesem Niveau.
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