Putin zu Gasexporten nach Europa bereit, USA kündigen neue Sanktionen an

Anlage Arctic-LNG-2. Bild: LeNataly, Shutterstock.com

Deutschland könnte Nord Stream 2 "auf Knopfdruck" teilweise reaktivieren. LNG-Geschäft soll ausgebaut werden. USA reagieren umgehend.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich bereit erklärt, weiterhin Erdgas durch die Ukraine nach Europa zu leiten. Das sagte er auf dem Eastern Economic Forum an der russischen Pazifikküste. Er reagierte damit auch auf Bestrebungen der Europäischen Union, sich von russischem Gas unabhängig zu machen.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine arbeitet die EU-Spitze daran, die Abhängigkeit von russischem Gas zu mindern. Einige Staaten beziehen jedoch weiterhin Gas über die durch die Ukraine verlaufenden Pipelines. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnt eine Verlängerung des Transitvertrags mit Russland ab. "Wir wollen nicht, dass sie hier Geld verdienen", sagte er im Juli.

Putin betonte, Moskau könne Kiew nicht zwingen, das Abkommen zu verlängern. Man sei aber in der Lage, die Gaslieferungen über alternative Routen umzuleiten, etwa über die Türkei.

Auch wenn ein Teil des Gases für den Binnenmarkt genutzt werden könnte, würde der staatlich kontrollierte Energiekonzern Gazprom durch einen weitgehenden Exportstopp Einnahmeverluste erleiden, gestand Putin ein. Gazprom hatte seine Gaslieferungen nach Europa 2022 fast vollständig eingestellt und 2023 erstmals seit Jahren Verluste gemacht.

Die USA und ihre Verbündeten haben die Restriktionen für russisches Gas indes mehrfach verschärft. Die Europäische Union wird ab dem März kommenden Jahres den Umschlag von russischem Flüssiggas (LNG) in ihren Häfen verbieten. Auch die USA planen weitere Sanktionen gegen Projekte, die Moskaus Energieeinnahmen erhöhen könnten.

Putin zeigte sich dennoch zuversichtlich: "Wir werden unsere Probleme lösen, vielleicht mit einigen Verlusten, aber wir werden es trotzdem tun." Er fügte hinzu, dass selbst im Falle von Sanktionen gegen alle Gaslieferungen aus seinem Land die Preise in die Höhe schnellen würden. Westliche Strafmaßnahmen könnten den Verkauf nicht stoppen.

Er erwähnte auch, dass ein Strang der Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland trotz einer der Explosionen im September 2022 intakt geblieben sei. Ein einfacher Knopfdruck auf deutscher Seite könnte den Gasfluss über diese Route, die 27,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr befördern kann, wieder in Gang setzen.

Sollte Europa kein russisches Pipelinegas wollen, würde Gazprom laut Putin seine Exporte in andere Märkte erhöhen. Der Gasfluss über die "Power of Siberia"-Pipeline nach China soll im kommenden Jahr die Exportkapazität von 38 Milliarden Kubikmetern pro Jahr erreichen.

Ferner plant der russische Gaskonzern, die Lieferungen in das asiatische Land über die sogenannte Fernostroute um weitere zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu erhöhen, berichtet die US-Nachrichtenagentur Bloomberg.

Russland will laut Putin weiter in das globale LNG-Geschäft einsteigen. Er bestätigte, dass dabei die US-Sanktionen für Russlands neueste LNG-Anlage, die von Novatek betriebene Arctic-LNG-2, Probleme bereiten.

Die US-Beschränkungen hatten den Verkauf von Flüssiggas aus dem Arctic-LNG-2-Komplex um mehrere Monate verzögert. Dennoch begann Russland im August mit dem Export, indem es eine Schattenflotte von LNG-Tankern nutzt.

Angesichts dieser Entwicklung hat das US-Finanzministerium am Donnerstag zwei weitere Schiffe und zwei damit verbundene Reedereien auf die Sanktionsliste gesetzt. Die Maßnahmen richten sich gegen die Schiffe Mulan und New Energy sowie gegen die indischen Unternehmen Gotik Shipping Co. und Plio Energy Cargo Shipping Opc. Die Sanktionen stehen im Kontext des Arctic-LNG-2-Projektes.

Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, betonte, dass die US-Regierung weiterhin schnell auf Versuche reagieren werde, das sanktionierte Arktis-LNG-2-Projekt in Betrieb zu nehmen oder Russlands Energiekapazitäten anderweitig auszubauen. Gemeinsam mit den G-7-Partnern und anderen Verbündeten sei man entschlossen, Russlands Nutzung seiner Energieressourcen für politische Zwecke entgegenzuwirken.