Raubfische am Ende

Seite 2: Ohne Haie kein ökologisches Gleichgewicht

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Etwa 400 Millionen Jahre hielten Haie das ökologische Gleichgewicht der Ozeane aufrecht. Als "Meerespolizisten" halten sie die Anzahl der in den Riffen lebenden Tiere in Schach. Ohne die Haie würden sich die Tiere derart vermehren, dass die Riffe komplett abgefressen würden. Wie australische und kanadische Forscher herausfanden, würde das Verschwinden der Riffhaie an der Nordwestküste Australiens außerdem dazu führen, dass sich die mittelgroßen Räuber vermehren und die Algen fressenden Papageienfische ausrotten würden.

In der Folge würden die jungen Korallen komplett von Algen überwuchert. Bis vor ein paar Jahren gab es vor der südafrikanischen Küste die weltweit größte Population an Weißen Haien. Die wenigen, die sich noch in der Bucht von Kapstadt finden, wurden mit Sendern markiert. Doch nur einzelne Tiere kehrten in die Bucht zurück.

Wissenschaftler sehen darin ein Zeichen für den schlechten Zustand des südafrikanischen Meeres. Zudem dringen Badetouristen immer tiefer in die Lebensräume der Haie ein. Dadurch kommt es häufig zu Angriffen auf badende oder surfende Urlauber. Doch in den Schutznetzen, welche die Haie abhalten sollen, verenden einige tausend Tiere im Jahr, vor allem trächtige Weibchen, aber auch Delfine, Schildkröten und Rochen.

Anstelle der Netze werden mittlerweile Hai-Beobachter (Shark Spotters) eingesetzt, die die Badeurlauber vor möglichen Angriffen durch Haie warnen sollen. Darüber hinaus experimentiert man mit elektrischen Unterwasserzäunen.

Zu viel Beifang in den Schleppnetzen

Neben der Fleischgewinnung werden Haie auch aus reinem Freizeitvergnügen gejagt. So wurden der Umweltorganisation SAVE zu Folge alleine vor der Ostküste der USA geschätzte 2,5 Millionen (meist Tiger- oder Blau-) Haie von Sportanglern gefangen. Lebendig am Haken mit dem Boot mitgezogen oder mit scharfen Haken traktiert, sterben sie einen qualvollen Tod. Kleinere Haie werden von Tauchern oft mit der Harpune getötet.

Unter der Intensiv-Fischerei mit Schleppnetzen und der Zerstörung des Meeresbodens leiden nicht nur die empfindlichen Unterwasser-Lebensgemeinschaften. Zahllose Haie und Rochen, Großaugen- und Gelbflossenthun und andere Arten, deren Bestände teilweise überfischt sind, landen in den Netzen. In der Hochseefischerei werden Fische mit Langleinen und Treibnetzen sowie mit bis zu 2000 Metern langen Ringwaden gefangen.

Laut Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft werfen Fischer jedes Jahr 600.000 Tonnen Hai über Bord. Häufiger Beifang sind Meeresschildkröten, Meeressäuger, Seevögel, Haie und Jungfische. Meistens schwer verletzt, gehen die Tiere qualvoll zugrunde. Besonders viel Beifang verbraucht die Jagd auf Thunfisch. So waren im März 2017 auf einer nächtlichen Thunfischjagd vor La Palma rund 50 Fischerboote unterwegs, von denen einige bis 5000 kg Fisch an Bord gezogen hatten

Nachhaltig fischen und einkaufen

Umwelt- und Tierschutzorganisationen wie Greenpeace WWF kämpfen seit Jahren gegen die Überfischung der Meere. Unlängst appellierte auch der NABU an Mitglieder des Bundestages, den Ausverkauf der Nord- und Ostsee zu verhindern. Eine nachhaltige Fischerei würde unsere Meere gesund und Fisch als hochwertiges Nahrungsmittel erhalten, erklärt Dr. Gerd Kraus vom Thünen-Institut für Seefischerei in Hamburg.

Außerdem könnte ein Rückwurfverbot den Anteil an ungewolltem Beifang reduzieren. Besonders sensible Meeresbewohner und Lebensgemeinschaften müssen unter Schutz gestellt werden. Mittlerweile gibt es bereits eine Trendwende in der EU-Fischereipolitik: Die Überfischung in europäischen Gewässern bis 2020 zu beenden, hält der Fischereibiologe für ein erreichbares Ziel.

Auch wir Konsumenten haben Einfluss darauf, ob uns die Weltmeere mit ihrem Artenreichtum in Zukunft noch ernähren. Hering, Zander, Zuchtlachs, Zuchtkarpfen - welchen Fisch kann man noch guten Gewissens essen? Orientierungshilfen geben Fisch- und Einkaufsratgeber von WWF und Greenpeace.

Etliche Siegel - von MSC, Naturland, Friend of the Sea oder BIO-Fisch - informieren über Art der Fang- bzw. Zuchtmethoden. Fischexperte Rainer Froese vom Forschungsinstitut Geomar rät, günstigen Fisch mit Schwanz und Kopf direkt an der Fischtheke zu kaufen. Seine Annahme: Je günstiger der Fisch, desto mehr davon gebe es noch.