"Projekt 33": US-Marine im Wettlauf gegen die Zeit

Ein aufgetauchtes Atom-U-Boot vor einer Küstenlandschaft

Atom-U-Boot: Die US-Marine setzt derzeit alles daran, den Vorsprung gegenüber China zu halten

(Bild: Aleksandr Merkushev/Shutterstock.com)

US-Marine rüstet sich gegen China. Neues Projekt soll Flotte modernisieren. Doch reicht die Zeit, um den Vorsprung zu halten?

Die US-Marine bereitet sich auf einen möglichen Konflikt mit China bis zum Jahr 2027 vor, berichtet die Asia Times unter Berufung auf Informationen des US Naval Institute (USNI).

Unter der Leitung von Admiral Lisa Franchetti wurde eine neue Direktive, bekannt als "Projekt 33", herausgegeben, um die Streitkräftestruktur und deren Bereitschaft zu überarbeiten. Zwei Hauptziele stehen dabei im Vordergrund: die Erhöhung der Einsatzbereitschaft und die Stärkung der Rolle der US-Marine im gesamten Kriegsführungssystem der USA.

Pazifikraum als Schwerpunkt

Im Kontext der zunehmenden globalen Spannungen zwischen Washington und Beijing rückt der asiatisch-pazifische Raum zunehmend in den Fokus der US-Außen- und Sicherheitspolitik. Die USA unterstützen mehrere Anrainerstaaten bei ihren Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer gegenüber China und haben ihre Militärpräsenz, beispielsweise auf den Philippinen, massiv ausgebaut.

China versucht seinerseits Gebietsansprüche zunehmend mit militärischer Gewalt durchzusetzen (wozu das Land vor einigen Jahren schlichtweg bisher nicht in der Lage war) und riskiert dabei zunehmend Konflikte mit den Nachbarstaaten.

Die große Frage, die über allem steht, ist dabei, was mit dem international nicht anerkannten Taiwan geschieht. Die USA gehen davon aus, dass China eine militärische Wiedervereinigung anstrebt.

Marine: USA drohen in Rückstand zu geraten

China verfügt mit 370 Schiffen und U-Booten mittlerweile die zahlenmäßig größte Marine der Welt. Zwar sind die USA in vielen Schlüsselbereichen wie beispielsweise den Flugzeugträgern noch immer an der Spitze, was die Masse angeht, hinkt der Schiffsbau jedoch zunehmend nach: Chinas 13 Marinewerften übertreffen die Kapazitäten aller sieben US-Marineschiffswerften.

Auch haben die US-Werften mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu kämpfen, der durch frühere Budgetkürzungen und Entlassungen noch verschärft wurde. Veraltete Beschaffungsstrategien und die Abhängigkeit von teuren traditionellen Kriegsschiffen wie Flugzeugträgern und Zerstörern erschweren eine rasche Erneuerung der US-Flotte.

Im Rahmen der neuen US-Marinestrategie wurden sieben kritische Bereiche ermittelt: Beseitigung von Instandhaltungsstaus, Skalierung robotischer und autonomer Systeme, Verbesserung der Rekrutierung und Bindung von Seeleuten sowie Stärkung der Infrastruktur.

Technologische Innovationen, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und verteilte maritime Operationen, sollen die Überlegenheit der US-Marine in den Bereichen Einsatzbereitschaft, Integration der Streitkräfte und Kriegsführung sichern.

US-Marine setzt verstärkt auf autonome Systeme

Die US-Marine ist bestrebt, autonome Systeme in ihre Struktur zu integrieren, um Chinas Vorteil im Schiffbau durch technologische Innovation und taktische Neuerungen zu begegnen.

Im Februar 2024 forderte das US-Verteidigungsministerium im Rahmen des PRIME-Projekts (Production-Ready, Inexpensive, Maritime Expeditionary) Entwürfe für kostengünstige, autonome Drohnenboote (Small Unmanned Surface Vehicle, SUSV) an. Diese Boote sollen die maritimen Expeditionskapazitäten stärken, vor allem mit Blick auf den Taiwan-Konflikt.

Der Militärexperte Aaron Marchant weist in einem Artikel in 2022 darauf hin, dass die US Navy vor der Herausforderung steht, von einer kurzfristigen "Can-Do"-Kultur zu einer langfristigen, kampfbereiten Denkweise überzugehen, um der Großmachtrivalität mit China und Russland zu begegnen.

Er betont, dass die US Navy für zukünftige Einsätze eine Kultur der Einsatzbereitschaft entwickeln müsse, die gut ausgebildete, ausgeruhte und vollständige Besatzungen erfordert.

Mit "Projekt 33" plant die US-Marine, den Herausforderungen insbesondere Chinas (aber auch Russlands) auf maritimen Gebiet in den kommenden Jahren zu begegnen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Chinas maritime Kapazitäten wachsen sowohl in Qualität als auch Quantität rasant.