Rasterfahndung in Vorratsdaten: Die unterschätzten Finanzermittlungen
Seite 2: Mehr Data Mining in Vorratsdaten und Internet
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Zu den Empfehlungen der Kommissions-Studie gehören nicht nur mehr Datentausch und Steuer- und Polizeibehörden oder die Ausweitung von Finanzermittlungen auf Phänomene organisierter Kriminalität. Auch die technischen Methoden sollen verbessert werden. Die Verdachtsmeldungen an die Kriminalämter erfolgen in einem automatisierten Verfahren, für die Soziale Netzwerkanalyse nutzen die Ermittler spezielle Software.
Europol hat hierfür eigene Anwendungen zum sogenannten Data Mining programmiert (Data Mining mit der "Al-Capone-Methode" unterläuft Datenschutzregeln). Diese Verfahren zur Suche nach Beziehungen und Übereinstimmungen in den polizeilichen Datenbanken könnten nun aufgebohrt werden. Laut der Studie gebe es "definitives Potential" für die Verbesserung technischer Werkzeuge. Regierungen und Sicherheitsbehörden werden aufgerufen, entsprechende Strategien zu entwerfen und mehr Bereitschaft für Experimente zu zeigen. Mancherorts sei Data Mining in Ermittlungen sogar schon die Regel geworden.
Der Studie zufolge fordern Finanzermittler, den Zugang zu den Informationen sogar auszuweiten. So könnten auch Informationen aus dem Internet verarbeitet werden. Die Behörden wünschen sich hierzu Werkzeuge zur Verarbeitung von Massendaten und Software, die Daten aus Finanzermittlungen und digitaler Forensik zusammenführen kann.
Kooperationen mit dem "Privatsektor"
Beim Data Mining werden unterschiedliche Informationen in einer Art Rasterfahndung miteinander abgeglichen. Das können polizeiliche Datenbanken sein, aber auch Verdachtsmeldungen von Finanzinstituten oder Metadaten aus der Telekommunikation. So entsteht ein umfangreiches Profil von Personen und Netzwerken, wie das US-amerikanische Softwareunternehmen Palantir in Werbevideos eindrucksvoll demonstriert.
Palantir entwickelt Software für Sicherheits- und Finanzbehörden und hat seinen Firmensitz im kalifornischen Silicon Valley. Beliefert wird auch der US-amerikanische Inlandsgeheimdienst CIA. Auf der Wunschliste der europäischen Ermittler steht auch der Ausbau von Kooperationen mit dem "Privatsektor". Gemeint sind Firmen wie Palantir, aber auch private Ermittler. Viele Angehörige von Sicherheitsbehörden verlassen den öffentlichen Dienst und gründen eigene Unternehmen, die sich auf Finanzermittlungen spezialisieren. In Wiesbaden haben ehemalige BKA-Beamte in den 90er Jahren eine solche Firma zur Verfolgung von Hochfinanz-Straftaten eröffnet.