Proteste bei Tesla: Sind Elektroautos nur eine "dreckige Lüge"?
Trotz der Vorteile für den Klimaschutz protestieren Umweltschützer gegen Elektroautos. In Grünheide wird Kritik an Tesla laut. Was steckt dahinter?
Elektroautos sind notwendig, um den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu reduzieren. Dennoch gehen Umweltschützer gegen ihre Produktion auf die Straße. Aktivisten von Robin Wood protestierten in Berlin gegen Tesla, und in der Nähe des Tesla-Werks in Grünheide versammelten sich mehr als tausend Menschen, um ihre Stimme gegen die Werkserweiterung zu erheben.
Robin Wood: Das "saubere Auto" ist eine "dreckige Lüge"
"Angesichts der eskalierenden Klimakrise brauchen wir eine gesellschaftliche Kraftanstrengung für eine echte, sozial-ökologische Mobilitätswende mit attraktiven, umweltverträglichen Alternativen zum Auto", teilten die Aktivisten von Robin Wood am Freitag mit. Schließlich sei das "saubere Auto" eine "dreckige Lüge".
Die Kritik richtet sich vorrangig gegen die Produktion des Tesla Model Y, eines Elektro-SUV, der für mehr als 47.500 Euro verkauft werden soll. Für seine Batterien werden Kobalt und Lithium benötigt, deren Abbau zum Teil umstritten ist. Sie werden immer wieder mit Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht.
Der dunkle Schatten des Lithium- und Kobaltabbaus
Aktivisten verweisen etwa auf den Lithiumabbau in Chile, der dort für das Absinken des Grundwasserspiegels verantwortlich sein soll. Und Kobalt werde beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut – mit Kinderarbeit und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, so die Aktivisten.
Man wolle nicht die Fortsetzung des "automobilen Kapitalismus", sondern dessen Ende, so die Aktivisten. Eine Alternative, die zum Klimaschutz beiträgt und gleichzeitig die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen befriedigt, wird in der Kritik jedoch nicht gesehen.
Elektromobilität: Vorteile für Klimaschutz und Lebensqualität
Die Kritik lässt außer Acht, dass die Elektromobilität eine Reihe von Vorteilen hat, die schon heute zum Klimaschutz und zu mehr Lebensqualität in den Städten beitragen, etwa durch geringere CO2-Emissionen, insbesondere wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt.
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Sie trägt aber auch zum Gesundheitsschutz bei: Elektroautos produzieren keine schädlichen Schadstoffe wie Stickoxide (NOx), die zahlreiche Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems auslösen und begünstigen können.
Kritik an Elektromobilität: Ignoranz gegenüber positiven Faktoren
Weniger Lärm, höhere Energieeffizienz und andere positive Faktoren der Elektromobilität werden in der Kritik nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wie die negativen Auswirkungen anderer nachhaltiger Alternativen.
Es wird vornehmlich auf absehbare Zeit nicht genügend grünen Wasserstoff geben, um ihn im Verkehrssektor großflächig einzusetzen. Auch bei der Energieeffizienz schneidet er schlechter ab als die Elektromobilität.
Auch Biokraftstoffe und Biodiesel werden auf absehbare Zeit nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, zumal der Flächenverbrauch enorm wäre. Sie würden rasch in direkte Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion treten.
Bleibt der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Aber auch hier liegt die Schwierigkeit darin, dass auf Bund, Länder und Kommunen erhebliche Kosten zukämen, wie die Diskussion um das 49-Euro-Ticket gezeigt hat. Höhere Fahrpreise machen das Angebot unattraktiv, niedrigere Preise belasten die öffentliche Hand über Gebühr.